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Kielwasser

Kielwasser

Titel: Kielwasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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er seine Erinnerungen abwerfen. Als er sich Jung zuwandte, klang seine Stimme fast wieder normal. »Warum wollen Sie das wissen? Vermuten Sie einen Zusammenhang mit dem Verschwinden des KaFüs?«
    »Wir gehen einer vagen Vermutung nach. Die Verbindung muss nichts bedeuten. Eine Klärung könnte uns aber dabei helfen, gewisse theoretische Möglichkeiten auszuschließen.«
    »Sie hatten noch einen Wunsch«, hakte der Kommandeur die Frage ab.
    »Ja. Wenn wir in ein paar Tagen einlaufen, würden wir gern einen Ausflug nach Tadjoura machen. Könnten Sie uns dabei behilflich sein?«
    »Kann ich. Aber nicht allein. Ich muss Ihnen einen Begleitschutz mitgeben, aus Sicherheitsgründen, Sie verstehen?«
    »Was heißt das?«
    »Ich gebe Ihnen eine Streife Militärpolizei mit, in Uniform und mit Jeep. Sie fahren in Zivil.«
    »Und wir fahren in Ihrem Toyota?«
    »Ja, mit Fahrer, auch in Zivil. Er kennt sich gut aus. Sie werden ihn unter Umständen brauchen. Im Übrigen glaube ich mich zu erinnern, dass wir zu dieser Zeit die Printmedien bei uns haben. Sie könnten sich an die dranhängen. Gibt Ihnen eine gute Tarnung. Ich muss die ein wenig in der Gegend herumführen.«
    »Wie viele Vertreter sind das denn?«
    »Nur zwei. Eine Frau und ein Mann. Von der WZ 31 und der ZEIT, wenn ich mich recht erinnere. Jedenfalls sind es zwei. Das weiß ich sicher.«
    »Wie lange fahren wir nach Tadjoura?«
    »Wenn alles glattläuft, circa drei Stunden.«
    »Was heißt, wenn alles glattläuft? Was kann denn passieren?«
    »Es gibt schon mal umgekippte Lastwagen, die die Straße blockieren. Außerdem durchquert die Straße des Öfteren trockene Flussbetten und wird somit zur Piste. Manchmal sind diese unpassierbar. Geröll und Gesteinsbrocken von der letzten Flash Flood 32 sind noch nicht weggeräumt. Dann ist die Fahrt dort zu Ende. Aber Sie können es trotzdem versuchen. Ich habe es auch schon bis nach Tadjoura geschafft.«
    »Gut, das machen wir so. Schumi, hast du noch was?«
    »Nein, keine weiteren Punkte. Wir sollten jetzt langsam aufbrechen. Wir müssen noch packen und die Fahrt zum Flughafen dauert auch. Entschuldigung, wenn ich drängle.«
    »Okay, Oberstaber. Ich will Sie nicht länger aufhalten. Ich erwarte Sie, wenn Ihr Schiff einläuft. Vielleicht haben Sie dann schon etwas Neues. Ich bin gespannt.«
    »Machen Sie sich nicht zu große Hoffnungen. Wir haben bis jetzt nicht viel, nur einige wenige Überlegungen.«
    »Was nicht ist, kann ja noch werden. Viel Glück.«
    »Danke. Auch dafür, dass Sie uns nicht gelöchert und schon Ergebnisse von uns erwartet haben. Äußerst wohltuend.«
    »Ich kann mich in Ihre Lage versetzen, glauben Sie mir. Ich sehe Sie noch am Wagen.«
    Sie verließen die Kammer. Jung packte schnell seine Reisetasche. Der Blick aus dem Bullauge seiner Kammer bestätigte ihm, dass das Wetter sich nicht geändert hatte: gleißende Sonne an einem wolkenlosen Himmel. Jung fragte sich, wie um alles in der Welt es hier zu Überschwemmungen und reißenden Fluten kommen sollte. Er würde den MET danach fragen müssen.
    Er genoss die Sicht auf den Golf und die smaragdgrüne See, auf die kleine, weiße Insel am Horizont und die auf der Reede schlafenden Dampfer und Daus. Eine friedlichere Kulisse hätte es nicht geben können. Er freute sich auf den Flug und die Gelegenheit, die Szenerie auch aus der Luft betrachten zu können. Nur das Heulen der Turbine und das Klopfen der Rotorblätter würden stören.
    Jungmann verabschiedete sich von ihnen auf der Pier. Der Fahrer saß am Steuer des Toyotas und wartete auf sie. Sie passierten die Moschee am Hafeneingang und fuhren vorbei am La Gare Dschibuti Ville und der Ahriba hinaus zum Flugplatz. Der in der Luft hängende afrikanische Hautgout verstärkte in Jung noch einmal die Erinnerung an die in den letzten Tagen empfangenen Eindrücke.
    Der Bootsmann hatte die alte Platte aufgelegt, die sie schon von der Herfahrt kannten. Heute fühlte sich Jung weniger gestört. Vielleicht lag es daran, dass er auf dem Rücksitz Platz genommen und Schumi den Beifahrersitz überlassen hatte.
    Jung war unruhig. Er wollte wissen, was Schumann gestern Abend herausgefunden hatte. Im Auto bot sich keine Gelegenheit, ihn danach zu fragen. Im Hubschrauber auch nicht. Er musste sich gedulden, bis sie auf dem Schiff unter vier Augen sprechen konnten.
    Am Flughafen empfing sie der Pilot, den er zusammen mit dem MET an seinem ersten Tag an Bord beim Frühstück getroffen hatte. Er schwitzte heftig. Obwohl

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