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KillerHure

KillerHure

Titel: KillerHure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nolan
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grünblau, meine dunkelbraun. Sie hat Sommersprossen auf den Wangen, ich nicht. Ihr Busen ist größer, ihre Handgelenke zarter, ihre Finger länger als meine. Dennoch muss ich ihr auf den ersten Blick mehr als nur oberflächlich gleichen. Ich muss ihr fast unheimlich ähnlich sehen. Der erste perfide Anschlag auf Thierry. Wesentlich subtiler als eine Kugel, aber potenziell ebenso vernichtend.
    Seit meiner Ankunft gestern überwache ich Thierry und Natalie aus sicherer Entfernung mit dem großen AF-Objektiv der Nikon D3, die ich mir noch am Flughafen gekauft habe, von den zehntausend Pfund Vorschuss, die Bren mir mitgegeben hat. Ihr Boot, die »Clementine«, liegt an Pier Nummer vier, ziemlich weit draußen. Es ist ein Zehnmeterboot mit einfacher Sluptakelage, eine Mietyacht hier aus Palma. Thierry kommt aus einer wohlhabenden Familie, und er verdient bei der EU sicher nicht schlecht, aber ein eigenes Boot kann er sich nicht leisten. Muss er auch nicht, diese Wochen im Sommer stellen vermutlich seinen gesamten Jahresurlaub dar.
    Außerdem hat er einen gemieteten Ford Focus auf dem Parkplatz des Hafens stehen. Im Moment ist kaum Wind draußen, also werden sie vermutlich, wie auch gestern schon, einen Ausflug mit dem Auto machen. Hier setzt mein nächster Plan an.
    Von meinem Platz im Café kann ich die »Clementine« zwischen zwei Katamaranen gut sehen. Kurz vor zehn taucht Natalie das erste Mal auf. Sie blinzelt in die Sonne und schüttet den Inhalt einer Tasse über Bord. Ihre schlaksige Gestalt wird nur von einem überlangen Shirt umweht. Die Familie Friboire scheint zu den Langschläfern zu gehören. Wenig später taucht auch Thierry auf, er wirkt noch genauso verschlafen. Er hat ein Notebook mit und tippt eine Weile darauf herum, dann verstaut er es wieder unter Deck. Eine halbe Stunde später erscheinen beide geduscht und angezogen, Thierry schleppt eine Picknick-Tasche, Natalie nur einen kleinen Rucksack. Sie hüpft vergnügt über die rissigen Planken der Pier voraus. Ich winke dem blasierten Ober und bezahle den Kaffee.
    Der Parkplatz hat eine etwas unübersichtliche Ausfahrt auf die viel befahrene Küstenstraße. Man muss zwischen einem unbenutzten Parkwächterhäuschen und einem anscheinend auf ewig dort geparkten alten Wohnwagen hindurch und dann noch einige Meter vorfahren, um den fließenden Verkehr in der lang gezogenen Kurve weit genug beobachten zu können.
    Gleich nach Sonnenaufgang, als noch kein Mensch unterwegs war, habe ich einen kleinen Schminkspiegel auf das Dach des Wohnwagens gestellt. Mit den ersten Autos, die schon frühmorgens den Hafenparkplatz verließen, konnte ich mir Winkel und Entfernungen genau einprägen. Jetzt lauere ich mit einem geliehenen Fahrrad ein paar Meter von der Ausfahrt entfernt, angeblich in ein Handy-Telefonat vertieft. Hinter dem Wächterhäuschen kann ich sehen, dass Thierry seine Tasche im Kofferraum verstaut, die große Heckklappe schließt und einsteigt. Gleich darauf rollt der Focus rückwärts aus der Parklücke. Ich beende das Telefonat, verstaue umständlich das Handy und klopfe mir noch die Kleider ab. Weiter hinten lehnt ein Typ am Zaun und sieht immer wieder zu mir her. Er wird einen nützlichen Zeugen abgeben.
    Die undeutliche Reflektion des Spiegels auf dem Wohnwagendach verändert sich, etwas Weißes ersetzt das Grau des Betons. Ich trete in die Pedale und radle los. Genau in dem Moment, als sich die Schnauze des Wagens zwischen dem Häuschen und dem alten Caravan hervorschiebt, passiere ich die schmale Ausfahrt. Thierry fährt sehr langsam, dennoch schaffe ich es, die Ecke der Stoßstange zu erwischen.
    Ein kräftiger Abstoß von den Pedalen und ich stürze mit einem lauten Schrei quer über die Motorhaube. Den linken Ellenbogen knalle ich dabei heftig in das dünne Blech. Der Abdruck wird nachher zeigen, wie stark der Aufprall für meinen Kopf gewesen sein muss. Ein halber Überschlag, dann rutsche ich nach rechts vom Kotflügel und bleibe neben dem Reifen liegen, das Gesicht schützend zwischen den Armen vergraben.
    Ein Augenblick lähmender Stille. Mein Herz jagt, mein Atem geht schnell. Der Knöchel tut weh, ich muss irgendwie am Rad hängengeblieben sein. Außerdem brennen meine Unterarme vom Kontakt mit dem rauen Asphaltboden. Nun, ein wenig Blut kann nicht schaden.
    Eine Autotür öffnet sich, gleich darauf eine zweite.
    »Bleib im Wagen, Natalie!«, höre ich Thierry alarmiert auf Französisch rufen. Dann beugt er sich über mich. Zwei starke

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