Killerwelle
Kommandierende General der NSA. »Das ist nicht möglich.«
»Ich weiß«, erwiderte der Präsident. »Und doch sind wir jetzt hier. Der Code stammt von einem Zufallsgenerator, und alle, die in irgendeiner Form mit dem Biskuit zu tun haben, wurden einer gründlichen Überprüfung unterzogen, ist es nicht so?«
»Ja, Sir, das trifft zu. Das Verfahren ist absolut sicher. Und niemand anders als Sie bekommt diese Zahlen jemals zu sehen. Ich werde den Sicherheitsstatus des Kuriers überprüfen. War das Siegel an dem Biskuit intakt?«
»Unversehrt.«
»Das ist unmöglich«, wiederholte der General.
Der Vizepräsident meldete sich zu Wort. »Dieser Verrückte droht damit, den Strom in Troy, New York, gegen Mittag für eine Minute auszuschalten. Sollten wir nicht irgendjemanden warnen? Und warum ausgerechnet Troy?«
»Weil es nahe genug bei New York City liegt, um von uns bemerkt zu werden, aber doch noch so klein ist, dass, wenn er so viel Elektrizität umleitet, das Netz nicht überladen wird und es zu einem lawinenartigen Stromausfall kommt wie bei dem Blackout von 2003.« Dies hatte Les Jackson gesagt, der früher als Lobbyist eines überregionalen Stromversorgers tätig gewesen war. »Und wenn wir sie warnen, werden sie wissen wollen, woher wir diese Information haben. Falls das Ganze an die Öffentlichkeit dringt, wollen Sie dann, dass die Administration mit solchen Fragen gelöchert wird?«
»Oh, richtig.« Der Vize-Präsident hatte seinen Posten wahltaktischen Überlegungen zu verdanken und ganz bestimmt nicht seinem scharfen Intellekt.
»Das ist nicht nur ein gewöhnlicher Computer-Hacker«, sagte Fiona Katamora, die Außenministerin. Sie hatte der vorangegangenen Administration bereits als nationale Sicherheitsberaterin gedient und hatte jetzt dieses Amt erhalten, das um einiges öffentlicher war, weil sie ganz einfach eine der fähigsten Persönlichkeiten auf dem Planeten war. »Die Forderungen lesen sich wie Osama Bin Ladens Weihnachtswunschzettel.«
Sie las das Fax laut vor. »Die Vereinigten Staaten werden sofort jede militärische und nichtmilitärische Hilfe für den Staat Israel einstellen und in Zukunft Hilfszahlungen in gleicher Höhe an die palästinensische Regierung und die Hamas-Führer im Gazastreifen leisten. Alle in Guantanamo eingekerkerten Gefangenen werden sofort freigelassen. Sämtliche Truppen der Vereinigten Staaten und der NATO müssen den Irak bis Ende Juni und Afghanistan bis Ende des Jahres verlassen haben. Sämtliche militärische Hilfe für Pakistan wird sofort eingefroren. Amerikanische Militärstützpunkte in Kuwait und Katar müssen bis Ende des Jahres stillgelegt und aufgelöst sein. Der Präsident wird in einer offiziellen Erklärung die Gründung jüdischer Siedlungen auf der West Bank sowie das Kopftuchverbot für Frauen in Frankreich und allen anderen europäischen Ländern, in denen ein solches Verbot gilt, verurteilen. Sämtliche international als terroristische Vereinigungen gebrandmarkten muslimischen Gruppierungen werden in Zukunft von diesem Makel befreit. Es werden keine weiteren Sanktionen gegen die iranische Nation ergriffen, und sämtliche zurzeit wirksamen Sanktionen werden bis zum Ende des Jahres aufgehoben.
Was er von uns verlangt«, sagte sie weiter, »ist nichts anderes, als dass wir den Kampf gegen den Terror vollständig einstellen. Ich finde es sehr aufschlussreich, dass er den Iran erwähnt.«
»Warum das?«
»Sunniten und Schiiten kommen nicht besonders gut miteinander aus, und die meisten arabischen Staaten sind sich darin einig, dass ein isolierter Iran mit seinem schiitisch geprägten Islam in ihrer aller Interesse ist. Aber dieser Knabe verlangt, dass wir von allem unsere Finger lassen, als wolle er damit ausdrücken, dass sämtliche Differenzen zwischen den beiden Gruppen eine interne Angelegenheit seien und von ihnen selbst geregelt werden.«
»Natürlich können wir keiner dieser Forderungen nachkommen«, erklärte der Vizepräsident großspurig.
»Was mir außerdem auffällt«, fuhr Fiona Katamora fort, als hätte er gar nichts gesagt, »sind die Zeiträume, die da genannt werden. Das ist nicht die Tirade irgendeines geistesgestörten Dschihadisten, der in Wasiristan in einer Berghöhle sitzt. Das Ganze wurde sorgfältig durchdacht. Jeder genannte Termin ist aus rein praktischer Sicht durchaus zu schaffen und ist, wenngleich politisch geradezu ungenießbar, keineswegs undurchführbar.«
»Wir können die Hilfe für Israel nicht
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