Killer im Kopf
er würde sich auch weiterhin halten. Er war wieder dabei, sich zu drehen, und das hatte seinen Grund.
Durch das Fenster drang die kühle Luft in das Arbeitszimmer. Glenda wunderte sich darüber, daß es dem Mann erst jetzt aufgefallen war, aber er tat alles, um dem kühlen Luftstrom auf den Grund zu gehen.
Mit der linken Hand stützte er sich auf der Schreibtischplatte ab. Er brauchte diesen Halt einfach, sonst wäre er längst zu Boden gefallen.
Seine Beine bewegten sich langsam, und Glendas Augen, die sich allmählich an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, sahen sehr deutlich, daß dunkle Tropfen auf den Teppich fielen.
Blut! Das Blut des Killers!
Riotta atmete pfeifend, als befände sich in seinem Hals eine kleine Flöte.
Wenn er noch zwei oder drei Schritte schaffte und dann nach links schaute, würde er Glenda auf dem Boden liegen sehen, und das konnte sie auf keinen Fall zulassen.
Sie bewegte sich vor.
Sie betete darum, auch leise genug zu sein. Sie wollte auf keinen Fall gehört werden und hoffte, daß der Killer mit sich selbst genug beschäftigt war.
Er ging den nächsten Schritt.
Glenda kroch weiter.
Dann hatte Riotta den Schreibtisch passiert. Von dort bis zum Sessel gab es keine Möglichkeit, sich abzustützen. Es würde dauern, bis er die Distanz überwunden hatte. Im Zeitlupentempo bewegte er sich weiter voran. Er stöhnte, sackte nach links weg. Winkelte auch den Arm an und preßte die Hand gegen seine Wunde, während er in der anderen noch immer die Machete hielt.
Das Fenster lockte ihn.
Er tappte weiter.
Es floß und tropfte auch noch mehr Blut aus der Wunde. Die Kugel hatte ein ziemlich großes Loch gerissen.
Weiter schleppte er sich. Aber er wurde müder, und mit einer zuckenden Bewegung streckte er seinen linken Arm aus. Der Killer hatte Glück. Er konnte den Sessel erreichen. Wieder schwankte der Killer und stöhnte dabei erbarmungswürdig. Eigentlich hätte er schon umfallen müssen, aber ein wahnsinniger Wille hielt ihn auf den Beinen.
Langsam drehte er sich um.
Glenda Perkins hockte unter dem Schreibtisch wie eingeklemmt. Sie konnte sich nicht rühren, sie kam sich vor wie in Eis gepackt. Wenn sich der Mörder umdrehte und nach unten schaute, konnte er sie sehen.
Ein Luftzug glitt über ihren Nacken hinweg.
Sie wußte, was es zu bedeuten hatte. Jemand hatte hinter ihr die Tür geöffnet.
Kein Licht – es blieb dunkel!
Der Killer hatte die Drehung jetzt geschafft. Und - Glenda wollte es kaum glauben - er senkte den Kopf, um sie anzustarren. Zumindest schaute er in die Tiefe.
Es war Glenda nicht mehr möglich, die Luft noch länger anzuhalten. Sie stieß den Atem aus, und das Geräusch wurde auch von Ray Riotta gehört. Plötzlich wußte er Bescheid. Trotz der Finsternis sah Glenda, wie sich sein Gesicht verzog. Es verwandelte sich in eine unbeschreibliche Fratze. Es bestand nur mehr aus Maul und Augen, und für Ray Riotta gab es kein Halten mehr.
Er war wie irre in seinem Haß, wuchtete sich nach vorn und drosch mit der Machete zu. Da flammte das Deckenlicht auf!
***
Glenda merkte von dieser Helligkeit nicht viel, da sie unter dem Schreibtisch hockte. Riotta aber stand im Licht. Für einen Moment wirkte er wie ein Fremdkörper in seinem langen Mantel, der sich an der linken Seite mit Blut vollgesaugt hatte. Er hielt auch den Kopf leicht angehoben und starrte gegen das Licht, das aber war ihm egal, es hielt ihn von seiner Tat nicht ab. Er wuchtete sich nach vorn.
Diesmal hielt er die Machete mit beiden Händen fest, und der Hieb mit der Waffe war ungeheuer. Er hätte jeden Menschen gespalten, aber er traf hier keinen Menschen, sondern die Kante des Schreitisches. Obwohl das Holz sehr hart war, hatte es der Machetenklinge nicht viel entgegenzusetzen. Es entstand ein Spalt, die Aufprallwucht der Waffe wurde gebremst, und der Killer kippte nach vorn und landete auf dem Boden. Den Kopf hatte er nach vorn gedrückt. Glenda kam es vor, als hätte dieser Mensch noch einmal einen Kick bekommen. Der Wille, ein Blutbad anzurichten, war ungebrochen.
Beide starrten sich an.
Glenda besaß keine Waffe.
Der andere aber hatte die Machete! Und er holte aus!
***
Sheila und ich wußten nicht, wo sich der Killer aufhielt. Wir hatten zuerst die falschen Türen geöffnet und gesehen, daß die Zimmer dahinter leer waren.
Dann war Bills Arbeitszimmer an der Reihe. Ich hatte die Tür aufgestoßen, sah kein Licht, aber wir beide entdeckten den Umriß des Killers in der
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