Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
Drohneneinsätze engagiert: Sie sitzen in den Kontrollstationen in Nevada, oder sie bestücken die Drohnen auf geheimen Stützpunkten in Afghanistan und Pakistan mit Bomben und Raketen.
Jeffrey Smith, früher Justiziar bei der CIA und heute Partner in einem angesehenen Washingtoner Anwaltsbüro, vertritt einige der Firmen, die ausschreibungsfreie Aufträge für militärische oder nachrichtendienstliche Arbeiten erhalten. Es sei schockierend, erklärte er mir, in welchem Ausmaß der amerikanische Staat die grundlegenden Aufgaben des Spionagehandwerks an private Dienstleister ausgelagert habe (viele dieser Firmen werden von ehemaligen CIA -Beamten oder Mitgliedern der Spezialeinsatzkräfte betrieben). Sie würden versprechen, die Arbeit besser zu erledigen als Angestellte der Regierung. Erik Prince verkaufte Blackwater und zog in die Vereinigten Arabischen Emirate, aber andere Unternehmen nahmen seinen Platz ein, und es gelingt ihnen viel besser als Blackwater, Schlagzeilen zu vermeiden. Seit die amerikanischen Kriege nicht mehr mit Panzerschlachten geführt werden, hat sich eine Art Heimindustrie entwickelt, die zu einem unverzichtbaren Teil eines neuen militärisch-geheimdienstlichen Komplexes wurde.
Smith reagiert zuweilen gereizt auf das maßlos negative Bild vom privaten Auftragnehmer, aber er sieht auch das Problempotenzial, wenn das Auftragsziel mit dem Profitstreben einer Firma in Konflikt gerät. »Es besteht ein unvermeidliches Dilemma, was die Loyalität eines Dienstleisters betrifft«, sagte er. »Gilt sie der Fahne? Oder gilt sie der Bilanz?«
Mitte 2012 bemühte sich Michele Ballarin noch immer um einen weiteren langfristigen Regierungsauftrag für ihre Arbeit in Afrika. Sie witterte eine Chance in dem Chaos, dass sich auf der nördlichen Hälfte des Kontinents ausbreitete. Als radikale Islamisten einen großen Wüstenstreifen im Norden Malis übernommen hatten und wieder einmal klar wurde, dass Washington dringend Informationen über ein Land brauchte, das es lange ignoriert hatte, berichtete mir Ballarin, sie habe im Osten Malis mit Tuareg-Rebellen Kontakt geknüpft und schmiede gerade einen Plan, um die Islamisten aus dem Land zu vertreiben. Sie führte die Sache nicht genauer aus.
Ihre Pläne waren nicht auf Afrika beschränkt. Sie suchte nach Investoren, um eine Flotte von Amphibienflugzeugen nach dem Vorbild der Grumman G-21 Goose zu bauen. Sie meinte, das amerikanische Militär könne mit diesen Flugzeugen in abgelegenen Gebieten, die über keine Flugplätze verfügten, Soldaten absetzen. Sogar in Kuba suchte sie nach Geschäftsfeldern, die sie reich machen konnten, wenn Castro erst tot und der Kommunismus auf der Insel am Ende wäre.
An jenem Sommertag im Jahr 2012 schien es sehr unwahrscheinlich, dass Dewey Clarridge je wieder sein Säcklein in den Strom von Staatsgeldern halten würde, der an private Firmen im Geheimdienstbereich fließt. Seine Unternehmung mit Michael Furlong hatte ein schmachvolles Ende gefunden, und Furlong war diskret in den Ruhestand geschickt worden. Clarridge war über dieses Ende immer noch wütend. Aus seiner Sicht hatten wieder einmal die Bürokraten in Washington ihr Revier verteidigt, und zwar auf Kosten der Soldaten im Feld, die auf die Nachrichten, die Clarridge liefern konnte, verzweifelt angewiesen waren. Und sei es nur, um sich nicht auf die CIA verlassen zu müssen. Aber Clarridge sagte, er wolle im Spiel bleiben. Er habe immer noch ein Netz von Informanten in Afghanistan und Pakistan, mit einem kleinen Budget könne er einige von ihnen halten. Wenn Washington zu dumm sei, sich seiner Leute zu bedienen, werde vielleicht eine andere befreundete Regierung klüger sein.
Er zündete sich eine Zigarre an und wurde philosophisch.
»Ich glaube, der Westfälische Frieden ist vorbei«, sagte er. Er meinte die Friedensverträge, die den Dreißigjährigen Krieg beendeten – drei blutige Jahrzehnte von Kämpfen zwischen Kaisern und Königen, die ihre Schlachten fast ausschließlich von Söldnern ausfechten ließen. Der Westfälische Friede führte nach Ansicht der meisten Historiker zur Geburt des modernen Staates mit stehendem Heer und nationaler Identität.
»Die Nationalstaaten haben nicht mehr das Monopol auf militärische Gewalt«, sagte Clarridge. Konzerne und private Interessenverbände seien die Zukunft der amerikanischen Kriege. »Sie müssen sich nur unser System anschauen. Das Einzige, was nicht privatisiert ist, ist der Typ, der schießt.«
Es kommt
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