Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kill Decision

Kill Decision

Titel: Kill Decision Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
Vom Netzwerk:
dranzukommen und sie zu missbrauchen.»
    Sie betrachtete den schäbigen Aufzug. «Scheint nicht sonderlich erfolgreich.»
    «Er fliegt unterm Radar. Das macht ihn nützlich für uns. Apropos: Glaub nichts, was er dir sagt. Er hat Talente, die wir brauchen, aber dieser Mann ist ein manipulativer Soziopath.»
    «Klingt nach einer tollen Ergänzung für das Team.»
    Die Tür ging auf, und Odin führte sie einen schimmligen Gang entlang, vorbei an billigen Furniertüren mit schmucklosen schwarzen Schildern von Einwanderungsanwälten und Versandfirmen. Dann kamen sie an eine Tür ganz ohne Schild, nur mit einem Spion und einem stabilen Zylinderschloss. Die Nachbartüren hatten keins von beidem.
    Odin begutachtete das Schloss. «Ein altes Medeco-Biaxialschloss. Müsste ich knacken können.» Er zog ein kleines Lederetui aus der Tasche und klappte es auf. Es enthielt ein Sortiment an handlichen Gerätschaften. Er nahm einen kleinen Messingschlüssel heraus, dann seine kleine Stabtaschenlampe mit dem isolierbandumwickelten Griff. «Falls jemand kommt, huste.»
    McKinney zog die Augenbrauen hoch. «Du willst wirklich –»
    «Behalte den Gang im Auge.» Er arbeitete so schnell, dass sie es kaum mitbekam, steckte etwas, das wie ein simpler abgefeilter Schlüssel aussah, in das Schloss, zog es wieder ein wenig heraus und schlug einmal kurz mit dem umwickelten Ende der Taschenlampe dagegen. Dann öffnete er das Schloss, als ob er den passenden Schlüssel hätte. Ein kurzer Blick in den Raum, und er bedeutete ihr, ihm hineinzufolgen.
    Ehe McKinney etwas zum Thema Einbruch sagen konnte, gingen sie schon durch einen schäbigen unbeaufsichtigten Empfangsbereich, nur mit einem Rezeptionstisch, auf dem sich FedEx- und UPS-Päckchen stapelten. Sie hörte Stimmen und Tastaturgeklapper, als sie einem mittigen Gang folgten. Der Gang mündete in ein bescheidenes Großraumbüro, wo aus PC-Lautsprechern blecherne christliche Rockmusik kam.
    «… my savior! Savior! Say-vii-ooorr!»
    Odin ging zielstrebig weiter; den Schlüssel und die Taschenlampe hatte er weggesteckt. Er steuerte auf die geschlossene Tür am anderen Ende zu. McKinney konnte es sich nicht verkneifen, einen der Beschäftigten zu mustern – ein weißes Bürschchen um die zwanzig mit Piercings und blauem Haar. Sie nickte ihm zu und ging weiter. Der Junge wandte sich sofort wieder seiner Tastatur zu, desinteressiert.
    Ehe sie die Tür am anderen Ende erreichten, kam eine untersetzte, schon etwas ältere blonde Frau in Jeans und einem knallrosa Wohltätigkeitslauf-T-Shirt um eine Ecke, in den Händen einen Aktenordner, aus dem jede Menge bunte Post-it-Markierungen blühten. Sie verlangsamte ihren Schritt. «Kann ich Ihnen helfen?»
    Odin schüttelte den Kopf. «Er hat mir einen Schlüssel gegeben. Sind Sie sein Admin?»
    «Die Büroleiterin.»
    «Nein, dann können Sie mir nicht helfen.» Er marschierte weiter, die Büroleiterin im Gefolge, und öffnete die Tür am anderen Ende. Dahinter lag ein recht geräumiges Eckbüro, bestückt mit Ikea-Möbeln, einem Flachbildfernseher und Spielkonsolen. Das Büro war ein einziger Stilmischmasch. Überall stapelten sich dicke Aktenordner, und an den Wänden waren Regale, vollgestopft mit dicken Programmierhandbüchern – Dutzende von Sprachen und Methoden, von Perl über Java bis Hadoop, von Penetrationstests bis zum Hacken von Online-Spielen.
    Der Inhaber des Büros saß in einem braunen Ledersessel, mit dem Rücken zu ihnen und mit Blick auf Downtown-Tampa in der Ferne. Er telefonierte, die silberbeschlagenen Cowboystiefel auf einem Sideboard. McKinney folgte Odin in den Raum, noch immer ohne klare Vorstellung, wie sie sich verhalten sollte.
    Überrascht, dass jemand sein Büro betrat, nahm der Mann die Füße herunter und drehte sich mit seinem Stuhl um, sprach aber weiter ins Telefon. «… gealterte Accounts – mindestens ein Jahr. Je älter desto besser.» Er sah stirnrunzelnd seine Büroleiterin und McKinney an – dann weiteten sich seine Augen, als sein Blick auf Odin fiel. Er sagte ins Telefon: «Hey, ich muss mich hier kümmern. Simsen Sie mir, wenn Sie alles haben, okay?»
    Er legte auf und starrte Odin nur stumm an.
    Odin nickte. «Wie sieht’s aus, Mordecai?»
    Die Büroleiterin sah ihn irritiert an. «Da muss ein Irrtum vorliegen. Mister James ist –»
    «Raus, Maggie.» Als sie nicht sofort reagierte, wedelte er sie mit beringten Fingern weg. «Los! Und Tür zu.»
    Sie nickte und gehorchte mit verkniffenem

Weitere Kostenlose Bücher