Kid & Co - V3
zu bringen, »ich finde jedenfalls nicht, daß du besonders aufs Heiraten versessen warst.«
Kid saß auf einem Zipfel seines Schlafsacks und war eifrig damit beschäftigt, die Füße eines knurrenden Hundes zu untersuchen, den er im Schnee auf den Rücken gewälzt hatte.
Er gab deshalb keine Antwort. Kurz, der einen dampfenden Mokassin an einem Stock zum Trocknen ans Feuer hielt, sah seinem Kameraden aufmerksam ins Gesicht.
»Schau dir mal das Nordlicht an«, sagte er. »Ein bißchen leichtfertig sieht es aus! Fast genau wie so `n schillerndes, flatterndes Frauenzimmer! Von denen sind ja selbst die besten leichtfertig, wenn sie nicht komplett verrückt sind. Und Katzen sind sie alle, ohne Ausnahme, die kleinsten und die größten, die hübschesten und die häßlichsten. Sie sind ganz wie brüllende Löwen und keifende Hyänen, wenn sie erst mal einen Mann aufgespürt haben, den sie verzehren möchten.«
Wiederum blieb der Monolog Kurz' unbeantwortet. Kid gab dem Hund, der nach seiner Hand schnappte, einen leichten Klaps und setzte seine Untersuchung der wunden und blutenden Fußballen fort.
»Hm«, plauderte Kurz weiter. »Vielleicht denkst du, ich hätte nicht verheiratet sein können, wenn ich Lust gehabt hätte? Und vielleicht glaubst du auch nicht, daß ich verheiratet wäre, selbst wenn ich keine Lust gehabt hätte, wäre ich nicht aus so hartem Holz geschnitzt? Kid, willst du wissen, was mich gerettet hat? Ich will es dir sagen. Meine gute Lunge! Ich lief einfach fort, und die Schürze möchte ich sehen, die mich einholen könnte!«
Kid ließ den Hund laufen und krempelte seine eigenen dampfenden Mokassins um, die ebenfalls auf Stöcken zum Trocknen am Feuer hingen. »Wir werden bis morgen hierbleiben und Mokassins für die Hunde machen müssen«, ließ er sich herab mitzuteilen. »Die dünne Eiskruste verdirbt ihnen die Pfoten.«
»Wir wollen lieber weitermarschieren«, wandte Kurz ein. »Wir haben nicht Proviant genug, um umkehren zu können, und müssen also sehen, so bald wie möglich das Gebiet der Rentiere oder der weißen Indianer zu erreichen... sonst werden wir unsere eigenen Hunde essen müssen... mit Haut und Haaren und wunden Pfoten! Aber glaubst du denn, daß überhaupt einer diese weißen Indianer gesehen hat? Alles nur Unsinn. Wie zum Teufel sollte eine Rothaut weiß sein können? Ein weißer Schwarzer wäre genauso natürlich und wahrscheinlich! Du, Kid, wir müssen also jedenfalls sehen, daß wir morgen weiterkommen. Das Land hier ist ja von allen Göttern verlassen... jedenfalls von allem Wild. Die ganze Woche haben wir nicht eine einzige Hasenfährte gesehen... das weißt du ja. Und wir müssen aus dieser Einöde heraus und irgendwohin, wo das Futter lebendig herumläuft.«
»Die Hunde werden aber alle besser laufen, wenn sie einen Ruhetag gehabt haben und Mokassins bekommen«, riet Kid. »Wenn du von irgendeiner Wasserscheide aus Ausschau halten würdest, so daß wir sehen könnten, was auf der anderen Seite liegt, wäre es gar nicht so dumm. Wir müßten eigentlich jeden Augenblick offenes Hügelland antreffen. Das hat jedenfalls La Perle gesagt.«
»Pah! Nach seinem eigenen Bericht ist es zehn Jahre her, daß er durch diese Gegend kam, und er war damals so verrückt vor Hunger, daß er gar nicht ahnte, was er sah! Denk doch daran, daß er uns erzählt hat, er hätte große Flaggen auf den Bergen wehen sehen. Danach kannst du ausrechnen, wie verrückt er war! Und er gibt selber zu, daß er nie eine weiße Rothaut gesehen hat... es war Anton, der ihm diesen Bären aufgebunden hat. Und der gute Anton war ja auch, zwei Jahre, ehe wir beide nach Alaska kamen, durchgebrannt. Aber ich werde morgen einen kleinen Ausflug machen. Und vielleicht erwische ich auch einen Elch. Aber wollen wir jetzt nicht schlafen?«
Kid verbrachte den Morgen im Lager, wo er Mokassins für die Hunde nähte und das Geschirr reparierte. Gegen Mittag kochte er für sie beide, aß dann seine Ration und begann sich nach Kurz' Rückkehr zu sehnen. Eine Stunde später schnallte er sich die Schneeschuhe an und begann der Fährte seines Partners nachzugehen. Sie führte ihn das Flußbett hinauf und durch eine enge Schlucht, die sich ganz plötzlich zu einer Elchweide erweiterte. Aber offenbar waren seit dem ersten Schneefall keine Tiere dagewesen. Die Furchen von Kurz' Schneeschuhen überquerten die Weide und führten den sanften Hang einer niedrigen Wasserscheide hinauf. Auf der Kuppe blieb Kid stehen. Die Fährte
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