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Kill Order

Kill Order

Titel: Kill Order Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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ihn von draußen nicht mehr sehen konnte. Seeschlacht zwischen Spanien und England. Holland, 1601.
    Mit zwei schnellen Schritten, die die Illusion seiner Verkleidung vollkommen zerstörten, war er hinter Francesco. In der gleichen Bewegung zog er die Beretta und drückte sie dem Italiener ins Kreuz. Carmen stieß die Tapetentür auf, die sie zuvor entriegelt hatten. Nikolaj stieß den perplexen Mann ins Innere und zog die Tür hinter sich zu. Für einen Augenblick herrschte undurchdringliche Finsternis. Die ganze Aktion hatte nicht länger als fünf Sekunden gedauert.
    „Kein Wort“, zischte Nikolaj, „oder ich erschieße dich.“
    Francesco gab ein ersticktes Geräusch von sich. Sekundenlang waren nur seine Atemzüge zu hören. Dann flammte der dünne Strahl einer Taschenlampe auf. An der Stirnwand der Kammer stand ein Regal mit Putzmitteln. Ein Stoß leerer Bilderrahmen lehnte an der Wand. Carmen richtete das Licht auf Francesco und trat einen Schritt zurück.
    „Auf die Knie. Und Hände in den Nacken.“
    „Wer sind Sie?“, presste Francesco hervor.
    Nikolaj tastete ihn mit der rechten Hand ab, während er mit der linken die Waffe gegen Francescos Genick drückte. Er fand eine kleine Pistole in einem Schulterhalfter unter dem Jackett des Italieners. „Du kannst dich jetzt umdrehen.“
    Unbeholfen richtete Francesco sich auf. Er kniff die Augen zusammen, als das grelle Licht ihn blendete.
    „Dir passiert nichts, wenn du ruhig bleibst.“
    „Was wollen Sie?“ Francesco blinzelte.
    „Nicht so laut“, raunte Carmen.
    „Es geht Ihnen gar nicht um Waffen, oder? Es gibt keine Talaa’ al-Fateh.“
    „Nein.“ Nikolaj hielt die Beretta jetzt auf die Brust des Italieners gerichtet.
    Francescos Augen blieben an dem Schalldämpfer hängen, der auf den Lauf geschraubt war. „Wer sind Sie?“
    Schritte näherten und entfernten sich wieder, Absätze auf Holzparkett.
    „Entschuldige die Verkleidung. “ Nikolaj setzte die Hornbrille ab. „Aber ich muss allein mit dir reden. Ohne deine Gorillas.“
    Francesco sah ihn verständnislos an. Dann plötzlich weiteten sich seine Augen. Ein Zucken lief über sein Gesicht. „Nein." Er holte tief Atem. "Nein, unmöglich. Du bist tot. Ich dachte ...“
    „Ich hatte schon vermutet, dass du dich freuen würdest, mich zu sehen.“
    Francescos Augen flackerten. Vorher war es Verunsicherung gewesen, Verblüffung vielleicht. Jetzt fand sich Angst darin. „Hör mal, du glaubst doch nicht, dass ich etwas damit zu tun hatte? Das war nicht meine Idee!“
    „Womit genau hattest du nichts zu tun?“
    „Scheiße.“
    „Vielleicht damit“, fuhr Nikolaj mit unterdrückter Lautstärke fort, „dass ein paar Killer auftauchten, nachdem ich dich aus München angerufen hatte? Du hattest da etwas missverstanden, weißt du? Ich hätte Hilfe brauchen können, in jener Nacht. Dass du dann nicht gekommen bist… ich weiß immer noch nicht, was ich davon halten soll. Immerhin hast du ja deine Männer geschickt. Aber die hatten auch was missverstanden, oder?“
    München Ostbahnhof, die eisige Winternacht, knöcheltief der Schnee auf den Straßen. Er hatte Francesco angerufen, weil er nicht mehr weiter konnte. Weil er ahnte, dass die Polizei inzwischen eine Großfahndung losgetreten hatte. Weil Blut von seinem Ärmel tropfte und dunkel im Schnee versickerte. „Was genau war daran nicht deine Idee, mein Freund? Erklär es mir.“
    Francesco senkte den Blick. „Bist du hier, um mich zu töten?“
    „Mal sehen. Erzähl mir was, das deinen Kopf wert ist.“
    „Was meinst du?“
    „Erklär mir das Missverständnis in München.“
    Abermals klangen Schritte auf. Francescos Mundwinkel zuckten. „Denk nicht mal daran“, flüsterte Nikolaj. „Ein lauter Atemzug und du bist tot.“
    Der Italiener versteifte sich.
    Für Minuten füllten ihre Atemzüge die Kammer als einziges Geräusch. Die Schritte draußen entfernten sich, die Stimmen verhallten. „Also noch einmal. Wie war das mit München?“
    „Es war Viktors Idee.“
    „Warum musstest du ihn überhaupt fragen?“
    „Er hatte mich angerufen. Er sagte, dass in Berlin was schief gegangen ist. Dass du dich vielleicht bei mir melden würdest und dann sollte ich ihm Bescheid geben.“
    „Und das hast du getan.“
    „Ja.“ Francesco bewegte vorsichtig die Finger, die er noch immer hinter dem Nacken verschränkt hielt. „Kann ich sie bitte herunternehmen?“
    Nikolaj nickte.
    „Ich habe ihn angerufen und er wies mich an, mich

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