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Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Titel: Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mazzetti
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würden.
    Bei den wichtigsten Beratern des Präsidenten herrschte Ende 2006 die Ansicht vor, dass zu viel amerikanischer Druck auf Musharraf zu einem albtraumhaften Szenario führen konnte: einem Volksaufstand gegen die pakistanische Regierung, durch den eine radikal islamische Regierung an die Macht kommen würde. Das Unbehagen, mit Musharraf Geschäfte machen zu müssen, wurde nur durch die Furcht vor einem Leben ohne ihn übertroffen. Diese Furcht schürte der pakistanische Präsident selbst, indem er die amerikanischen Regierungsvertreter häufig warnte, dass er jederzeit die Macht verlieren könne, und sie immer wieder daran erinnerte, dass er mehreren Mordanschlägen nur knapp entronnen war. Die Anschläge waren durchaus real gewesen, aber Musharraf gelang es mit seiner Strategie auch, den steten Strom amerikanischer Hilfsgelder aufrechtzuerhalten und Washingtoner Forderungen nach demokratischen Reformen abzuwehren.
    Das Friedensabkommen in Nord-Waziristan erwies sich sowohl für Bush als auch für Musharraf als eine Katastrophe. Miranshah wurde de facto vom Haqqani-Netzwerk übernommen, als die Gruppe ihr kriminelles Imperium am östlichen Rand der afghanischen Grenze konsolidierte. In dem Abkommen hatten die Haqqanis und andere militante Gruppen zugesichert, ihre Angriffe in Afghanistan einzustellen, doch in den Monaten nach seinem Abschluss stieg die Zahl der Angriffe, die von den Stammesgebieten aus auf westliche Truppen in Afghanistan verübt wurden, um 300 Prozent. Auf einer Pressekonferenz im Herbst 2006 erklärte Präsident Bush, dass al-Qaida »auf der Flucht sei«. Tatsächlich war das Gegenteil der Fall. Die Gruppe hatte eine sichere Heimat gefunden und keinen Grund mehr, irgendwohin zu fliehen.
    Unmittelbar bevor das Friedensabkommen in Nord-Waziristan in Kraft trat, war Kellers fünfmonatige Dienstzeit in Pakistan zu Ende. Bevor er das Land verließ, erledigte er noch eine letzte Aufgabe: Er kaufte seinem besten pakistanischen Agenten in Süd-Waziristan, den er nie persönlich getroffen hatte, ein Geschenk. Der Mann war ein begeisterter Sportler und hatte Keller geschrieben, dass die CIA doch bestimmt einen Weg finden könne, für ihre wenigen menschlichen Quellen in den Stammesgebieten ein paar amerikanische Sportgeräte zu kaufen. Nach einem hektischen Austausch von Telegrammen zwischen Wana, Islamabad und Langley über die Angemessenheit der Bitte, willigte die CIA schließlich ein und lud die Sportgeräte in ein Flugzeug, das sie zusammen mit anderem sensiblen Material für die amerikanische Botschaft nach Islamabad flog.
    Zwei Jahre darauf erteilte Präsident Bush den geheimen Befehl, den verdeckten Krieg der CIA in Pakistan eskalieren zu lassen. In der Folge wurde Abu Khabab al-Masri nur zwanzig Kilometer von dem CIA -Stützpunkt in Wana entfernt durch einen Drohnenschlag getötet. Drei Monate danach tötete die Rakete einer CIA -Drohne auch Khalid Habib, als er in dem Dorf Taparghai in Süd-Waziristan in einem parkenden Toyota-Kombi saß. Zu diesem Zeitpunkt war Keller bereits wieder in den Vereinigten Staaten, hatte seinen Dienst bei der CIA quittiert und lebte in Albuquerque. Als er von Angriffen hörte, wusste er nicht, ob seine Arbeit in Pakistan im Jahr 2006 – etwa seine Nachforschungen auf dem Basar von Wana oder die Auswertung von Informationsbruchstücken in dem Schulhaus in Miranshah – irgendwie zum Tod der beiden Männer beigetragen hatte.
    Wahrscheinlich würde er es nie erfahren.
    ******* Weil Mike heute noch als Geheimagent arbeitet, wird hier nur sein Vorname benutzt.

10
    S PIELE OHNE G RENZEN
    »Eine mächtige Wurlitzer.«
    Frank Wisne r
    Auch wenn die amerikanische Öffentlichkeit in den ersten vier Jahrzehnten nach der Gründung der CIA vor allem von ihren Putsch- und Attentatsversuchen und ihrem Waffenschmuggel fasziniert war, verwendete der Geheimdienst im Kalten Krieg einen viel größeren Teil seines Budgets für verdeckte Operationen auf subtilere Methoden der Kriegführung. Schwarze Propaganda und psychologische Kriegführung waren einst ein grundlegender Bestandteil der geheimen Arbeit der CIA . Sie reichten von der Wahlbeeinflussung durch Geldgeschenke in europäischen Ländern bis zur Gründung CIA -finanzierter Radiosender im Ostblock und in Südostasien. Laut Frank Wisner, einem Veteranen des OSS , später bei der CIA Chef der klandestinen Operationen, mussten Propagandaeinsätze von einer voll entwickelten Organisation durchgeführt werden, die mehrere

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