Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)
nicht verstehen, wie jemand so etwas machen kann.‹ Dass der da so lapidar drüber weggehen konnte, Wahnsinn.«
Im Fall Cesare Conti teilt die belgische Polizei den deutschen Ermittlungsbehörden Anfang Oktober mit, dass der Mann in Brügge getötet und höchstwahrscheinlich noch am selben Tag im Waldgebiet bei Stolberg abgelegt wurde. Vermutlich ist das Opfer von Tätern aus dem Bereich der organisierten Bandenkriminalität erschossen worden. Somit dürfte ein Zusammenhang mit den Morden an Harald Huber und Wilhelm Lohr ausgeschlossen sein.
Dafür gibt es aber plötzlich eine heiße Spur des unheimlichen Serienmörders, die in die älteste Stadt Baden-Württembergs nach Rottweil führt. Das Landeskriminalamt teilt den Ermittlern der Kripo Rottweil und Kassel nämlich mit, dass es in der bundesweiten DNA-Datenbank eine Übereinstimmung von Tatortspuren gibt: Eine nach einem Überfall auf einen Autofahrer am 19. Juli in Rottweil gesicherte DNA-Spur weist die gleichen Merkmale auf, wie sie auch bei dem Mord am 5. Mai bei Eiterhagen gesichert wurden.
Rückblende.
Sonntag, 19. Juli 2007, gegen 15.30 Uhr. Rottweil,
im Bereich der Busparkplätze am Oberen Marktplatz.
Daan Simons sitzt in seinem schwarzen VW Touareg und wartet auf seine Frau. Der 55-Jährige wohnt in Maastricht, seit drei Tagen macht er mit seiner Gattin einen Kurzurlaub in Deutschland. Plötzlich wird die Beifahrertür seines Wagens aufgerissen. Ein unbekannter Mann bedroht Daan Simons mit einem Klappmesser und brüllt, er solle den Wagen starten und losfahren. Doch Daan Simons, ein 100-Kilo-Mann, weigert und wehrt sich, es kommt zu einem Handgemenge, bei dem das Opfer an beiden Händen Schnittverletzungen erleidet. Dennoch gelingt es Daan Simons, mehrfach mit den Händen auf die Hupe zu schlagen. Passanten werden aufmerksam und nähern sich dem VW Touareg, worauf der Täter flüchtet und das Messer zurücklässt. Ein junger Mann verfolgt den Täter bis ins nahe Heinrichstal, doch dort verliert sich seine Spur.
Der Täter wurde von allen Zeugen sehr ähnlich beschrieben: 55–65 Jahre alt, 1,70 bis 1,75 Meter groß, gepflegte Erscheinung, bekleidet mit einem grünen Hemd und einer hellen Hose. Vermutlich hatte er eine dunkle Umhängetasche bei sich. Eine ältere Dame hatte dem Täter direkt in die Augen geschaut. In seinem Gesicht sei »so ein Verlegenheitslächeln gewesen«, berichtete die Frau der Kripo. »Er hat mich angeschaut. Das waren hellblaue Augen. Sie hatten irgendetwas Merkwürdiges an sich.«
Weitere Zeugen sagten bei der Kripo aus, der Täter habe nur wenige Meter vom VW Touareg des Opfers entfernt längere Zeit auf einer Begrenzungsmauer gesessen und geraucht und dabei ganz und gar unbeteiligt gewirkt. Der junge Mann, der den Täter verfolgt hatte, sprach gegenüber der Polizei von dem »stechenden Blick« des Flüchtenden. Der war wohl nur entkommen, weil der Zeuge ungeeignetes Schuhwerk getragen hatte: Badelatschen.
Die Ermittler rekonstruierten den Fluchtweg des Täters und fotografierten alle dort parkenden Fahrzeuge. Auch erstellten sie mit Hilfe der Zeugen ein Phantombild des Täters und präsentierten es der Öffentlichkeit. Möglicherweise war der Unbekannte von Passanten auf dem Marktplatz, insbesondere im Bereich der Wasserfontänen, gesehen worden. Denn an diesem sonnigen Sommertag hatte auf dem Oberen Marktplatz ein gut besuchter Trödelmarkt stattgefunden.
Bei dem zurückgelassenen Messer handelte es sich um ein Klappmesser des amerikanischen Herstellers Spyderco. Es hatte eine Klingenlänge von 21 Zentimetern, das Griffstück war dagegen nur 13 Zentimeter lang. Weil es sich um ein recht auffälliges Messer handelte, erhoffte sich die Kripo Hinweise darauf, wer ein solches Klappmesser besaß bzw. besessen hatte. Obwohl die Ermittler an den Zigarettenkippen, die der Täter weggeschmissen hatte, DNA-Spuren sichern konnten und zudem über eine recht präzise Beschreibung und über ein Phantombild verfügten, blieb die Tat zunächst ungeklärt.
Erst der später durchgeführte routinemäßige Abgleich der an den Tatorten in Rottweil und Kassel gesicherten DNA-Spuren in der Datenbank des BKA führt zu der Erkenntnis, dass es sich höchstwahrscheinlich um denselben Täter handeln dürfte.
»Im Juli passierte die Sache in Rottweil mit dem Autofahrer. Nur einige Tage später war eine große Hochzeit in unserer Familie. Da hat eine Nichte von mir geheiratet, etwa 150 Gäste waren geladen. Am selben Tag ist auch mein Vater
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