Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)
gestorben ist.
Alle Hypothesen werden ausgiebig und kontrovers diskutiert, doch unter dem Strich ist kein klares Motiv zu erkennen. »Alles ist undurchsichtig«, resümiert ein Polizeisprecher. »Nur einen Irren oder Psychopathen, der sich wahllos Opfer sucht, den schließen wir aus.« Dafür erscheint den Ermittlern die Vorgehensweise des Täters zu planvoll und zu umsichtig.
»Die Sache mit der Aids-Erkrankung meines Mannes kam vor vielen Jahren raus. Er hat mich mal von der Arbeit abgeholt und gesagt, er hätte sich wohl angesteckt, als er mit seiner ersten Frau in Kenia in Urlaub war. Das habe ich ihm geglaubt. Inzwischen bin ich anderer Meinung. Ich vermute nämlich, dass er sich bei irgendeinem Mann angesteckt hat. Anfangs habe ich mit ihm darüber gesprochen, dann war das für uns aber kein Thema mehr.
Er ist zweimal im Jahr zu einem Professor gefahren, der auf dem Gebiet eine Kapazität ist. Wir hatten seine Krankheit so gut im Griff, dank mir, weil ich ihm immer pünktlich die Tabletten gegeben habe. Er hätte es sonst vergessen. Er war so gut eingestellt, dass man den Virus in seinem Blut gar nicht mehr hätte nachweisen können. Ich habe auch ganz ohne Angst weiter mit ihm zusammengelebt.
Ich glaube nicht, dass er sich für die Ansteckung mit Aids an Schwulen rächen wollte. Das ist absoluter Schwachsinn. Auch sein Hausarzt hat doch immer gesagt, dass alles in Ordnung ist und er sehr zufrieden sein kann. Warum also hätte sich mein Mann rächen sollen. Wofür?«
Düstere Engel, grell geschminkte Männer mit Turmfrisuren und andere Paradiesvögel: Am 28. Juli 2007 feiern zweieinhalbtausend Kostümierte ausgelassen den Christopher Street Day, der diesmal in Stuttgart stattfindet. Knapp hundertfünfzigtausend Zuschauer sind gekommen, um den bunten Aufzug zu bestaunen. Und zwei Ermittler der Karlsruher Mordkommission, die einen Infostand aufgebaut haben. Sie zeigen Fahndungsplakate mit den Fotos der Opfer, stehen für Gespräche bereit und hoffen auf Hinweise. Die Fahnder wollen die Teilnehmer des Schwulen-und-Lesben-Festivals vor dem Killer warnen, der sehr mobil zu sein scheint und eventuell auch als Stricher auftritt. Möglicherweise gelingt es auf diese Weise, Menschen zu erreichen, die den Täter näher kennen und vielleicht sogar Dinge beobachtet haben, die ihnen vor dem Fingerzeig durch die Polizei nicht verdächtig vorkamen.
»Mein Mann war der totale Einzelgänger. Er hatte niemanden außer mir. Als ich ihn kennenlernte, da hatte er keinen Freund, mit dem er sich mal hätte treffen können. Er ist nur hin und wieder mit Arbeitskollegen Bowling spielen gegangen. Das hat dann aber schnell aufgehört. Er war auch jemand, der nicht wollte, dass ich Kontakt zu anderen Leuten bekam. Er wollte mich ganz für sich alleine haben. Ich durfte keine Freundin haben. Am besten sollte ich nicht mal zu meiner Familie gehen.
Die Eifersucht war so groß bei ihm, dass er sogar auf eine Katze eifersüchtig war. Ich wollte immer eine Siamkatze haben, aber erst Jahre später hat er endlich nachgegeben, und ich durfte mir eine kaufen. Aber dann beschwerte er sich: ›Die Katze nimmt mir Liebe von dir weg. Ich will deine ganze Liebe haben.‹ Wenn er Freunde gehabt hätte, wäre er vielleicht nicht so eifersüchtig gewesen. Aber er hatte einfach niemanden, dem er vertrauen konnte.«
Die mysteriösen Mordfälle sind mittlerweile zu einem bundesweiten Medienthema geworden. Dabei hat die abwertende Berichterstattung mancher Zeitungen, die im Zusammenhang mit den Taten vom »Homosexuellen-Milieu« geschrieben haben, wie beispielsweise die Bild , für Unmut unter schwulen Lesern gesorgt. Die Leser kritisieren zu Recht, dass der Begriff »Homo-Milieu« suggeriere, homosexuelle Menschen seien in einer kriminellen Umgebung unterwegs. Und eine derartige Darstellung in der Öffentlichkeit könne auch Wasser auf die Mühlen des Täters sein, der sich in seinem mörderischen Tun bestätigt sehe.
Am 31. August 2007 geht um 19.37 Uhr bei der Polizei und Feuerwehr in Aachen der Notruf eines Spaziergängers ein: In einem Waldgebiet bei Stolberg soll eine männliche Leiche liegen.
Ein Streifenwagen und ein Notarzt eilen zum Fundort, der etwa 400 Meter entfernt von der A 4 liegt. Der Leichnam ist nur mit einem grauen T-Shirt bekleidet und weist einen Einschuss am unteren Hinterkopf und mehrere Verletzungen im Brustbereich auf. Das Opfer ist förmlich hingerichtet worden, allerdings höchstwahrscheinlich nicht am Fundort. Die
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