Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
2012 nur wenige Monate nach dem Tod des nordkoreanischen Diktators Kim Jong Il stattfand, von dem die CIA peinlicherweise erst mehrere Tage später erfahren hatte, als nämlich die Nachricht von seinem Ableben im nordkoreanischen Fernsehen bekannt geben wurde.
Inzwischen aber treten auch die Risiken und Opportunitätskosten einer derart muskelbepackten CIA mehr und mehr zutage. Nachdem die CIA vom Ausbruch des Arabischen Frühlings kalt erwischt wurde und in den ersten Wochen kaum mehr war als ein Zuschauer, zog sie sie eilig mehrere Dutzend Führungsoffiziere und Analysten von ihren bisherigen Aufgaben ab und wies sie an, die Vorgänge im Nahen Osten und Nordafrika genau unter die Lupe zu nehmen. Und wieder einmal übernahmen die CIA -Agenten im Auftrag der Regierung Obama eher die Rolle von Soldaten als die von Spionen. Als die Revolution in Libyen zu einem offenen Bürgerkrieg eskalierte, schickte die CIA paramilitärische Agenten und zivile Auftragnehmer in das Land, die Kontakte zu den Rebellengruppen knüpfen und sicherstellen sollten, dass die tonnenweise in das Land eingeflogenen Maschinenpistolen und Flugabwehrraketen in die Hände der richtigen Rebellenführer gelangten. Obama bestand darauf, dass keine amerikanischen Bodentruppen nach Libyen entsandt wurden, um Gaddafi zu entmachten; stattdessen setzte er auf jene Formel, mit der die US -Regierung so gute Erfahrungen gemacht hatte: Drohnen, verdeckt operierende Agenten und ein Kader an Auftragnehmern mit dem Ziel, die libyschen Rebellen quasi zur Stellvertreterarmee der Vereinigten Staaten umzumodeln.
Aber die CIA besaß herzlich wenig zuverlässige Informationen über die Rebellengruppen, und einige der von den USA hochgerüsteten libyschen Aufständischen wandten sich alsbald gegen ihre Gönner.
Kurz nach 22 Uhr am Abend des 11. September 2012 ging bei einer kleinen CIA -Basis in Bengasi ein verzweifelter Hilferuf aus dem knapp eineinhalb Kilometer in einem anderen Stadtviertel gelegenen US -Konsulat ein. Hier, in der am Mittelmeer gelegenen zweitgrößten Stadt Libyens, hatten die Vereinigten Staaten nach dem Sturz Muammar Gaddafis ihren wichtigsten Brückenkopf errichtet. Das Konsulatsgelände liege unter Beschuss, rief der US -Diplomat am anderen Ende der Leitung. Die mit Kalaschnikows bewaffneten Angreifer drängten bereits durch das Haupttor auf das Gelände vor, und der aufgebrachte Mob hatte sich Benzinkanister geschnappt und eines der zum Konsulat gehörenden Gebäude in Brand gesteckt.
Die Agenten in der CIA -Basis, die nach Bengasi gekommen waren, um zu verhindern, dass Gaddafis Arsenal an schultergestützten Raketen in die Hände militanter Gruppen geriet, die sich von den nun in Libyen herrschenden Rebellen abgespalten hatten, packten ihre Waffen ein und fuhren in zwei Autos zu dem Konsulatsgelände. Als die Agenten, die noch vergeblich versucht hatten, eine Gruppe libyscher Milizionäre davon zu überzeugen, sich ihnen bei der Rettungsmission anzuschließen, vor der Botschaft eintrafen, schlugen ihnen Flammen entgegen. J. Christopher Stevens, der amerikanische Botschafter in Libyen, war in einem der Gebäude eingeschlossen. Das Dach des Gebäudes war eingestürzt, und bevor sich das CIA -Team zu Stevens vorkämpfen konnte, war der Botschafter in dem dichten Rauch erstickt. Über dem Gelände kreiste eine auf die Schnelle von einem anderen Einsatz abgezogene Militärdrohne und übertrug die Bilder von den Kämpfen direkt an das U.S. Africa Command in Deutschland. Doch die Predator-Drohne war unbewaffnet und konnte den zahlenmäßig hoffnungslos unterlegenen Verteidigern keine Hilfe leisten.
Unfähig, ihre Stellungen noch länger zu halten, evakuierten die CIA -Agenten und Sicherheitsbeamten des State Departments den Botschaftskomplex und setzten sich in die nah gelegene CIA -Basis ab. Aber sie waren noch nicht lange dort, als die Aufständischen die Basis mit Maschinenpistolen und Granatwerfern unter Feuer nahmen. Es dauerte bis 5 Uhr morgens, bis eine kleine amerikanische Einheit als Verstärkung aus Tripolis eintraf und neben den CIA -Agenten auf dem Dach der Station Position bezog. Kurz darauf starteten die Militanten einen weiteren Angriff und nahmen das Dach des Gebäudes mit Mörsergranaten unter Beschuss. Dabei kamen zwei CIA -Agenten ums Leben, Tyrone Woods und Glen Doherty, beides ehemalige Navy SEAL s. Bis Tagesanbruch hatten die Amerikaner die CIA -Basis geräumt und schlugen sich in einem Autokonvoi zum Flughafen durch,
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