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Kill Order

Kill Order

Titel: Kill Order Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Kusowjenko lächelte die Frau entschuldigend an, die ihm gegenüber saß und tastete nach seinem Handy in der Jackentasche. Er verspürte einen leichten Stich Ärger, dass er es nicht ausgeschaltet hatte. Die Nummer auf dem Display kannte er nicht, aber die Vorwahl, Neun-Sieben-Zwei. Sein Unmut verstärkte sich. Kurz erwog er, den Anruf zu ignorieren. Aber dann mischte sich Sorge hinein und eine bestimmte Art von Erwartung, die seine Verärgerung nur steigerte. „ Da ?“
    Die Frau, Irina, lächelte höflich und nippte an ihrem Glas.
    „Ich bin es“, sagte David Liberman.
    Scheiße, dachte Kusowjenko. „Sie haben ein neues Telefon, mein Freund.“
    „Wegen Fedorow ...“, Libermans Stimme hallte leise und merkwürdig verzerrt durch den Äther.
    „Haben Sie ihn gefunden?“ Kusowjenko nickte Irina kurz zu, stand vom Tisch auf und verließ das Lokal. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie sich seine beiden Leibwächter eilig erhoben und ihm folgten.
    „Nein“, sagte Liberman, „leider nicht. Aber ich hatte gehofft, dass Ihre Leute mehr Glück hatten.“
    „Ich tue, was ich kann. Bedauerlicherweise hat er sich in Luft aufgelöst. Übrigens, wer ist die Frau bei ihm?“
    Es raschelte und knisterte in der Telefonleitung, dann entgegnete eine andere Stimme: „Die können Sie gleich mit erledigen.“
    Diese Stimme klang härter als die von Liberman. Kusowjenko fragte sich, woher er sie kannte. Er hatte sie schon mal gehört, er kam nur nicht drauf, bei welcher Gelegenheit. Zugleich schoss Ärger in ihm hoch, weil Liberman nicht allein war und noch einen zweiten Kontakt ins Spiel gebracht hatte, ohne es zuvor anzukündigen. „Wer sind Sie?“, fragte er.
    „Ich bin der, der Ihre verdammten Rechnungen zahlt.“
    Plötzlich kam Kusowjenko die Erleuchtung. „Cohen. Shimon Cohen.“
    „Keine Namen am Telefon“, sagte Cohen scharf.
    Kusowjenko spannte sich an. Cohen kannte er von früher, als der Kerl noch beim Aman gewesen war. Dennoch hatte er nie viel mit ihm zu tun gehabt. Der Großteil der Kommunikation war über Liberman gelaufen.
    „Hören Sie“, fuhr Cohen fort, „es ist jetzt fünf Tage her, dass Fedorow Ihnen durch die Lappen gegangen ist. Wir zahlen Ihnen viel Geld, und ich will Ergebnisse.“ Seine Stimme klang unangenehm, wie ein Stein, der über eine Glasscheibe kratzt.
    Kusowjenko gefiel sein Ton nicht. „Wenn ich mich richtig erinnere, dann ist das Ihr Teil des Jobs. Sagen Sie mir, wo ich meine Leute hinschicken muss, kein Problem.“ Durch die Fenster spähte er nach seinem Tisch und zu Irina, die dort saß und weiter an ihrem Wein nippte. Es machte ihn wütend, dass er sich ausgerechnet jetzt mit diesen Idioten auseinandersetzen musste.
    Cohen erklärte ihm in seinem aggressiven Tonfall, wie er die Sache sah. Dass hier ihrer aller Existenz auf dem Spiel stand, und dass er, Kusowjenko, das offensichtlich nicht ernst genug nahm. Insbesondere vor dem Hintergrund der hohen Geldsummen, die erst kürzlich auf sein Konto geflossen waren. Dieser ehemalige Aman-Offizier führte sich auf wie ein Feldherr, wofür hielt der sich eigentlich?
    „Was wollen Sie?“, brummte Kusowjenko. „Der Mann ist verschwunden und vielleicht bleibt er das auch. Dann brauchen Sie sich keine Sorgen mehr machen, dass Ihre eigenen Leute ihn fassen könnten.“
    „Stellen Sie sich vor, er läuft zu irgendeinem Journalisten und erzählt dem die ganze Story“, ereiferte sich Cohen. „Wissen Sie, was dann los ist?“
    „Das glaube ich nicht.“ Der Gedanke war so absurd, dass es fast schon erheiternd war. „Der will nur seine Ruhe haben. Aber wer einem Bären auf die Nase schlägt, darf sich nicht wundern, dass der Bär wütend wird.“
    „Ihre Scheiß-Bauernweisheiten können Sie sich sonst wohin stecken!“, brüllte Cohen in den Hörer. „Sie tun so, als wäre das nur mein Problem, aber Sie irren sich! Das ist genauso Ihr Problem! Ich mache es zu Ihrem Problem, ist das klar?“
    Kusowjenko holte scharf Atem. Die Belustigung fiel schlagartig von ihm ab. „Soll das eine Drohung sein?“
    Der Israeli schwieg einen Moment. Dann, mit erzwungener Ruhe: „Wir müssen das endlich zu Ende bringen. In unser beider Interesse, meine ich.“
    „Wieso sprechen Sie immer von uns beiden? Sie sind doch derjenige, der die Nerven verliert.“
    „Wenn Sie Ihren Job nicht machen“, knurrte Cohen, „dann können Sie Ihre Geschäfte im Nahen Osten vergessen.“
    Kusowjenko musterte Irinas Umriss durch das Fensterglas. Die Luft war

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