Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper
Die selbstsichere Art der Senatorin, die keinerlei Zweifel an ihrem Tun zuließ, schnürte ihm die Kehle zu.
»Ben, ich will Ihnen reinen Wein einschenken, auch wenn es mir schwerfällt«, fuhr Neal fort, während sie starr geradeaus durch die Windschutzscheibe blickte. »Ich habe einen schlimmen Fehler gemacht, den ich mir noch immer nicht verzeihen kann. Ein Mann, den ich niemals an mich hätte heranlassen dürfen, hat sich mein Vertrauen erschlichen.«
»Rudy Collins«, sagte Ben. »Ich weiß.«
»Dieser Mann steckte hinter den Mordversuchen an Ihnen, Ben, das kann ich Ihnen beweisen. Seit einer Woche habe ich einen Bericht der CIA aus dem Libanon auf meinem Schreibtisch, dem zu Folge Collins Kontakt zu einer islamistischen Terrorgruppe namens Black Hydra gehabt hat. Wenn die Informationen stimmen - und ich habe keinen Grund, daran zu zweifeln -, dann hat Collins diese Gruppe über einen Mittelsmann so manipuliert, dass sie gar nicht wusste, für wen sie eigentlich tätig war. Der Selbstmordattentäter, der sein Flugzeug auf das Gebäude von AMT gesteuert hat, konnte eindeutig der Gruppe Black Hydra zugeordnet werden.«
»Und was war mit dem Brennergas, mit dem das ganze Labor voll war? Und mit dem Wachmann, der Dr. Vitek angegriffen hat? Geht das etwa auch auf das Konto dieser ominösen Black Hydra, von der ich bisher noch nie etwas gehört habe?«
»Nein«, sagte Neal. »Aber auch da steckt Collins dahinter. Der Wachmann gehörte zu den Gerechten der Letzten Tage, jener Organisation, die Collins angeführt hat. Wir haben in Collins’ Hotelzimmer Unterlagen gefunden, aus denen das und noch so manches andere hervorgeht. Das muss man sich mal vorstellen, der Mann hat über alles, was er angerichtet hat, genauestens Buch geführt - über jede Intrige, jeden Mord und vor allem über den großen Plan, den sein krankes Gehirn sich ausgedacht hat und den Sie zum Glück vereitelt haben, Ben. Sie sind ein Held, und vielleicht freut es Sie ja ein wenig, dass ich Sie vor einer Woche persönlich beim Präsidenten für einen Orden vorgeschlagen habe.«
Neal hielt inne, wohl um ihre Worte auf Ben wirken zu lassen. Als er nichts sagte, fuhr sie fort, während sie den Mercedes auf der rechten Spur langsam im dichten Verkehr mitlaufen ließ.
»Ist Ihnen denn nicht klar, warum Collins AMT vernichten musste? Das Labor enthielt sämtliche Beweise für sein schändliches Tun. Aus dem gleichen Grund war er ja auch hinter Ihnen her - Sie wussten zu viel und hätten mit Ihrem Wissen sein Vorhaben, eine neue Seuche als eine Art Gottesgericht auf die Menschheit loszulassen, vereiteln können. Du meine Güte, was für ein krankes Gehirn er doch gehabt haben muss.«
»Und was war mit diesem Überfall auf Angie, Jack und mich bei Biometrix?«, fragte Ben ungerührt. »Woher wusste Collins denn, dass wir dort waren?«
Kathleen Neal schluckte schwer, bevor sie antwortete. »Also gut, ich muss Ihnen gestehen, dass mich an dieser Geschichte eine gewisse Mitschuld trifft«, sagte sie zerknirscht. »Ich habe ihm in einem Telefongespräch erzählt, dass Angie mich angerufen hat und dass Sie bei ihr waren. Ich weiß …« Sie hob die Hand und wehrte damit Bens Protest ab, bevor er ihn äußern konnte. »Ich weiß, dass ich das nicht hätte tun dürfen. Aber sehen Sie, Ben, ich habe diesem Menschen vertraut … Schlimmer noch, ich habe ihn … geliebt. Ja Ben, das ist leider die traurige Wahrheit. Der Mann hat mich hintergangen und meine Zuneigung zu ihm aufs Schändlichste missbraucht. Ich bin genauso ein Opfer wie Sie, Ben.«
Entweder war die Senatorin eine begnadete Schauspielerin, oder die einzelne Träne, die auf ihrer perfekt geschminkten Wange eine glänzende Spur hinterließ, war tatsächlich
echt. Ben glaubte der Frau trotzdem nicht. Zu tief saß in ihm der Verdacht, dass sie ihn für ihre Pläne benutzt hatte und ihn dann in der Behindertentoilette des Stadions eiskalt erschossen hätte, wäre da nicht Jack gewesen, der alles mit dem iPhone des Journalisten mitgefilmt hatte.
»Warum haben Sie mich vor dem Krankenhaus abgepasst, Frau Senatorin?«, fragte er. »Nur um mir diese rührselige Geschichte einer verratenen Liebe zu erzählen?«
Neal wandte den Kopf mit einem Ruck in seine Richtung, und jetzt sah sie Ben mit ihren kalten, blauen Augen so hart und durchdringend an, dass er am ganzen Körper eine Gänsehaut bekam.
»Nein, Ben, das hat einen anderen Grund«, sagte sie mit leiser Stimme. »Wenn Sie es wirklich so genau
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