Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper
wissen wollen, dann will ich Ihnen reinen Wein einschenken. Es geht mir um die Daten, die Sie für mich von AMT geholt haben.«
»Was ist mit ihnen?«
»Ben, ich muss sichergehen, dass Sie nicht eine weitere Kopie dieser Daten gemacht haben, die womöglich irgendwo da draußen herumschwirrt. Sie werden sicher verstehen, dass mir viel an diesen Daten gelegen ist. Schließlich bin davon nicht nur ich betroffen, sondern auch eine ganze Reihe anderer, hochgestellter Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft. Für keinen von uns wäre es von Vorteil, wenn diese Daten jemals an die Öffentlichkeit gelangen würden. Ich denke, Sie wissen, was ich meine.«
»Und ob ich das weiß«, sagte Ben. »Beim einfachen Wähler kommt es sicher nicht allzu gut an, wenn sich diejenigen, denen er seine Stimme gegeben hat, heimlich, still und leise vor einer Gefahr schützen, die alle anderen gleichermaßen bedroht.«
»Aber Ben, das geschah doch nur zum Wohl der Allgemeinheit«, protestierte Neal so heftig, dass es fast echt klang. »Stellen Sie sich doch einmal vor, dieses Virus hätte eine Pandemie noch nie gekannten Ausmaßes ausgelöst und das Land wäre ohne Entscheidungsträger dagestanden!«
»Dem Wohl der Allgemeinheit hätte es wohl mehr gedient, wenn Sie die Öffentlichkeit auf die Gefahr aufmerksam gemacht hätten, die ihr drohte.«
»In was für einer Welt leben Sie denn, Ben? Was wäre wohl passiert, wenn wir gesagt hätten: Liebes Volk, unsere Militärs haben in unserem Auftrag ein absolut tödliches Virus entwickelt und waren dann zu blöd, um darauf aufzupassen, und jetzt kann dieses Virus euch jederzeit binnen weniger Wochen alle dahinraffen, ohne dass es auch nur ansatzweise eine Chance auf Heilung gibt?« Neal machte eine kleine Kunstpause und fuhr dann fort: »Ich will Ihnen sagen, was passiert wäre, Ben: Ein unglaubliches Chaos wäre ausgebrochen, eine Massenpanik, die unser ganzes Land ins Verderben gestürzt hätte.«
»Ich sehe da keinen großen Unterschied«, gab Ben trocken zurück. »Ob jetzt eine Massenpanik oder eine Pandemie das Land ins Verderben stürzt. Mit Ausnahme von ein paar einflussreichen Leuten, die es sich leisten können, sich vor diesem Virus schützen zu lassen, natürlich.«
»Oh doch, Ben, das ist ein himmelweiter Unterschied. Was ich getan habe, war die einzige Möglichkeit, die Welt vor diesem Virus zu retten. Was für ein Glück, dass Dr. Low sich, getrieben von Gewissensbissen, ausgerechnet mir anvertraut hat. Nach seinem Geständnis, er habe für einen ihm nicht bekannten Auftraggeber bei AMT ein Virus namens AO-1 gezüchtet, das er selbst aus dem AFIP-Labor
entwendet hatte, hätte ich ihn natürlich an das FBI ausliefern können, aber was hätte das schon gebracht?«
Ben stockte der Atem. Was er soeben gehört hatte, war ungeheuerlich.
»Moment mal«, sagte er. »Nur dass ich Sie da jetzt richtig verstanden habe: Sie haben den Mann, der dieses Virus in die Welt gebracht hat, vor seiner gerechten Strafe geschützt? Jemanden, der um ein Haar für den Tod von Millionen Menschen verantwortlich gewesen wäre?«
»Was hätte ich denn tun sollen, Ben? Das Virus hatte die streng abgeschottete Welt der Militärlabors bereits verlassen, und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis es irgendwo ausbrechen würde. Da war es doch viel geschickter, Low für uns arbeiten und den Schaden, den er angerichtet hatte, wiedergutmachen zu lassen. Ich bin heute noch stolz darauf, dass mir die Idee mit dem CardioPatch gekommen ist. Ich wusste von Angie Howlett, dass ihre Firma an einem solchen Herzpflaster arbeitete und habe sein Potenzial sofort erkannt. Zum Glück hatte ich mit Dr. Low den einzigen Wissenschaftler an der Hand, der diese Vision in die Praxis umsetzen konnte - schließlich kannte er das Virus besser als jeder andere. Hätte ich so einen Mann etwa ins Gefängnis schicken sollen?«
»Dann hat Low bei AMT schon sehr früh die Testpflaster für seine eigenen Zwecke abgezweigt«, sagte Ben, dem das ganze Ausmaß der Geschichte erst jetzt langsam klarwurde.
»Und er hat es mit seinem Leben bezahlt«, sagte die Senatorin, während sie den Wagen an einer roten Ampel zum Stehen brachte. »Als Collins dahinterkam, dass er ein doppeltes Spiel spielte, hat er ihn umgebracht.«
»Und woher wusste Collins, was bei AMT geschah?«, fragte Ben.
»Ganz einfach. Er hat schließlich einen Ort gebraucht, um das Virus herstellen zu können. Also hat er vor Jahren über einen Strohmann das Labor
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