Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
vielleicht unser Mann. Wie können wir das herausfinden, wenn wir ihn nicht überwachen?« Wegen des Friedensabkommens in Süd-Waziristan weigerte sich jedoch der ISI , Predator-Flüge zu genehmigen.
Während seiner Zeit in Süd-Waziristan bekam Keller einen Einblick in den byzantinischen Apparat des ISI , wo die rechte Hand nicht wusste, was die linke tat. Beamte in Direktorat C, der für Terrorismusbekämpfung zuständigen Abteilung des Geheimdiensts, arbeiteten bei der Jagd auf Qaida-Mitglieder häufig mit CIA -Beamten zusammen. Asad Munir, der frühere Stationschef des ISI in Peschawar, hatte Direktorat C angehört. Dessen Beamte waren sich jedoch manchmal uneinig mit den Agenten von Direktorat S des ISI , das lange für die Förderung von Gruppen wie den Taliban, dem Haqqani-Netzwerk und Lashkar- e-T aiba verantwortlich gewesen war, die Pakistan traditionell als wichtige Verbündete gegen Indien betrachtete. Direktorat S hatte während des Kriegs gegen die Sowjets in Afghanistan bei der Bewaffnung der Mudschahedin mitgewirkt. Es hatte den Taliban in den 1990er-Jahren bei ihrem Aufstieg zur Macht geholfen und versucht, in den Jahren seit 2001 dafür zu sorgen, dass die verschiedenen militanten Gruppen ihre Gewaltakte vor allem in Afghanistan verübten, statt sich gegen Pakistan zu wenden.
Über Direktorat S gibt es fast keine Veröffentlichungen, und obwohl die CIA im Krieg gegen die Sowjetunion mit Agenten dieses Direktorats zusammenarbeitete, haben die amerikanischen Spione nur ein verschwommenes Bild von seinen Operationen. Einige CIA -Beamte sammelten jahrelang wie besessen Informationssplitter über das Direktorat, und die amerikanischen Analysten sind sich generell darüber einig, dass die Abteilung seit 2001 bei dem stillschweigenden Bestreben des ISI , mit militanten Gruppen Kontakt zu halten, die in Zukunft pakistanischen Interessen dienen könnten, die Führungsrolle spielt.
Ob das Direktorat routinemäßig tödliche Angriffe gegen Truppen der USA und der NATO in Afghanistan anordnete, ist bis heute um stritten, doch die elektronische Überwachung Pakistans durch die USA , oder genauer gesagt die elektronische Überwachung des ISI -Hauptquartiers, fing häufig Telefonate zwischen pakistanischen Spionen und Kämpfern des Haqqani-Netzwerks auf. Pakistanische Regierungsbeamte bestreiten öffentlich entweder die Existenz dieser Beweise oder sie erklären, solche Taten seien Werk irregeleiteter Elemente innerhalb des Geheimdiensts. Privat jedoch vertreten sie die Ansicht, dass der ISI mit Gruppen wie dem Haqqani-Netzwerk zusammenarbeiten musste, um die westliche Flanke Pakistans zu schützen. Amerikanische Geheimdienste hörten im Jahr 2008 sogar ein Telefongespräch ab, in dem General Kayani das Haqqani-Netzwerk als »strategischen Aktivposten« bezeichnete. Laut Art Keller »sagen viele Leute bei der CIA : ›Der ISI hat Dreck am Stecken‹, und andere sagen: ›Der ISI kann uns helfen‹. Tatsächlich jedoch stimmt beides, und das ist das Problem.«
In Nord-Waziristan, wo die Regierung noch keinen Friedensvertrag mit den islamistischen Kämpfern geschlossen hatte, war die Dynamik zwischen den amerikanischen und den pakistanischen Spionen im Sommer 2006 kaum anders als im Süden. CIA und ISI arbeiteten in Nord-Waziristan enger zusammen und hatten eine gemeinsame Basis in einem verlassenen Schulhaus in Miranshah – weniger als eineinhalb Kilometer entfernt von der wichtigsten Madrasa des Haqqani-Netzwerks in der Stadt. Von dieser Basis aus sammelten die amerikanischen und die pakistanischen Spione Informationen, um ein weiteres führendes Mitglied von al-Qaida zu finden: Khalid Habib.
Als die Jagd auf Habib richtig anlief, versetzte die CIA Keller wieder nach Nord-Waziristan. Trotz der Versetzung blieb er weiterhin auch für die Operationen in Süd-Waziristan zuständig und führte seine Quellen noch immer durch Computerbotschaften. Das hatte er auch in der abgeriegelten Basis in Wana getan, und es machte keinen großen Unterschied, dass er seine Bildschirmarbeit nun an einem neuen Ort leistete. Keller und andere CIA -Beamte überwachten mit Predators Lastwagenkonvois und die von Lehmmauern umgebenen Gehöfte in der Umgebung von Miranshah in der Hoffnung, einen Luftschlag gegen Khalid Habib führen zu können. Der ISI sammelte seine eigenen Informationen durch menschliche Quellen, und sie wurden mit den durch Drohnen und elektronische Abhörvorrichtungen gesammelten Daten kombiniert.
Doch die
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