Kill Decision
dafür, dass jemand im Establishment hinter den Drohnen steckt. Ich muss herausfinden, wer.»
«Scheiße! Warum zum Teufel sind Sie gerade hierhergekommen? Verdammt, Mann! Ich habe endlich mein Leben auf die Reihe bekommen.»
Odin richtete die Pistole auf Evans. «Dann war’s das wohl …»
Evans hob abwehrend die Hände. «Und falls ich es durch irgendein Wunder schaffen würde? Was dann – werden Sie mich töten und in den Everglades versenken?»
«Lässt irgendwas in meinem bisherigen Verhalten darauf schließen, dass ich grundlos töten würde? Sie wissen verdammt genau, dass der Ladenbesitzer in Dushanbe ein Bombenbastler war. Dass er Kindern Bomben umgeschnallt hat.»
Sie starrten sich sekundenlang schweigend an; Evans atmete schwer.
«Es geht hier um sehr schwerwiegende Dinge – nicht nur um die nationale Sicherheit, sondern um die Zukunft der Menschheit, und ich bin fest davon überzeugt, dass Sie uns weiterhelfen können. Jemand hat zumindest einen Teil des nationalen Sicherheitsapparats gehijackt, und ich nehme an, es hat mit dem Gesetz über die Milliardenmittel für autonome Drohnen zu tun, das momentan durch den Kongress gepeitscht wird. Wie können wir herausfinden, wer es ist?»
Evans machte ein entsetztes Gesicht. «O Mann! Das sind Leute, mit denen ich mich nicht anlegen will.»
Odin hob die Pistole wieder. «Ich werde Sie dazu bringen, das Richtige zu tun. Auch wenn es Ihr Tod ist.»
McKinney schob die Pistole beiseite. «Er wird uns ja helfen.»
«Das ist der Grund, warum man sich nicht mit der Unterwelt einlassen sollte, Mort. Was hält mich davon ab, diese Leute wissen zu lassen, dass Sie uns geholfen haben, selbst wenn es nicht stimmt? Ich könnte jetzt Ihr Telefon da abnehmen und mit meiner Stimme in die Leitung sprechen. Das müsste reichen.» Odin langte nach dem Hörer.
«Nicht!» Evans schob das Telefon weg. «Was Sie verlangen, ist unmöglich. Trotzdem, ich werde sehen, was ich tun kann. Aber hier geht es nicht. Ich brauche richtiges Equipment.»
McKinney sah sich in der riesigen Eigentumswohnung mit den hohen Fenstern und dem Bay-Blick um. Es war eine Penthouse-Wohnung in einem pseudomediterranen zwanzigstöckigen Hochhaus am Bayshore Boulevard. Sie war neu und wirkte ziemlich unbewohnt – keine Unordnung, kein dreckiges Geschirr. Die Einrichtung war in sich kohärent, wenn auch ein bisschen dick aufgetragen. Da waren ein L-förmiges Segmentsofa auf einem Zebrateppich, weite Parkettflächen, eine vollausgestattete Bar, Spiegel, Lampen aus gebürstetem Stahl, Bodenvasen, kühne moderne Kunst, die nichts sagte, das aber laut, sowie Regale mit einem getrockneten Kugelfisch und anderem Nippes, den McKinney nicht ohne weiteres mit dem Großstadtcowboy zusammenbrachte, dem er angeblich gehörte.
Nachdem er sich einmal geschlagen gegeben hatte, beschwerte sich Evans nicht mehr sonderlich darüber, von Odin quasi gekidnappt worden zu sein. Er schien sich in sein Schicksal zu ergeben. McKinney war in ihrem Mietwagen hinter Evans’ Jaguar hergefahren und hatte ihn die ganze Zeit auf Odin, der auf dem Beifahrersitz saß, einschwatzen sehen. Jetzt wirkte Evans fast schon gut gelaunt: Er summte vor sich hin, während er sich an der Bar einen Drink machte.
«Möchten Sie irgendwas, Professor?»
Sie schüttelte den Kopf.
«Ich mixe einen legendären Mai Tai.»
«Ich sagte nein. Danke.»
«Wie Sie möchten. Ich muss sagen, Sie sind ziemlich schnuckelig, auf Ihre burschikose Art. Welches Mädel geht denn überhaupt zur CIA?»
«Ich bin nicht bei der CIA. Bleiben wir einfach beim Geschäftlichen, Mr. Evans.» Sie ging zu Odin, der an der Glasfront mit Blick auf das glitzernde Wasser der Bucht stand. «Glaubst du wirklich, dieser Gangster kann uns Zugang zu irgendwas verschaffen?»
Odin behielt sein Pokerface bei. «Nein, aber er kann uns zu den Leuten führen, die es können. Ich warte nur, dass er seinen Move macht.»
Das verblüffte sie. Sie blickte über ihre Schulter.
Evans schüttelte einen silbernen Martini-Shaker, klopfte dann mit dem oberen Teil auf die Kante der Bar und zog die Hälften gekonnt auseinander. Er goss sich durch ein Sieb ein gekühltes Martiniglas voll.
Odin sagte mit dem Gesicht zum Fenster: «Ganz schöner Aufstieg, Mordecai. Was hat Sie diese Wohnung gekostet?»
«Eineinhalb Millionen – nur eine halbe Million mehr, als sie jetzt wert ist, was im Immobiliengeschäft in Florida heutzutage schon als genialer Deal gilt. Aber das kratzt mich nicht.
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