Kill Order
gegen die Wand gestützt, den Kopf vornüber gebeugt, während die Strahlen auf ihre Schulterblätter prasselten.
Dampf beschlug die Glaswände der Duschkabine. Sie regte sich nicht unter der gewalttätigen Massage. Sie harrte aus, als könne das Wasser alle Erinnerungen und alle Zweifel von ihr herunterwaschen.
Erst als ihr schwindlig wurde, regelte sie die Temperatur einen Strich nach unten. Sie drehte sich um und ließ sich auf den Boden sinken. So blieb sie sitzen, den Rücken gegen die Kacheln gelehnt, die Augen geschlossen, während sich Wassertropfen in ihren Wimpern fingen und Schaum um ihre Beine floss. Unmerklich fing sie an zu zittern. Dann stieg noch mehr von der Dunkelheit an die Oberfläche, und sie begann zu schluchzen. Sie hielt nichts zurück. Es gab niemanden, der sie sehen und später der Schwäche beschuldigen konnte. Dies war ein anonymes Zimmer in einem anonymen Hotel. Tränen drückten durch die geschlossenen Lider. Sie beugte sich vor, legte den Kopf auf die Knie und weinte ungehemmt.
Lange blieb Katzenbaum auf einer Parkbank sitzen. Er beobachtete, wie die Sonne unterging, wie die Straßenlaternen nacheinander aufflackerten, wie sich die Abenddämmerung zu Dunkelheit verdichtete. Es wurde empfindlich kühl. Er zog seine Jacke enger um die Schultern. Reglos beobachtete er die Anwohner, die ihre Hunde im Park spazieren führten.
Als er sich endlich auf den Rückweg zum Wagen machte, hatte er eine Entscheidung getroffen. Er hatte Binyamin Shalev nicht angerufen und auch sonst niemanden. Er musste mit Fedorow reden. Und bei Gott, er hoffte, dass es kein Fehler war.
*
Die Wohnungsklingel schlug kurz an. Eine Tür öffnete sich und wurde zugeschlagen. Schritte und Wortfetzen streiften sein Ohr. Nikolaj öffnete die Augen, als jemand den Raum betrat. Es dauerte Sekunden, bis es ihm gelang, den Blick scharf zu stellen. Zwei Männer waren es. Einer von ihnen war der, der Stunden zuvor Rafiq zurückgehalten hatte. Der andere war älter und zog das rechte Bein nach. Dann erkannte er ihn doch. Es war der, der ihm die Wagentür gegen die Knie gerammt und ihn mit einer Waffe bedroht hatte. Er versuchte, sich ein Stück aufzurichten und sackte keuchend zurück, weil die Bewegung einen Katarakt heftiger Schmerzen durch seinen Körper schickte.
Der ältere Mann wandte den Kopf zu seinem Begleiter. „Lass mich allein mit ihm reden. Keine Sorge. Ich weiß, was ich tue.“
Gedämpft fiel die Tür ins Schloss. Der Israeli trat näher und musterte ihn minutenlang. Dann ging er in die Knie, so dass ihre Gesichter sich auf gleicher Höhe befanden. Sie blickten einander in die Augen. „Mein Name ist Lev Katzenbaum“, sagte der Mann. „Ich arbeite für die israelische Regierung.“
Der Name beantwortete eine Frage, die Nikolaj die ganze Zeit beschäftigt hatte. Jetzt wusste er, warum das Gesicht des Mannes ihm so bekannt vorgekommen war. „Tut mir leid“, murmelte er, „das mit Ihrem Bein. War nicht persönlich gemeint.“ Das Sprechen bereitete ihm Schmerzen.
„Sie sind ein Arschloch.“ Katzenbaum verzog einen Mundwinkel. „Und das meine ich persönlich.“ Der Israeli setzte sich auf den Boden und lehnte sich neben ihn an die Wand, dann drehte er den Kopf, um ihn anzusehen.
„Wer sind Sie wirklich?“, fragte Nikolaj.
„Oh“, Katzenbaum seufzte, „ich leite diese verdammte Operation. Und bevor Sie sich Ihren eigenen Reim darauf machen, nein, ich hatte nie vor, Sie zu eliminieren. Ich wollte nur mit Ihnen reden.“
„Reden?“ Fast reizte es Nikolaj zum Lachen. „Dafür haben Sie aber viel Aufwand getrieben, finden Sie nicht? Um zu reden? Warum haben Sie nicht einfach angerufen ?“
„Es ist kompliziert. Wir waren uns am Anfang nicht sicher. Wir mussten zuerst herausfinden, ob Sie wirklich der Mann sind, für den wir Sie hielten. Ich habe vor fünf Jahren die Ermittlungen zum Rosenfeldt-Attentat geleitet.“ Er kramte eine zerdrückte Zigarettenschachtel aus seiner Hosentasche und zündete sich eine Zigarette an. „Wollen Sie eine?“
„Worum geht es Ihnen? Späte Rache?“
„Nein.“ Katzenbaum blies den Rauch gegen die Decke. „Aufklärung.“
„Warum?“
„Weil ich nachts nicht schlafen kann, wenn ich an das denke, was wir damals losgetreten haben.“
„Beichte und Absolution.“ Nikolaj wandte seinen Blick ab. „Möchten Sie Ihre Seele retten?“
„Wenn Sie so wollen.“
„Und Sie glauben, ich kann Ihnen dabei helfen?“ Er brachte ein kurzes Lachen
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