Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)
äußerlichen Merkmale sprechen für eine südeuropäische Herkunft, das Alter des Mannes wird auf 30 bis 35 Jahre geschätzt.
Die Polizei sucht den Tatort und die Umgebung mit Metalldetektoren, Diensthunden und einem Hubschrauber ab. Eine schnell eingerichtete Mordkommission fahndet nach einem weißen älteren Pkw, der in der Nähe des Tatorts kurze Zeit gestanden haben soll. Entsprechende Reifenspuren sind vorhanden, aber aufgrund der Witterungsverhältnisse nicht auswertbar.
Die Ermittler haben von den Morden an Homosexuellen in den vergangenen Monaten gehört und nehmen Kontakt mit den zuständigen Behörden auf. Tatsächlich gibt es eine Vielzahl von Parallelen, die auf denselben Täter schließen lassen. Deshalb nimmt die Kripo auch den Parkplatz Eilendorf an der A 4 zwischen Eschweiler-West und dem Autobahnkreuz Aachen unter die Lupe, der als Homosexuellen-Treff genutzt wird.
Um die Identität des Opfers aufzuklären, wird ein Foto zusammen mit einer weiteren Beschreibung des Mannes veröffentlicht. Auffällig ist eine 14 Zentimeter lange Narbe quer dem rechten Oberarm. Nach der Presseveröffentlichung gehen mehrere Hinweise ein, unter denen jedoch nur einer brauchbar ist: Ein Lkw-Fahrer hat gemeldet, zur Tatzeit im Bereich des Parkplatzes mehrere Knallgeräusche gehört zu haben, eventuell Schüsse. Diese glaubwürdige Aussage und der kriminalistische Befund an der Leichenfundstelle – fehlende Geschosshülsen und fehlende Kleidung des Opfers – führen zu der Annahme, der Mann könnte im Bereich des Parkplatzes ermordet worden sein. Deshalb beginnen die Ermittler damit, Fahndungsplakate der Kripo Kassel und Karlsruhe an sämtlichen Autobahnparkplätzen der Region aufzuhängen, die von schwulen Männern als Treffpunkt für flüchtige Sexualkontakte genutzt werden.
Die Parallelen zu den Morden in Hessen und Baden-Württemberg sind verblüffend: gleicher Opfertyp, gleichartiger Tatort, gleiche Tötungsart, gleichartige Vorgehensweise – alles passt zusammen. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Täter Beziehungen in Homosexuellenkreisen unterhält. Und er könnte ein soziales Umfeld haben, das von diesen Aktivitäten weiß. Ehefrauen, Freundinnen oder Familienmitglieder könnten stutzig geworden sein, wenn der Mann auf Tour ging und nach Opfern suchte, tagelang, nächtelang.
»Ich überlege heute natürlich auch, wann er das alles gemacht haben soll. In meinem Gedächtnis ist das so, als ob er fast immer da gewesen wäre. Es hat wohl damit angefangen, dass er ab und zu mit dem Wagen los ist. Er sagte dann, er bräuchte das, um Stress abzubauen. Er müsse auf die Autobahn und möglichst schnell fahren. Da würde er alles vergessen und könnte Stress abbauen. Ich hab das zwar nicht gut gefunden, weil ich auch Angst um ihn hatte, aber ich habe ihn dann doch fahren lassen. Ich sagte, okay, dann mach das, wenn du das brauchst.
Manchmal war es schon komisch mit ihm, da rief er mich in den frühen Morgenstunden an und sagte zum Beispiel: ›Du, ich bin jetzt weiter gefahren, als ich wollte. Ich bin jetzt irgendwo bei Frankfurt und so müde, ich stell mich jetzt auf einen Parkplatz und schlafe ein paar Stunden.‹ Wo er aber wirklich gewesen ist, das habe ich nie erfahren.«
Die an der bundesweiten Fahndung beteiligten Kriminaldienststellen gehen jetzt übereinstimmend davon aus, dass sie es mit einem planvoll und umsichtig agierenden Serienmörder zu tun haben, der seine Taten gut vorbereitet und geduldig auf die passende Gelegenheit wartet. Und das macht ihn besonders gefährlich.
»Die ganzen Taten, die er begangen hat, das war doch dilettantisch. Überall hat er seine Zigarettenkippen liegen lassen. Das ist doch bescheuert. Er musste doch wissen, dass man ihm mit seiner DNA auf die Spur kommen würde. Dann hat er einen gebrauchten Handschuh neben dem zweiten Leichnam liegen lassen. Und er ist immer mit unserem Wagen unterwegs gewesen. Da hätte sich doch jeder das Kennzeichen merken oder aufschreiben können. Das ist schon irgendwo verrückt. Ich muss doch denken, der spinnt. Der ist nicht mehr ganz richtig im Kopf. Oder dachte er, er wird niemals gefunden? Aber so kann doch kein Mensch denken in der heutigen Zeit. Sicher, er ist ein unbeschriebenes Blatt, hatte nie mit der Polizei zu tun; aber trotzdem, er hat so viele Fehler gemacht, geradezu stümperhaft.«
Die Obduktion ergibt, dass dem unbekannten Mann mehrfach in den Oberkörper geschossen wurde, ein Projektil drang jedoch auch direkt oberhalb
Weitere Kostenlose Bücher