Kill Order
schwül und drückend. Im Inneren des Restaurants war es kühl, aber er musste hier draußen stehen und sich mit diesem Schwachkopf streiten, der sich für Gott hielt. Kusowjenkos Ärger kippte um und verwandelte sich in etwas anderes. „Dann suche ich mir eben neue Geschäftspartner“, sagte er gleichmütig. „Das sollten Sie vielleicht auch tun. Oder Sie suchen sich lieber mächtige Freunde, die Sie beschützen, wenn Ihre kleinen Nebengeschäfte öffentlich werden.“
Ein langes Schweigen füllte die Telefonleitung. Kusowjenko dachte schon, dass der Israeli aufgelegt hatte, aber Cohen war noch da. Und plötzlich ganz freundlich. „Es tut mir leid. Das hätte ich nicht sagen sollen. Aber ich bin nervös, wie Sie sich vorstellen können. Was ich eigentlich sagen will ist, dass ich unsere Zusammenarbeit sehr schätze, auch wenn wir nur wenige Berührungspunkte haben. Ich wäre sogar bereit, die Summe noch einmal zu verdoppeln.“
Kusowjenko verzog die Lippen zu einem Lächeln. Die Genugtuung schmeckte süß. Cohen starb innerlich, während er das Zugeständnis hervorpresste, da war er sich sicher. „Unter diesen Umständen nehme ich Ihre Entschuldigung an.“
Nachdem Cohen aufgelegt hatte, dachte Kusowjenko darüber nach, mit welcher Leichtigkeit der Israeli die Geldsumme aufgestockt hatte. Der Mann hatte wirklich Angst, und das erklärte auch, warum er sich so ereifert hatte.
Er war sich unschlüssig, wie er in der Sache weiter vorgehen sollte. Zwei Versuche, Fedorow zu töten, waren gescheitert. Das hatte ihn zuerst wütend gemacht, dann aber in eine nachdenkliche Stimmung versetzt. Das Telefonat mit Cohen schürte seine Zweifel weiter. Warum zur Hölle konnten sie den Mann nicht einfach in Ruhe lassen? Er würde untertauchen und niemandem mehr im Weg stehen, davon war Kusowjenko überzeugt. Cohen und Liberman wurden zunehmend lästig. Und das Geld, das sie ihm zahlten, war nicht der entscheidende Punkt. Kusowjenko war ein wohlhabender Mann, und diese Summe machte keinen großen Unterschied. Nicht, dass er leichtfertig auf das Geld verzichtet hätte, aber ein Mann musste wissen, wann er besser einen Rückzieher machte. Vielleicht war es an der Zeit, Loyalitäten neu zu bewerten. Eine Entscheidung stand an und er würde sie sorgfältig abwägen.
Sehr sorgfältig.
*
Liberman saß auf einem der beiden Stühle im Zimmer, während Cohen zunehmend lauter ins Telefon bellte. Er fühlte sich ausgelaugt. Vielleicht wurde er einfach alt.
Cohen knallte den Hörer auf die Gabel und fuhr herum, hochrot im Gesicht. „Ich traue ihm nicht“, knurrte er voll unterdrückter Wut. „Ich traue ihm einfach nicht.“
„Ich habe dir gesagt, dass wir Schwierigkeiten kriegen werden.“
„Hör bloß damit auf“, fuhr Cohen ihn an. „Du klingst wie ein zahnloser Greis. Sieh dich doch an! Wenn du etwas tust, dann musst du auch zu den Konsequenzen stehen.“
„Das habe ich immer getan. Und ich finde immer noch, dass wir richtig gehandelt haben.“
Cohen lachte auf, ein bitterer Laut. „Darum geht es aber nicht. Was ist denn richtig und falsch? Ihr wolltet eine Wahl gewinnen. Aber haben das die Linken auch so gesehen? Ich glaube nicht.“ Er tippte Liberman mit dem Zeigefinger auf die Brust. „Rosenfeldt ist im Dienst einer höheren Sache gestorben. Erleichtert das dein Gewissen? Rosenfeldt war auch eng befreundet mit meinem Vorgänger, Ephraim Seltzer, wusstest du das? Seltzer ist kein Hitzkopf, und er wollte Frieden mit den verdammten Arabern schließen. Er hätte Operation Wüstenwind niemals genehmigt, wäre er bei klarem Verstand gewesen. Aber Rosenfeldts Tod hatte seinen Rachedurst geweckt und wir konnten Nägel mit Köpfen machen. Ob das jetzt richtig oder falsch ist, will ich lieber nicht beurteilen. Es war nützlich, soviel ist sicher.“ Liberman hasste es, mit Cohen zu diskutieren, wenn der in dieser Stimmung war. „Frieden zwischen Juden und Arabern ist eine Illusion, aber das begreifen viele nicht. Solange wir sie in diesem Land dulden, so lange wird es keine Ruhe geben. Wir hätten sie damals schon rauswerfen sollen, nach dem Sechs-Tage-Krieg. Die einzige Sprache, die sie wirklich verstehen, ist die Sprache des Schwertes.“
„Und wie soll es deiner Meinung nach jetzt weitergehen?“
„Ich traue diesem Kusowjenko nicht“, knurrte Cohen. „Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl bei dem Kerl.“
„Vielleicht war es nicht besonders klug, ihm zu drohen.“
Cohen starrte ihn an. Seine
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