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Kid & Co - V3

Titel: Kid & Co - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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Sie können darauf schwören, daß es keine Hinterlist ist. Wenn Sie etwas tun wollen, so kann es nur offen und ehrlich geschehen. Denn anders können Sie sie ja gar nicht schmeißen.«
    »Was schmeißen?«
    »Eier, Pflaumen, Fußbälle, was Sie wollen. Aber, Wild Water, machen Sie keine Dummheit! Für so etwas gibt es hier kein Publikum. Nur weil sie Sängerin ist, haben Sie kein Recht, sie mit Eiern zu bombardieren.«
    Einen Augenblick schien es, als wollte Wild Water entweder einen Wutanfall oder einen Schlaganfall bekommen. Er trank schnell einen Schluck von dem heißen Kaffee und gewann langsam seine Selbstbeherrschung wieder. »Sie irren sich, Kurz«, sagte er mit kühler Ruhe. »Ich habe nicht die Absicht, sie mit Eiern zu bewerfen. Fällt mir nicht ein, Mensch!« brüllte er dann in plötzlich wachsender Erregung. »Ich will ihr die Eier schenken, auf einem Teller... Spiegeleier, zum Teufel...«
    »Na, ich konnte mir ja schon denken, daß ich mich irrte...«, erklärte Kurz großzügig, »... ich wußte ja, daß Sie solche Gemeinheiten nicht machen würden.«
    »Das stimmt auch wirklich, Kurz«, sagte Wild Water versöhnlich. »Aber reden wir wieder geschäftlich. Ihr seht also, warum ich die Eier kaufen möchte.«
    »Sie wollen also wirklich neuntausendsechshundertundzwanzig dafür zahlen?« fragte Kurz.
    »Das ist der reine Nepp, jawohl«, erklärte Wild Water erbost.
    »Geschäft, nur Geschäft«, erwiderte Kurz. »Sie glauben doch wohl nicht, daß wir die Eier nur unserer Gesundheit wegen aufgekauft haben?«
    »Nee... aber jetzt seid doch mal ein bißchen vernünftig«, sagte Wild Water eindringlich. »Ich möchte nur ein Dutzend haben. Ich gebe gern zwanzig Dollar das Stück. Was in aller Welt soll ich denn mit all den Eiern?«
    »Deswegen brauchen Sie sich doch nicht aufzuregen«, beschwichtigte Kurz ihn. »Wenn Sie sie nicht haben wollen, ist die Sache ja erledigt. Wir zwingen Sie doch nicht, die Eier zu kaufen...«
    »Aber ich will sie ja haben«, klagte Wild Water.
    »Na, dann wissen Sie ja, was sie kosten... es macht genau neuntausendsechshundertundzwanzig Dollar, und wenn ich falsch gerechnet habe, komme ich für den Fehler auf.«
    »Aber vielleicht tun die Eier es gar nicht«, wandte Wild Water ein. »Vielleicht hat Fräulein Arral jetzt gar keinen Appetit mehr auf Eier.«
    »Ich muß zugeben, daß Fräulein Arral schon den Preis für die Eier wert ist«, warf Kid ruhig ein.
    »Wert?« Wild Water wurde so eifrig, daß er aufstand. »Sie ist eine Million wert. Sie ist alles wert, was ich habe. Sie ist alles Gold wert, das es in Klondike gibt.« Er setzte sich wieder und fuhr dann mit ruhiger Stimme fort: »Aber deshalb brauche ich doch nicht zehntausend Dollar für ein Frühstück für sie wegzuschmeißen. Ich will euch einen Vorschlag machen. Leiht mir ein Dutzend von diesen verdammten Eiern. Ich werde sie Slavovitsch geben. Er wird sie wieder Fräulein Arral mit einem Gruß von mir geben. Es ist schon länger als hundert Jahre her, daß sie mich angelächelt hat. Wenn die Eier mir ein Lächeln von ihr eintragen, dann nehme ich euch den ganzen Laden ab.«
    »Wollen wir einen Vertrag in diesem Sinne abschließen?« sagte Kid schnell. Er wußte ja genau, Lucille Arral würde Wild Water anlächeln, wenn sie die Eier bekam.
    Wild Water ächzte. »Ihr seid ja verdammt schnell hier oben, wenn es sich um Geschäfte handelt.«
    »Wir nehmen ja nur Ihren eigenen Vorschlag an«, antwortete Kid.
    »Das ist wahr... also bringt das Papier... und legt mir Handschellen an«, rief Wild Water.
    Kid verfaßte die Urkunde, durch die Wild Water sich verpflichtete, sämtliche Eier, die ihm geliefert wurden, zum Preise von zehn Dollar das Stück anzunehmen, vorausgesetzt, daß die zwei Dutzend, die ihm zur Verfügung gestellt wurden, ihm ein Lächeln von Lucille Arral eintrugen.
    Als Wild Water die Feder, mit der er eben unterzeichnen wollte, in der erhobenen Hand hielt, besann er sich. »Einen Augenblick«, sagte er. »Wenn ich die Eier kaufe, nehme ich nur gute Eier ab.«
    »Es gibt ja gar keine schlechten Eier in Klondike«, erklärte Kurz entrüstet.
    »Ganz einerlei... wenn ich ein schlechtes Ei finde, müßt ihr es mir ersetzen...«
    »Einverstanden«, sagte Kid vermittelnd.
    »Und ich verpflichte mich, alle schlechten Eier aufzufuttern«, fügte Kurz hinzu.
    Kid schob das Wort »gut« in den Vertrag ein, und Wild Water unterzeichnete mürrisch. Dann bekam er die zwei Dutzend, die er zur Probe genommen hatte, zog

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