Killashandra
begründen, die sich in völliger Harmonie mit dem ökologischen Gleichgewicht dieses gut geeigneten Planeten befindet, um den Fortbestand unserer Rasse auf diesem Planeten in ihrer reinen, unverfälschten Form zu gewährleisten.< Sie wartete immer noch darauf, daß sie in dieser fetten Buchstabensuppe ein Haar fand.
Optheria war geologisch gesehen ein sehr alter Planet.
Sein fast kreisrunder Orbit um die alternde Sonne erzeugte ein gemäßigtes Klima. Es gab kaum jahreszeit-liche Schwankungen, da die Präzession der Rotations-achse zu vernachlässigen war. Beide Pole waren von be-scheidenen Eiskappen bedeckt. Optheria war unendlich stolz auf seine Unabhängigkeit, denn viele Planeten standen so tief in der Schuld von Händlersatelliten, daß die Bewohner beinahe noch für die Luft bezahlen muß- ten, die sie atmeten. Optheria importierte nicht viel — ausge-nommen natürlich Touristen, die >sich den sanften Freuden des alten Terra in einer völlig natürlichen Welt hin-geben< wollten.
Killashandra, die zwischen den Zeilen nach versteck-ten Hinweisen suchte, hielt inne, um sich zu überlegen, was das Gelesene für sie bedeutete. Bisher hatte sie nur zwei Planeten kennengelernt — ihre Heimatwelt Fuerte und Ballybran. Doch sie wußte genug über die Selbstbe-weihräucherung vieler Welten, um den verbissenen Idealismus zu spüren, der wahrscheinlich der optherianischen Propaganda zugrunde lag. Sie tippte eine Frage ein und runzelte die Stirn, als die Antwort negativ aus-fiel: die Unterzeichner der optherianischen Charta waren keine Anhänger einer religiösen Sekte, und ebensowenig gab es auf Optheria eine Staatskirche. Viele Welten waren von Idealisten besiedelt worden, die neue Re-gierungsformen suchten; einige waren religiös oder welt-lich orientiert, andere rein geschäftlich. Das leitende Prinzip, das zur Besiedlung geführt hatte, konnte jedoch nicht die Grundlage zur Beurteilung des Erfolges sein; es gab zu viele Unbekannte.
Aber die Eintragung machte Killashandra klar, daß Optheria eine wirkungsvoll organisierte Welt war, und die positive Zahlungsbilanz ließ auf eine gut funktionierende Regierung schließen. Der Lexikoneintrag schloß mit der Feststellung, daß Optheria während des jährlichen Sommerfestivals durchaus einen Besuch wert sei.
In diesem nüchternen Kommentar entdeckte sie eine Spur von Ironie. Sie hätte lieber einige exotische, ausge-fallene Zerstreuungen ausprobiert, die den Reichen zur Verfügung standen, aber sie glaubte, daß sie angesichts der guten Bezahlung und des langen Urlaubs von Ballybran Optherias >natürliche< Vergnügungen in Kauf nehmen konnte.
Sie dachte an Lanzeckis zurückhaltende Äußerungen über den Auftrag. Konnte man ihm Begünstigung vorwerfen, wenn er ihr wieder einen Auftrag auf einer anderen Welt anbot? Wer würde sich später noch erinnern, daß sie während der schrecklichen Frühlingsstürme fort gewesen war, ganz zu schweigen davon, welchen Planeten sie besucht hatte? Beim letztenmal hatte Trag sie einfach abgeschleppt, ins Mondshuttle gesteckt und ohne jede Hintergrundinformation über die gefährlichen Trundomoux einer Seefahrer-Autokratie ausgeliefert. Dort hatte sie sich dann damit beschäftigt, schwarze Kommu-nikationskristalle im Wert von mehreren Millionen Krediten für einen Haufen spartanischer Pioniere zu installieren. Der Auftrag war kein Zuckerschlecken gewesen.
Da Trag damals als einziger von diesem Auftrag gewußt hatte, mochte er jetzt Einwände erhoben haben. Schließ-
lich war er Verwaltungschef. Aber Killashandra glaubte nicht, daß Trag den Gildemeister Lanzecki beeinflußt hatte.
Diesem Gedanken folgte eine zweite wilde Vermutung.
Standen etwa Optherianer, die für diesen Job erheblich besser geeignet waren, auf der Gehaltsliste der Heptitergilde? Nein. Die Heptitergilde hatte keine optherianischen Mitglieder ...
Nach zehnjähriger Arbeit in der Musikabteilung von Fuertes Kulturzentrum wußte Killashandra einiges über die komplizierten optherianischen Sinnesorgeln. Die Enzyklopädie ergänzte ihr Wissen: Musik sei auf Optheria eine planetenumspannende Besessenheit; die Bürger wetteiferten auf dem ganzen Planeten um die Chance, auf den Sinnesorgeln zu spielen. Vor diesem Hintergrund fand Killashandra es äußerst seltsam, daß Optheria keine Kandidaten mit einem absoluten Gehör hervorbrachte, das für die Mitgliedschaft in der Heptitergilde unerläß-
lich war. Da die Wettkämpfe auf dem ganzen Planeten stattfanden, mußte
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