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Kill Order

Kill Order

Titel: Kill Order Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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es nützlich fand, etwas gegen diese Person in der Hand zu haben. Verfängliche Fotos, die man der Ehefrau zeigen könnte, oder der Presse.“
    Er warf einen Blick in den Rückspiegel. Ein Audi fuhr dicht hinter ihm auf. Er trat leicht auf die Bremse und wechselte auf die rechte Spur. „Eine Romeo-Agentin.“
    „Lach nicht“, entgegnete Carmen in gespielter Entrüstung. „Ich war ziemlich gut.“
    „Da bin ich sicher. Und sonst? Was hast du sonst gemacht?“
    „Beschattungen. Übergaben. Das Standardprogramm.“ Sie griff hinter sich und drückte die Kopfstütze zurück. „Das, was ich in Beirut getan habe. Eine Rolle spielen. Kavallerie war nie mein Ding.“
    Es versetzte ihm einen Stich, dass sie das sagte, obwohl oder gerade weil es die Wahrheit war. Sie hatte eine Rolle gespielt, nicht mehr und nicht weniger. „Und jetzt? Spielst du jetzt auch eine Rolle?“
    Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Dann wandte sie ihren Kopf ab. Seine Kehle verengte sich.
    Eine Stunde später, kurz vor Linz, griff er erneut nach dem Handy. Er drückte die Wahlwiederholung und lauschte dem Rufzeichen. Nach dem dritten oder vierten Klingeln knackte es in der Leitung. „ Da ?“, fragte eine vertraute Stimme.
    Seine Nerven spannten sich mit einem Ruck. Er bremste und steuerte den Wagen auf die rechte Spur. „Hallo“, sagte er auf Russisch, „hier ist Nikolaj.“
     
    *
     
    Kusowjenko brach der Schweiß aus.
    Er hatte ja geahnt, dass er nicht ohne weiteres aus der Sache herauskommen würde. Mit dem Handrücken wischte er sich über die Stirn, während er auf den Balkon hinaustrat. Wenigstens hatte seine Schwester sich nach ihrem gemeinsamen Essen verabschiedet, um in ihr Hotel zurückzukehren, weil sie am nächsten Morgen frühzeitig zum Flughafen musste. Irina war Schauspielerin und brauchte nicht zu wissen, welcher Art von Geschäften ihr Bruder nachging. „Nikolaj, mein Freund!“ Sein Blick hastete über den beleuchteten Rasen zu seinen Füßen und blieb an den beiden Wachmännern hängen, die ein Stück entfernt patrouillierten. „Was für eine Überraschung!“ Er fragte sich, wie Fedorow an seine Telefonnummer gekommen war. „Bist du von den Toten auferstanden?“
    „Du klingst aber gar nicht überrascht.“ Ausdruckslos, ohne hörbare Emotion. Der Ton bereitete Kusowjenko Unbehagen. Er zögerte mit der Antwort. Wusste Fedorow, dass er ihm seine Killer auf den Hals geschickt hatte? Wahrscheinlich schon. Er konnte sich nicht vorstellen, dass der Mann einfach nur anrief, um über alte Zeiten zu plaudern.
    „Wo bist du?“
    „Nicht in Prag.“ Kusowjenko zuckte fast körperlich zusammen. Er hängte es nicht gerade an die große Glocke, dass er jetzt in Prag lebte. „Aber ich könnte dich besuchen, wenn du Wert darauf legst.“
    „Gib mir einen Moment, um mich zu sammeln. Ich dachte wirklich, du wärst tot. Alle dachten das.“
    „Komm, lass den Unsinn.“ Nikolajs Stimme klang spröde wie Glas. „Wir können ganz offen reden.“
    „Aber ich weiß wirklich nicht, worauf du hinaus willst.“
    „Versteh mich nicht falsch, ich nehme das nicht persönlich, dass du mir deine Killer nachjagst. Ich bin sicher, das ist rein geschäftlich.“ Eine Pause, die sich ins Unendliche dehnte. „Obwohl, das damals in München habe ich dir eigentlich doch übel genommen. Das war kein feiner Zug von dir.“
    „Wir können über alles reden“, murmelte Kusowjenko.
    „Genau das dachte ich mir. Ich muss dringend ein paar Dinge mit dir besprechen. Tatsächlich habe ich mir so eine Art Ultimatum vorgestellt. Entweder klären wir diese Angelegenheit, und dann bist du raus aus der Geschichte. Ich bin nicht rachsüchtig.“ Kusowjenko versuchte eine Gefühlsregung aus Fedorows Stimme herauszuhören, aber es gelang ihm nicht. Er dachte an das Telefonat mit den Israelis, an Shimon Cohen, der ihn in Wut versetzt hatte, weil er so anmaßend gewesen war. Sorgen hatte sich Kusowjenko jedoch keinen Moment lang gemacht. Das war jetzt anders. „Oder“, fuhr Fedorow fort, „wir machen einfach noch ein bisschen weiter. Vielleicht erwischen deine Leute mich. Oder vielleicht erwische ich dich zuerst. Du weißt, die Chancen stehen fünfzig-fünfzig. So viele Leibwächter kannst du gar nicht anheuern. Du müsstest schon in eine Festung ziehen und die hermetisch abriegeln, um nie wieder daraus hervor zu kriechen. Aber das willst du nicht, oder? Deshalb hast du Moskau verlassen. Weil du ein Leben hinter Panzerglas nicht erträgst. Das

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