Killerwelle
Brandung, wobei seine Rotoren Gischtwolken in die Höhe schleuderten. Die Maschine war jetzt so nah, dass er keine Chance mehr hatte, seine Eltern und seine Tochter zum Wagen zu bringen, der neben dem Strandhaus parkte. Er hatte eine 9-mm-Beretta aus dem Waffenarsenal des Unterschlupfs unter seiner Matratze versteckt. Er rannte zu seinem Zimmer und weckte seine Eltern mit lauten Rufen. Sein Vater tauchte aus ihrem Zimmer auf, die Haare zerzaust wie Albert Einstein auf dem weltberühmten Foto.
»Dad, sie sind es«, sagte MacD und spannte die mattschwarze Pistole. »Schnapp dir Mom und Pauline und schleicht hinten raus und rennt los. Ich halte sie so lange auf, wie ich kann.«
Er wartete nicht, um sich zu vergewissern, ob sein Vater seine Anweisungen befolgte, sondern ging zurück zum Vorderfenster und schaute vorsichtig hinaus. Der Helikopter landete am Strand und erzeugte eine dichte Sandwolke, in der er völlig verschwand. MacD rechnete damit, dass ein Trupp Kommandosoldaten mit ratternden Maschinenpistolen aus der Staubwolke auftauchte. Da er wusste, dass das Glas seine Schüsse ablenken würde, zertrümmerte er eine der Fensterscheiben, nahm den Hubschrauber ins Visier und hielt sich bereit, um die erste Gestalt, die sich zeigen würde, niederzustrecken.
Was er nicht erwartet hatte, war, dass der Hubschrauberrotor langsamer wurde. Jeder erfahrene Kampfpilot ließ die Maschinen laufen, um schnell wieder abheben zu können. Die Flügel wurden jedoch weiter abgebremst, bis sich die Staubwolken wieder gelegt hatten. Die Seitentür wurde aufgeschoben, und ein Mann in Uniform und mit einem Pilotenhelm auf dem Kopf sprang auf den Strand herab. Er wartete einen Moment, dann half er einem anderen Mann beim Aussteigen.
Dieser war schon älter, hatte schneeweißes Haar und eine leicht gebückte Körperhaltung, die jedoch nicht auf die Nähe der Rotorblätter zurückzuführen war. In seinem dunkelblauen dreiteiligen Anzug mit weißem Oberhemd und roter Krawatte sah er wie ein Bankier aus. MacD wusste nicht, was er von diesem dramatischen Auftritt halten sollte, doch er senkte die Waffe und ging zur Haustür, während der ältere Gentleman die Straße überquerte. Der Angehörige der Hubschrauberbesatzung blieb zurück.
Wachsam öffnete MacD die Haustür und trat auf die überdachte Vorderveranda hinaus. Dabei hielt er die Pistole so, dass der Mann sie sehen konnte.
»Das ist nah genug!«, rief er, als der Fremde den diesseitigen Straßenrand erreichte.
»Ich versichere Ihnen, Mr. Lawless, so schlecht wie ich höre, ist es das nicht.«
»Wer sind Sie?«
»Mein Name ist Langston Overholt IV. Ich war mal Juan Cabrillos Chef bei der CIA, und ich fürchte, wir brauchen seine Hilfe.«
MacD erinnerte sich, dass der Chef seinen ehemaligen Boss einmal erwähnt und davon erzählt hatte, dass die Corporation von dem legendären Meisterspion für ein paar sehr obskure Unternehmungen angeheuert worden war. Er sicherte die Pistole und verstaute sie in der Gesäßtasche seiner Shorts. Die beiden Männer trafen sich in der Mitte des Rasens vor dem Haus, und Overholt bestand auf einem Händeschütteln als Begrüßung.
»Es ist ganz günstig, dass Sie mit Ihrer Familie hier sind«, sagte Langston und reichte ihm seinen Ausweis.
Der alte kalte Krieger ging inzwischen auf die achtzig zu, hatte jedoch noch nichts von seinen geistigen Fähigkeiten eingebüßt. Die Agency behielt ihn trotz seines Rentenalters auf seinem Posten, nämlich als eine Art Ehrenspion, der schon mehr über das Spionagegewerbe vergessen hatte, als die derzeitige Generation von Wunderkindern jemals darüber in Erfahrung bringen würde.
»Woher wissen Sie, wer ich bin?«, fragte MacD.
»Juan erzählte, dass er Sie eingestellt habe, und hat mich darüber informiert, was mit Ihrer Tochter geschehen ist. Die Identifizierungsnummer des Jets der Corporation wurde in Houston registriert. Ich habe dann zwei und zwei zusammengezählt, als ich in der Online-Ausgabe der Times-Picayune lesen konnte, dass an dem Tag, an dem Sie ankamen, drei bislang nicht identifizierte Drogenhändler zusammen mit dem Haus, in dem sie sich aufhielten, verbrannt sind. Ich bin nach New Orleans geflogen und habe dem Haus Ihrer Eltern einen Besuch abgestattet. Als niemand öffnete, erkundigte ich mich in der Nachbarschaft nach ihnen. Ich erzählte einer gewissen sehr netten und gesprächigen Mrs. Kirby, dass ich vermutete, Sie seien zu einem kurzfristig organisierten Urlaub abgereist, und
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