Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
und Zweck des gezielten Tötungsprogramms der CIA . Vor allem, seit die Kriterien für tödliche Operationen aufgeweicht wurden und die Agency die Erlaubnis erhielt, in Pakistan Raketenangriffe selbst in Fällen anzuordnen, in denen die US -Spione nicht genau wissen, wenn sie da im Visier haben – die sogenannten »signature strikes« gegen namentlich nicht bekannte Zielpersonen. Seitdem wird, meinte Blee, die ursprünglich nur zum selektiven Einsatz vorgesehene Waffe massiv missbraucht.
»Früher war es für uns, allein schon aus Gewissensgründen, wichtig, zu wissen, wen wir ins Fadenkreuz nahmen, bevor wir den Abzug betätigten«, betonte Blee. »Heute jagen wir an allen Ecken und Enden Leute in die Luft, deren Namen wir gar nicht kennen.«
Das Räderwerk dieser Tötungsmaschinerie laufe absolut reibungsfrei. »Jeder Drohnenschlag ist eine Exekution«, so Blee weiter. »Aber wenn wir schon am laufenden Band Todesurteile verhängen, dann sollte das auf irgendeine Weise öffentlich nachprüfbar sein, und es sollte auch eine öffentliche Debatte darüber geben.«
Er hielt inne. »Und es sollte eine Debatte sein, die die Amerikaner verstehen können«, schloss er.
Ungefähr eine Autostunde außerhalb von Las Vegas, lange nachdem die stuckverzierten Häuser der Vorstädte verschwunden sind und der Blick über dicht am Boden wachsende Kreosotsträucher und darüber aufragende Josuabäume streicht, wendet sich der Highway nach Westen und führt hinunter in ein Tal. In der Ferne kommt eine Ansammlung niedriger, beigefarbener Gebäude in Sicht, und darüber ein kleines, an ein Insekt erinnerndes Flugzeug, das langsame, träge Kreise am Himmel zieht. Dann schwenkt die Maschine über eine rechts vom Highway verlaufende Hügelkette, vollzieht eine Linkskurve und landet auf einem in den Wüstensand gesetzten Flugfeld.
Drei Minuten im Auto sind mehr als genug, um alles zu sehen, was es in dem Städtchen Indian Springs zu sehen gibt, das knapp 1000 Meter über dem Meeresspiegel mitten in der Wüste von Nevada liegt. Der Ort besteht hauptsächlich aus mehreren Campingplätzen und Wohnwagen-Siedlungen, zwei Tankstellen, einem Motel sowie Auntie Moe’s Trading Post – einem Souvenirladen für indianisches Kunsthandwerk. Eine Werbetafel über dem Postbüro informiert über die nächstgelegenen Niederlassungen diverser großer Beherbergungs- und Bewirtungsketten: DENNY’S – SUBWAY – MOTEL 6 – EINE STUNDE VON HIER . Das kleine Kasino, in dem Curt Hawes und sein Team im Februar 2001 zu einer Frühstücksfeier zusammengekommen waren, nachdem sie mit dem ersten erfolgreichen Abschuss einer Rakete von einer Drohne aus Geschichte geschrieben hatten, steht immer noch am Rand des Orts. Aber wie den meisten anderen Läden in Indian Springs fehlt es dem Kasino an Kundschaft; wegen der neu errichteten Umgehungsstraße lassen die Touristen, die auf dem Weg vom Death Valley nach Las Vegas unterwegs sind, die Stadt inzwischen links liegen.
Der trostlose Ort hat auch nichts von dem anhaltenden Boom auf der unmittelbar auf der anderen Seite des Highway gelegenen Einrichtung abbekommen, die sich hinter kilometerlangen Drahtzäunen versteckt und an deren Zutritt Neugierige von bewaffneten Soldaten gehindert werden. Mitte des vergangenen Jahrzehnts wurde das hiesige Indian Springs Air Force Auxiliary Field auf den Namen Creech Air Force Base umgetauft, und der baufällige, vom Wind gepeitschte Stützpunkt, auf dem sich die ersten Predator-Testpiloten in der neuen Art Kriegführung übten, nach und nach zum Ground Zero der amerikanischen Tötungsoperationen im Ausland aufgerüstet. Auf der Luftwaffenbasis Creech, die sich über ein Gebiet von fast zehn Quadratkilometern erstreckt, herrscht inzwischen ein solcher Hochbetrieb, dass die Air Force beabsichtigt, einen Teil der angrenzenden Flächen aufzukaufen und den Stützpunkt auszubauen. Wenn das passiert, dürfte Indian Springs endgültig zur Geisterstadt verkommen.
Sowohl das Pentagon als auch die CIA steuern von Creech aus Drohneneinsätze, und das Militärpersonal und die in das Drohnenprogramm eingebundenen zivilen Auftragnehmer pendeln auch heute noch aus den Vorstädten von Las Vegas zur Arbeit, reißen ihre Schichten in sandfarbenen, wohnwagengroßen Containern herunter, die in akkurat ausgerichteten Reihen aufgestellt sind, und kehren dann wieder nach Hause zurück. Manchmal fliegen die Piloten, die in den Containern auf ihre Bildschirme starren, Trainingseinsätze, steuern
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