Kielwasser
ihn aufmerksam. Schließlich sagte Jung leise: »Weil ich drauf und dran war, ihre Offerte anzunehmen.« Er schwieg und starrte auf den Tisch.
Schumann sah ihn lange erstaunt an. »Willst du ein Bier, Tomi?«, fragte er schließlich.
»Ja, gern.«
Schumann öffnete den Tischkühlschrank, entnahm ihm zwei Becks und öffnete sie. Er reichte Jung eine Flasche über den Tisch und bemerkte zurückhaltend: »Mach dich nicht fertig. Du warst sehr vernünftig.«
»Danke. Auf die Vernunft.« Sie stießen die Flaschen über dem Tisch zusammen und tranken.
»Prost.«
»Meine Mutter hätte, wenn sie noch leben würde, gesagt: Sehr klug von dir, mein Junge.«
»Prost auf die Mütter.«
»Prost auf die Mütter«, echote Jung. »Ich hätte ihr allerdings nie davon erzählt.«
»Ich auch nicht.« Schumann lachte.
»Prost, auf uns.«
»Prost, auf uns.«
Schumann führte die Flasche an den Mund und leerte sie bis auf den letzten Tropfen. Dann stieß er ein befreites »Aah« aus und stellte sie beiseite. »Nun musst du mir noch verraten, wie der KaFü da reinpasst.«
Jung schob seine Flasche beiseite, straffte sich und beugte sich vor. »Ich könnte mir vorstellen, dass ich nicht der Einzige bin, dem es so geht.«
»Du meinst den KaFü, ich verstehe.«
»Genau. Nur, dass der nicht so schissig ist wie ich. Er hatte ja auch seit seinem zehnten Lebensjahr keine Mutter mehr. Seine Eltern sind beide verstorben. Zudem hat ihn seine Verlobte erst kürzlich in die Wüste geschickt.«
»Ah ja, und du meinst, er könnte für Offerten dieser Art anfälliger sein und sich an Land einrichten wollen. Gut, da könnte was dran sein. Aber dazu braucht er Chuzpe und einen weichen Keks bei dem Risiko, das er eingeht. Überleg mal! Und er braucht vor allem Geld, sonst läuft das nicht. Woher soll er das nehmen?«
»Er macht weiter, was er bislang so gut gemacht hat.«
»Wie soll das denn gehen?« Schumann winkte ab.
»Der San-Maat hat mir erzählt, der KaFü sei für die Versüßung des Bordlebens verantwortlich gewesen und hätte da Großes geleistet. Jetzt macht er an Land einfach weiter. Hier gibt es mehr Grund zur Versüßung, das ist doch offensichtlich.«
»Woran denkst du?«
»An legale und illegale Drogen.«
»Was? Das glaubst du doch wohl selbst nicht. Selbst, wenn es so sein sollte, die kann sich doch hier keiner leisten. Was glaubst du denn, was die kosten?«
»Es gibt Franzosen, Amerikaner und, nicht zu vergessen, Deutsche.«
»Das ist ja abenteuerlich. Der Mann ist offiziell tot oder fahnenflüchtig. Überleg mal, was das bedeutet. Und dann ist er so dreist, uns Drogen zu verhökern? Also nee, nee, nee. Das geht nicht in meinen Kopf.«
»Wenn es so abgelaufen sein sollte, wie wir es als Möglichkeit durchgespielt haben, muss er Helfer gehabt haben«, ließ Jung sich nicht beirren. »Richtig?«
Schumann nickte.
»Wenn sie ihm dabei geholfen haben, von Bord zu kommen, warum dann nicht auch bei dem, was folgt? Das gäbe doch überhaupt erst einen Sinn für den ganzen Aufwand.«
Schumann starrte vor sich auf den Tisch und schwieg. Er wand sich innerlich. Jung sah es ihm an.
»Das gilt sowohl für seine Helfer an Bord als auch für die an Land. Wer könnten die sein?«
Schumann fiel es schwer, in diese Richtung weiterzudenken. Aber er gab sich einen Ruck. »An Bord? Schwer zu sagen.«
»Offenbar war er mit keinem eng befreundet. Laut Kommandant hielt er sich bedeckt, ließ sich nicht in die Karten gucken. In der Messe war er nicht so der Kamerad, wie wir gehört haben. Wer kommt noch infrage?«
»Sein engster Mitarbeiter vielleicht. Mit dem war er zwangsläufig zusammen, wenn auch nur bei der Arbeit. Der wäre auch am ehesten in der Lage, ihn vor einer Entdeckung zu schützen, als das Schiff auf den Kopf gestellt wurde.«
»Klingt plausibel. Wenn ich zurück an Bord bin, werd ich mich um ihn kümmern. Mal sehen.« Jung griff zu seiner Bierflasche und trank einen Schluck. »Und an Land?«
»Die Jungs aus dem Gym, der Franzmann und der Ami, mit denen der Kommandeur ihn gesehen hat.«
»Richtig. Dieser Gedanke ist mir auch sofort gekommen. Wo finden wir die?«
»In der Muckibude. Sie könnten aber auch ihrem Job nachgehen und weit weg sein. Dann finden wir sie nie.«
»Auf jeden Fall können wir Jungmann fragen, ob er sie dort wieder gesehen hat oder nicht.«
»Und danach?«
»Wir fragen ihn erst einmal. Dann haben wir eine erste Information. Was wir mit der machen, hängt davon ab, wie sie ausfällt. Alles
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