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Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Titel: Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mazzetti
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ihre Predator- und Reaper-Drohnen durch die Wüste, hängen sich an Autos und Lastwagen, die zufällig auf den einsamen Landstraßen da draußen unterwegs sind und verfeinern so ihr Geschick im Töten. Meistens aber kämpfen die Piloten in einem Krieg, der sich viele tausende Kilometer entfernt von Indian Springs abspielt – in Afghanistan, in Pakistan, im Jemen oder in den endlosen Weiten der nordafrikanischen Wüste. In den Wochen nach dem tödlichen Angriff auf das US -Konsulat in Bengasi war der Himmel über der Stadt vom Surren der amerikanischen Drohnen erfüllt, die dorthin geschickt worden waren, um Jagd auf die Attentäter zu machen.
    Am Rand des Stützpunkts in Nevada prangt auf ausgebleichten roten Betonbarrieren eine stolze Botschaft:
    CREECH AFB : HOME OF THE HUNTERS –
    CREECH AIR FORCE BASE : HEIMAT DER JÄGER

E PILOG
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    »Hier siedelt sich das Geschäft an.«
    Dewey Clarridge
    Dewey Clarridge stürzte. Ein Jahr, nachdem das Pentagon seine private Spionageunternehmung dichtgemacht hatte, stolperte er in seinem Haus bei San Diego und brach sich mehrere Knochen. Er musste ins Krankenhaus, wo er noch störrischer war als sonst. Danach zog er an die Ostküste, um näher bei seiner Familie zu sein. Der 79-jährige frühere CIA -Beamte, der das Terrorismusbekämpfungszentrum des Geheimdiensts gegründet hatte, einer der großen Buhmänner der Iran-Contra-Affäre und der Mann, der einst bei einem Glas Gin prahlte, von ihm sei der Vorschlag zur Verminung der nicaraguanischen Häfen gekommen, zog nach Leisure World.
    Er mietete eine Wohnung in einem der Hochhäuser, die das wohl begrünte, vierzig Kilometer von Washington D.C. entfernte Gelände beherrschen – ein Dorf für Senioren, das versucht, Babyboomer zu ködern, indem es sich als »der ideale Ort für die alterslose Generation« vermarktet. Der während der Weltwirtschaftskrise geborene Republikaner Dewey Clarridge war freilich kein Babyboomer und verachtete fast alles, wofür diese Generation inzwischen stand.
    Ich fuhr im Juni 2012 nach Leisure World, um ihn zu treffen, und war mir nicht sicher, wie er mich empfangen würde. Ich hatte eine ganze Menge über ihn geschrieben und wusste, dass ihm das Meiste nicht gefiel. Doch er begrüßte mich herzlich, als ich vor dem italienischen Restaurant auf dem Gelände des Seniorendorfs hielt. Er war offenbar der einzige Gast und hatte es sich an einem Tisch in der Abendsonne bequem gemacht. Er sah aus wie ein ganz normaler Rentner. Sein lachsrotes Hemd war oben geöffnet, damit man das Goldkettchen am Hals sehen konnte. Er trug Sneakers mit weißen Socken und war irgendwie stärker gebräunt als in San Diego. Er erzählte, er persönlich habe sich zwar an die neue Umgebung angepasst, seine Katzen seien aber überhaupt nicht begeistert. »Alle hier haben Hunde. Diese kleinen Hunde.«
    Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass er jetzt nur ein paar Kilometer von der CIA entfernt wohnte, für die er so viel Abscheu empfand. Trotzdem hatte es nicht den Anschein, dass er Kalifornien vermisste oder bedauerte, wieder an der Ostküste zu sein.
    »Hier siedelt sich das Geschäft an«, sagte er.
    Mit »Geschäft« meinte er das private Spionagegeschäft. Und er hatte recht. Auf der Fahrt von Washington in das am Stadtrand gelegene Seniorenwohngebiet kam man an den glänzenden Glastürmen und weitläufigen Büroparks im Norden Virginias vorbei, die im Lauf des vergangenen Jahrzehnts wie Pilze aus dem Boden geschossen waren. Die amerikanische Sicherheits- und Geheimdienstindustrie, die einst über das ganze Land verteilt an Orten wie Südkalifornien oder dem Mittleren Westen angesiedelt war, hatte sich konsolidiert und Schritt für Schritt in der Gegend um Washington D.C. niedergelassen. Die Branche wollte offensichtlich näher bei »ihren Kunden« sein: dem Pentagon, der CIA , der National Security Agency und anderen Geheimdiensten. Große und kleine Dienstleister der Regierung bilden heute einen Gürtel um Washington, wie ein Heer bei der Belagerung einer Stadt im Mittelalter.
    Das private Geschäft mit Militär und Geheimdienst blüht. Im Jahr 2012 sind die Anforderungen des globalen Schlachtfelds zu groß für die Kapazitäten der amerikanischen Geheimarmee. Die CIA und andere Geheimdienste vergeben einige ihrer wichtigsten Aufträge an private Unternehmen. Diese werden für Spionagemissionen, für die Analyse von Nachrichten und als Hilfspersonal für die amerikanischen

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