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KillerHure

KillerHure

Titel: KillerHure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nolan
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Hände nehmen mich sanft, drehen mich herum. Ich blinzle halb weggetreten und sehe in sein Gesicht. Vor der strahlenden Sonne ist es nur ein dunkler Umriss. Dennoch erkenne ich den schockierten Ausdruck in seinen Augen.
    »Mon Dieu«, haucht er fast unhörbar. Ich stöhne jämmerlich und fasse mir an die Stirn. Natalie ist auch an meiner Seite, natürlich hat sie den Befehl ihres Vaters ignoriert.
    »Papa ...?«, stößt sie hervor. Ihre helle Stimme klingt eher verwirrt als erschüttert.
    »Das ist nicht ... hrmm!« Thierry kann seine Gedanken gerade noch wegräuspern. Seine Finger legen sich an meinen Hals, tasten nach meinem Puls. Ich muss signalisieren, dass ich kein Fall für den Krankenwagen bin.
    »Oooohhh ...«, mache ich und versuche mich aufzurichten. Mit Thierrys Hilfe stehe ich einige Minuten später wieder auf zittrigen Knien und kann die Szenerie prüfen. Mein Rad liegt halb unter der verkratzten Stoßstange, meine Tasche mit der Kamera daneben. Vier oder fünf Leute haben sich schon in einem lockeren Kreis um uns gesammelt und debattieren erregt über den Unfallhergang, von weiter hinten sehe ich noch zwei Männer herbeieilen.
    Meine beiden Unterarme sind schön verkratzt, und von einem Knie zieht sich ein dünnes rotes Rinnsal am Schienbein hinab. Ein Bein ziehe ich mitleiderregend hoch, um den geprellten Knöchel zu entlasten. Außerdem tun mir auch die halb verheilten Splitterwunden an der Hüfte wieder weh, aber das ist kein Schaden mit dem ich jetzt arbeiten kann.
    »Mein Rad! Meine Kamera!«, stoße ich entsetzt auf Englisch hervor.
    »Das tut mir so furchtbar leid, bitte entschuldigen Sie vielmals!« Thierry schaltet nahtlos um. Sein Englisch ist sehr gut, auch wenn der Akzent darunter ihn unverkennbar als Franzosen ausweist. »Ich komme natürlich für den ganzen Schaden auf. Aber wie geht es Ihnen? Sind sie verletzt?«
    Ich nehme einen zittrigen Atemzug und taste mich flüchtig ab.
    »Nur das Knie«, murmle ich abwesend. »Und der Knöchel tut weh. Und mein Kopf ...« Ich schwanke ein wenig und stütze mich auf seinen festen Arm.
    »Sicher eine Gehirnerschütterung!«, wirft einer der Schaulustigen von der Seite ein und befeuert damit eine weitere Diskussion der englischsprachigen Gaffer über meinen Gesundheitszustand.
    Thierry hat seinen Schrecken anscheinend überwunden und sich gut im Griff. Er mustert mich besorgt, aber auch mit nüchterner Distanz, jetzt, da der erste Schock vorüber ist und ich von Nahem seiner Frau nicht mehr so ähnlich sehe, wie gerade noch dahin gestreckt auf dem Boden.
    »Soll ich Sie zu einem Arzt bringen?«, fragt er.
    »Arzt? Nein ... nein ... ich will nicht zu einem Arzt«, stoße ich halb panisch hervor. »Mir geht es gut. Mir ist nur ein wenig schwindlig ... Kann ich mich setzen?«
    Keine halbe Stunde später steht der verbeulte Focus wieder ordentlich auf seinem Parkplatz. Mein Rad ist in seinem Kofferraum, der durch das Umklappen der Rückbank auf das notwendige Volumen gebracht wurde. Ich selbst liege mit einem Pflaster auf dem Knie und einem Kühlbeutel an der Stirn unter einem großen Sonnensegel an Bord der »Clementine«, Natalie hat mir gerade einen leckeren Eistee gebracht. Nun sitzt sie mir gegenüber und starrt mich neugierig an. Thierry ist unten und telefoniert. Vermutlich mit der Autovermietung. Oder mit seinem Anwalt in Brüssel. Als gewiefter Bürokrat checkt er sicher sofort die Risiken ab, die er auf sich nimmt, indem er mir hilft.
    »Sind die Haare gefärbt?«, fragt Natalie kritisch auf Französisch.
    »Ja«, murmele ich. »Normalerweise sind sie braun. Aber das war mir dieses Jahr zu langweilig. Warum?«
    »Weil ...« Sie verstummt und beißt sich auf die Lippen. Ich lächle sie verständnislos an. Sie lächelt nicht zurück. Mit Kindern habe ich wenig Erfahrung, aber Natalie kommt mir deutlich zu erwachsen für ihr Alter vor. Wohl kein Wunder bei ihrer Familiengeschichte.
    Thierry poltert den Niedergang hoch und setzt sich neben mich. Er hat inzwischen herausgefunden, dass ich französisch spreche, außerdem meinen Namen und meinen Status als Arbeitslose im Urlaub.
    »Wie geht es Ihnen?«, will er wissen.
    »Ich bin okay! Nur der Kopf brummt noch.«
    »Bitte sagen Sie es, falls Ihnen schlecht wird. Dann bringe ich Sie zu einem Arzt.«
    Ich nicke und zucke bei dem Stich zusammen, der mir durch die Schläfe fährt. Mein Schädel scheint tatsächlich etwas abbekommen zu haben. Aber wenn Thierry mich jetzt zu einem Arzt abschiebt, dann geht

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