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Kielwasser

Kielwasser

Titel: Kielwasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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andere sehen wir später.«
    Schumann überlegte. »Wenn du recht haben solltest, muss es auch mindestens ein Mädchen geben.«
    »Genau. Und deswegen darfst du heute Abend noch mal ausgehen, zu den Mädels von gestern.«
    »Und du?«
    »Ich bleibe hier und schlafe den Schlaf der Gerechten. Ich würde nur stören. Alles, was ich leisten kann, habe ich gestern Abend geleistet.«
    »Deine Rolle ist weitaus billiger als meine. Das ist unfair, Herr Oberleutnant.«
    »Meine ist auch langweiliger. Und by the way: Das ist ein Befehl, Herr Oberstabsbootsmann.«
    »Verstanden, Herr Oberleutnant. Spähtrupp in die Nuttenbude. Dazu brauche ich ein Auto, Drittmittel in Höhe von …«
    »Schluss damit, Oberstaber. Sie gehen, wie Sie sind. Übrigens kriegen Sie ja Auslandsverwendungszuschlag. Damit sind alle weitergehenden Forderungen obsolet. Ist das soweit verstanden worden, Herr Oberstabsbootsmann?«
    Schumann lachte. »Du lernst dazu, Tomi.«
     
     

Der Kommandeur II
    Am nächsten Morgen trafen sie sich nach dem Frühstück beim Kommandeur. Jung hatte zuvor noch keine Gelegenheit gehabt, Schumann nach dem Verlauf des vergangenen Abends zu fragen. Jetzt sah er ihm aufmerksam ins Gesicht, um vielleicht eine Regung zu entdecken, die ihm einen Hinweis hätte geben können. Nichts. Schumi grinste freundlich wie immer.
    »In zwei Stunden ist der Hubschrauber da. Er bringt Sie zurück aufs Schiff. Haben Sie noch Wünsche, die ich erfüllen kann?«, fragte Jungmann.
    »Ja, wir haben eine Frage und einen Wunsch«, erwiderte Jung.
    »Nur zu. Was wollen Sie wissen?«
    »Wir möchten Sie noch einmal zu dem Fitnessstudio und den Sportkameraden des KaFüs befragen. Haben Sie die beiden, mit denen er im Gepard war, noch einmal nach seinem Verschwinden gesehen?«
    »Wie gesagt, so oft bin ich nicht dort. Die Benutzer des Fitnesscenters werden übrigens von den Franzosen auch nicht registriert. Aber ich habe sie nur zusammen mit dem KaFü dort gesehen, seitdem nie wieder. Ist ja auch nicht weiter erstaunlich. Sie sind schließlich Soldaten und im Einsatz. Das führt sie schon mal für längere Zeit weg.«
    »Klingt plausibel. Wissen Sie, wo die beiden sein könnten?«
    »Die Fremdenlegionäre rücken öfter für längere Zeit ins Übungsgelände aus. Sie liegen an der somalischen Grenze, räumen Landminen und erkunden die Lage zu Somaliland, der Nordprovinz oder zu Äthiopien. Zwecklos, übrigens auch gefährlich, sie da suchen zu wollen.«
    »Und die Marines?«
    »Wenn sie nicht im Camp Lemonier sind, dann sind sie auf den amphibischen Trägern vor der Küste. Da kommen Sie niemals hin.«
    »Und wenn wir ein offizielles Ersuchen an die US-Navy richten?«
    »Wir wissen ja noch nicht einmal, wen wir suchen. Selbst wenn wir es wüssten, wäre ein solches Ersuchen genauso, als wenn Sie den Papst zum Geburtstag einladen wollten. Eher noch schwieriger.«
    »Ist das mal versucht worden?«
    »Sie meinen die Einladung des Papstes?« Jungmann lachte.
    »Nein, natürlich nicht. Ich meine ein Ersuchen an die Navy.«
    »Wissen Sie, ich war in meinen jungen Jahren für kurze Zeit Liaison Officer auf einem der Träger. Das war noch vor dem 11. September 2001. Der Sicherheitsfanatismus war schon damals befremdlich. Ich weiß noch, mit wie viel gutem Willen und mit welchem Stolz ich auf dieses Schiff ging. Wenig später kam ich mir vor wie ein potenzieller Verräter, von anderen Merkwürdigkeiten ganz zu schweigen.« Jungmann machte ein nachdenkliches Gesicht und fuhr anschließend fort: »Ich dachte an die USA als den wehrhaften Garanten westlicher Werte wie Demokratie, Freiheit und Gleichheit. Dann erlebte ich, dass vor der Tür des Kommandanten – man muss schon sagen, vor dem Portal seiner feudalen Residenz – auf einem roten Teppich Tag und Nacht zwei Männer in voller Paradeuniform mit blank gewichsten Lackschuhen, weißem Koppelzeug, geschulterten Karabinern und in weißen Gamaschen Wache standen.« Bei den Worten roter Teppich und weiße Gamaschen hatte Jung den Eindruck, als wolle sich Jungmann übergeben oder wenigstens ausspucken. »Und ich musste mir, als Offizier wohlgemerkt, in meinem Deck mit 17 Kameraden und einer Ratte, in groben, übereinandergestapelten Dreierkojen 20 dreckige Quadratmeter und neun schmale Spinde teilen. Wovor musste der Kommandant eigentlich geschützt werden? Vielleicht vor den Mannschaften, die unzufrieden mit dem Fraß aus der fünften Bordküche waren?«
    Jungmann hatte sich erregt. Er schüttelte sich, als wolle

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