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Kill Order

Kill Order

Titel: Kill Order Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Gesicht und schleuderte ihn rückwärts gegen die Wand.
    Er spürte, wie seine Nase brach.
     
    *
     
    Auf dem Weg zum Botschaftsgebäude wurde Katzenbaum klar, dass sein Vorhaben, Grolanik zu treffen, nur ein Vorwand gewesen war, um die Wohnung zu verlassen. Er brauchte Ruhe zum Nachdenken.
    Tal und Rafiq waren mit Fedorow allein zurückgeblieben. Auch das war kalkulierte Absicht. Katzenbaum vermutete, nein, er wusste, dass Rafiq die Gelegenheit nutzen würde. Und Tal hatte keine Probleme mit diesem Teil des Jobs. Sie würden Fedorow schon nicht umbringen. Sie wussten, wie wichtig er war.
    Aber Rafiq würde versuchen, etwas über Carmen in Erfahrung zu bringen und sich dabei nicht zurückhalten. Rafiq war impulsiv und voller Zorn, und Fedorow das Ventil, an dem seine Emotionen sich entladen konnten. Katzenbaum verstand sich eher als Taktierer. Er hatte diese Art von Verhör immer für uneffektiv gehalten. Nichtsdestotrotz erfüllte Brutalität ihren Zweck. Sie zermürbte den Aspiranten und machte ihn empfänglich für die subtile Vorgehensweise, die Katzenbaum bevorzugte.
    Als er in die Elgersburger Straße abbog, einen Block entfernt vom Botschaftsgebäude, hatte er noch vierzig Minuten Zeit bis zu seiner Verabredung mit David Grolanik. Er parkte den Wagen, griff nach seiner Jacke und stieg aus. Langsam lief er ein Stück die Straße hinunter, das rechte Bein nachziehend. Die stechenden Schmerzen der ersten Tage waren verschwunden, trotzdem spürte er die Wunde bei jedem Schritt.
    Er musste sich mit Shalev beraten. Doch während er die Telefonnummer eintippte, durchzuckte ihn ein schrecklicher Gedanke. Was, wenn Binyamin mit in der Sache drinsteckte? Was dann? Er ließ das Telefon sinken. Seine Gedanken kreisten. Was sollte er tun? Was konnte er tun? Vor allem brauchte er mehr Informationen. Seine Stützpfeiler wankten. Plötzlich war er sich überhaupt nicht mehr sicher, ob das, was er tat, das Richtige war.
     
    *
     
    „Hör auf“, sagte Tal von der Tür her.
    Rafiq fuhr herum.
    „Du bringst ihn um.“ Tal hielt eine brennende Zigarette zwischen den Fingern. „Und dann bringt Lev dich um, und mich gleich mit.“
    Rafiq fuhr sich übers Gesicht, eine fahrige Geste.
    „Vielleicht weiß er wirklich nicht, wo sie steckt.“
    Er warf einen unschlüssigen Blick zu Fedorow, der an der Wand lehnte, den Oberkörper leicht vorgebeugt, Kabelbinder um die Handgelenke. Nikolaj hob den Kopf. Sein Atem ging schwer, Blut lief ihm über das Gesicht.
    „Aber dann hätte sie angerufen.“ Rafiqs Hand schloss sich um Nikolajs Kehle. Fedorow keuchte, als sein Hinterkopf gegen die Wand krachte. Sein Blick verlor den Fokus. „Warum ruft sie nicht an?“
    Er ballte die andere Hand zur Faust und vergrub sie in Nikolajs Magen. Dann trat er zurück und sah zu, wie Nik zusammensackte. Nach einem Moment wandte er sich ab. Das hier war sinnlos. Er hatte den Eindruck, dass Fedorow ihm keinerlei bewussten Widerstand entgegensetzte, andererseits aber dennoch eine undurchdringliche Mauer um sich errichtet hatte, die sie einfach nicht zerschlagen konnten.
    Er betrachtete das Blut auf seinen Fingerknöcheln. „Scheiße“, sagte er, an niemanden im Besonderen gerichtet.
     
    *
     
    Katzenbaum empfand ungeheure Frustration, als er zwei Stunden später durch eine Glastür an der Rückseite des Botschaftsgebäudes ins Freie trat. Informationen über diese Operation waren als streng vertraulich eingestuft, und er hatte nicht die erforderliche Sicherheitsstufe, so einfach war das. David Grolanik offenbar auch nicht. Aber der Leiter der Berliner Station hatte Angst, die Dinge zu hinterfragen, weil er seinen eigenen Kopf in der Schusslinie sah. Deshalb mimte er den Bürokraten und verwies auf Anweisungen von oben.
    Der Offizier, der das Kidon-Team geleitet hatte, hieß Nirim Peretz. Aber Peretz war tot. Er würde keine Fragen mehr beantworten können.
    Katzenbaum spielte mit dem Gedanken, Cohen direkt anzurufen und den Direktor zu fragen, was zum Teufel hier eigentlich vorging. Aber dann verwarf er die Vorstellung. Wenn Cohen sein eigenes Spiel spielte, würde eine direkte Konfrontation ihn nicht weiterbringen. Stattdessen musste er behutsam vorgehen und die wenigen Trümpfe schützen, die er auf der Hand hatte. Genau genommen war es nur ein einziger Trumpf.
    Noch glaubten alle, dass Nikolaj Fedorow im allgemeinen Durcheinander entkommen war.

36
     
    D
    as Wasser war so heiß, dass ihre Haut brannte. Trotzdem stand Carmen ganz still, die Arme

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