Killerwelle
gefüllt sein.
Juan hatte Eric Stone und Mark Murphy angehalten, das Leben ihres neuesten Klienten auseinanderzunehmen, und hatte außerdem aus reinem Entgegenkommen Overholt bei der CIA von der geplanten Operation unterrichtet. Dass sich Langley über Cabrillo und sein Team ärgerte, hatte keineswegs zur Folge, dass Juan darauf verzichtete, sich zu vergewissern, dass Bahar nicht von anderer Seite überwacht wurde.
Das Letzte, was sie jetzt brauchten, war, einem terroristischen Superhirn in die Hände zu arbeiten, ohne es zu ahnen.
Gunawan Bahar hatte sich als das entpuppt, als was er sich der Öffentlichkeit auch präsentierte, nämlich als indonesischer Geschäftsmann, der sich Sorgen um sein entführtes Kind machte und bereit war, alles zu tun, um den Jungen in den Schoß seiner Familie zurückzuholen.
Durch den besiegelnden Händedruck hatte Juan Bahars Anliegen zu seinem eigenen gemacht, und das nicht nur wegen des Honorars. Er empfand einen grundlegenden Zorn auf jeden, der ein Kind wie Seti für seine Zwecke benutzte, und die Wut wurde noch durch das gesteigert, was sie den Jungen jetzt tun lassen wollten.
Nun hatte Cabrillo auch noch die Verantwortung für ein weiteres Leben übernommen, nämlich das des gefangenen Soldaten. Seine Rettung war ihm in jeder Hinsicht genauso wichtig wie diejenige Setiawans.
Juan blickte kurz nach Westen, wo die untergehende Sonne noch über den Bergen stand, und rechnete sich aus, dass es nur etwa eine halbe Stunde bis zum Einsetzen der Dämmerung und eine weitere Stunde bis zum endgültigen Anbruch der Nacht dauern würde. »Eddie, Linc, behaltet unser primäres Zielobjekt im Auge. Linda, du achtest auf das Haus, in das sie den Soldaten gebracht haben.«
Danach suchte Juan mit Hilfe seines Fernglases das restliche Dorf und die Zufahrtsstraße ab.
Die drei bestätigten, und die sorgfältige Überwachung wurde fortgesetzt. Keine Einzelheit wurde übersehen. Linc machte darauf aufmerksam, dass in der Steinmauer, hinter der sie Seti festhielten, eine Lücke klaffte, die wohl für Linda, aber nicht für eine muskulöse Gestalt breit genug war. Linda meldete, dass sie beim flackernden Schein eines Zündholzes hatte erkennen können, dass sich drei Taliban mit dem Gefangenen im Haus befanden und dass dieser, der Kopfhaltung der Afghanen nach zu urteilen, offenbar auf dem Fußboden lag.
Als der letzte schmale Streifen der Sonne hinter einem eisigen Berggipfel verschwand und die Unterseite der Wolkendecke orangefarben aufleuchten ließ, gewahrte Juan auf der Straße unter sich ein Scheinwerferpaar, das sich näherte. Drei Fahrzeuge – der Ziegenlaster, die Limousine mit dem Gefangenen und jetzt dieser Wagen – an einem einzigen Tag. So etwas galt in dieser Gegend sicherlich schon als halber Verkehrskollaps, dachte er.
Das Auto brauchte mehrere Minuten, um die steile Zufahrt zu dem Bergdorf zu überwinden, und das Tageslicht war nahezu vollständig verblasst, als es endlich auf den Dorfplatz rollte. Es war ein Schulbus, allerdings nur halb so lang wie ein herkömmliches Modell und mit grellen Farben bemalt. Eine Perlenkette hing im Führerhaus hinter der Windschutzscheibe, und der Gepäckträger auf dem Dach war im Augenblick leer. Bunte Lastwagen wie dieser waren die Arbeitspferde Zentralasiens und transportierten Menschen, Haustiere und alle möglichen Güter. Als das Team auf seinem Weg hierher durch Peschawar gekommen war, hatten sie hunderte dieser Vehikel gesehen, und keins war gewesen wie das andere.
Cabrillo holte seine Nachtsichtbrille heraus und setzte sie auf. Sie verfügte zwar nicht über die optische Auflösung seines Fernglases, aber bei dem nachlassenden Tageslicht konnte er damit mehr Details erkennen.
Mehrere Männer stiegen aus dem Bus. Der erste war unbewaffnet und begrüßte den Dorfhäuptling mit einer innigen Umarmung. Er kam Cabrillo vage bekannt vor, und er fragte sich, ob er sein Gesicht schon mal auf einem Steckbriefplakat gesuchter Terroristen gesehen hatte. Die drei, die ihm folgten, trugen Aluminiumkoffer und die stets gegenwärtigen Kalaschnikows.
Juan kam schnell zu dem Schluss, dass dies der leitende Taliban-Funktionär war und dass sich in den Koffern die Videoanlage für die Exekution des gefangenen Soldaten befand. Seine Vermutung wurde bestätigt, als einer der Männer eine längliche Kiste auf die Erde legte und den Deckel öffnete. Der Talibanführer bückte sich und holte unter den begeisterten Rufen seiner Männer einen Krummsäbel
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