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Kill Decision

Kill Decision

Titel: Kill Decision Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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schon ganze Wahlen herumgerissen. Vor allem, wenn uns die Gegnerbeobachtungsleute etwas geben, was wir öffentlich machen können. Dann upvoten unsere Puppen es bis zum Gehtnichtmehr, selbst wenn es läppisch ist. Wir können praktisch aus nichts öffentliche Empörung generieren.»
    McKinney zeigte auf Evans. «Wie können Sie darauf stolz sein? Sie erzeugen gefakten Konsens. Eine ‹Volksbewegung›, die es gar nicht gibt.»
    «Das nennt sich Astroturfing , und, ja, es ist eine spannende Aufgabe.»
    Odin bremste McKinney mit einer leichten Berührung, als sie aus der Haut zu fahren drohte. «Es geht um die Mission, Professor.»
    Evans lachte amüsiert, während er von seinem Mai Tai trank. «Regt sie das wirklich auf?»
    «Die Leute müssen erfahren, was diese Kerle tun.»
    «Pfff! Dass ich nicht lache. Das ist doch kein Geheimnis. Was glauben Sie denn, warum jeder ein Stück vom Kuchen abhaben will? Opposition aufzuspüren und zu neutralisieren oder die eigene Agenda zu promoten – dafür sind soziale Medien da.»
    «Ursprünglich waren sie dazu gedacht, die Informationshoheit der etablierten Medien zu umgehen.»
    Er winkte ab. «Ja, und schauen Sie, was daraus geworden ist. Im Internet reden alle übers Fernsehen, und im Fernsehen reden alle übers Internet. Das ist alles ein einziges sich selbst fütterndes System, und Sie geben mir die Schuld? Die großen Jungs haben längst übernommen. Sie zäunen das ach so freie Internet ein. Teufel noch mal, selbst die CIA hat eine Social-Media-Abteilung mit hippen jungen Nachrichtenanalysten, die das Bedrohungs-/Chancenprofil im Auge behalten und in 140-Zeichen-TWITINT-Tweets berichten.»
    Odin ging jetzt dazwischen. «Wer sind diese PR-Firmen, die Sie beauftragen?»
    «Groß. Im Besitz von Washingtoner Kanzleien. Mächtig. Mit Zugriff auf alles – all die Daten, die in der Gesellschaft unterwegs sind. Handyortung. Einkaufsdaten. E-Mail, Instant Messaging, soziale Netzwerke. Sie schürfen überall in Echtzeit, um Sachen zu finden, die den Interessen ihrer Klienten zuwiderlaufen. Um Probleme und Chancen auszumachen. Wenn irgendwo über etwas geredet wird, was ihre Interessen tangiert – sie wissen es. Und sie können den öffentlichen Diskurs notfalls verändern, können die öffentliche Wahrnehmung modifizieren – die Realität in Echtzeit umschreiben. Es ist wirklich beeindruckend. Sie könnten Mutter Teresa zum Satan machen und Hitler zum heiligen Franziskus.»
    McKinney sah ihn mit abgrundtiefer Verachtung an.
    Er begann, sich einen weiteren Drink zu mixen. «Verabscheuen Sie nicht den Spieler, Professor, verabscheuen Sie das Spiel. Immerhin bin ich keiner von diesen miesen kleinen Datenkosmetikern und Trash-Consultants, die Promiklatsch steuern, um eine konsistente ‹Markenstory› zu erzählen. Alles, was die Öffentlichkeit sieht, ist gemanagt. Wo immer es eine wertvolle Marke zu schützen gibt, egal ob eine Person oder ein Spülmittel, sind diese Leute da draußen und schützen sie, formen die Geschichte. Ich bitte Sie … wer zum Teufel folgt denn einem Spülmittel auf Twitter? Wie kann irgendjemand diesen Käse für echt halten?»
    In dem Moment sah McKinney einen von Odins Raben draußen auf der Brüstung der Dachterrasse landen. Er wirkte aufgeregt, krächzte lautlos hinter den Isolierglasfenstern und hüpfte nervös das Geländer entlang.
    Odin stutzte, wandte sich dann Evans zu. «Sie enttäuschen einen nie, was?»
    Evans schien verdutzt. «Wie meinen Sie das?»
    Odin zog wieder die Pistole. «Sie haben Alarm gegeben.»
    «Wovon reden Sie?»
    Odin packte ihn am Kragen und zog ihn über die Bar. Barhocker flogen um, und Evans landete mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden. «Wann haben Sie dort angerufen, Morty? Wann!» Odin presste dem Kerl das Knie ins Genick, nagelte sein Gesicht auf dem Parkett fest.
    «Au! Scheiße noch mal! Ich hab’s nicht getan! Odin!»
    McKinney rief: «Odin, um Himmels willen –»
    «Wen haben Sie angerufen, Morty?»
    Evans rang noch einen Moment nach Luft, hob dann kapitulierend die Hand. «Meinen Kontaktmann. Vorhin im Büro – als Sie eingebrochen sind. Mir gehört das ganze Haus. Ich bekomme ein Signal, wenn mein Etagenknopf gedrückt wird. Ich habe Sie auf den Aufnahmen der Fahrstuhlkamera erkannt, Bart hin oder her. Herrgott, Odin, wir saßen eineinhalb Jahre lang zusammen am Arsch der Welt – glauben Sie wirklich, Sie wären nicht in mein Gedächtnis eingebrannt? Ich hätte lieber in den Knast gehen sollen.»
    Odin

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