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Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Titel: Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mazzetti
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im wachsenden Markt des Internets und der Mobiltelefonie Geld zu verdienen, und die finanzielle Unterstützung eines wohlhabenden deutschen Investors hatten ihn 2001 zur Gründung von U-T urn Media motiviert. Das Unternehmen hatte einen mühsamen Start, bis die Mobilfunkindustrie durch das Smartphone ein gewaltiges Wachstum erlebte.
    Es versuchte, mit einer etwas schwerfälligen Technologie Geld zu verdienen: Es schloss Verträge mit Inhaltsanbietern und entwickelte Marketingkampagnen, um Verbraucher auf die Websites dieser Kunden zu lenken. Dort konnten die Verbraucher ein Icon für ihr Mobiltelefon herunterladen, das als »Portal« für das Internet funktionierte. In der damaligen Steinzeit der Mobiltelefonie fand U-T urn jedoch nur wenige Kunden, die seine Dienstleistung nutzen wollten.
    Es erweiterte seinen Kundenkreis, indem es sich mit Pornoanbietern zusammentat und Wege fand, pornographische Inhalte auf Mobiltelefone zu »streamen«. Eine dieser Partnerschaften bestand mit einer Firma, die das Billigprogramm Czech My Tits produzierte. Es zeigte einen Mann, der durch die Straßen von Prag schlenderte und Frauen 500 tschechische Kronen bot, wenn sie vor der Kamera ihre Brüste entblößten. U-T urn Media wurde engagiert, um die Live-Übertragung von Bild und Ton auf Mobiltelefone zu realisieren. Wie sich Bill Eldridge, ein frühere Manager von U-T urn, erinnerte, schien Sex damals schnellen Reichtum zu versprechen. »Wer ein solches Geschäft aufbaut, hat entweder die Pornoindustrie oder die Welt der Geheimdienste im Visier«, sagte er. »Nur sie haben das Geld, um so etwas zu zahlen.«
    Nach ersten Versuchen mit der Pornoindustrie bekam Obrman nun durch Furlong auch die Chance, auf den Markt der Nachrichtenbeschaffung vorzudringen. Tatsächlich hatten sich die beiden schon in den 1990er-Jahren auf dem Balkan kennengelernt, wo sie zahllose Geschichten über den Kalten Krieg und die blutigen ethnischen Konflikte austauschten, die auf den Fall der Berliner Mauer gefolgt waren. Sie hatten die gleichen Ansichten, was die Verbreitung amerikanischer Ideale in der Welt im Allgemeinen und in der muslimischen Welt im Besonderen betraf. Aber Furlong bedeutete auch eine enorme geschäftliche Chance für U-T urn Media.
    Sobald er seine Stelle beim SOCOM angetreten hatte, sprach er mit Obrman und anderen Managern von U-T urn über die Idee, Videospiele zu entwickeln, die man im ganzen Nahen Osten auf die Handys laden konnte. Das SOCOM wollte mit den Spielen zwei Probleme gleichzeitig angehen, nämlich die Tatsache, dass sehr viele Menschen in der muslimischen Welt die Vereinigten Staaten nicht mochten und dass man in den USA sehr wenig über diese Menschen wusste. Furlong wollte Spiele entwickeln, die ein positiveres Bild der USA vermittelten, und er wollte Informationen über die Spieler sammeln. Das Projekt war eine potenzielle Goldgrube für die Nachrichtenbeschaffung: Tausende würden ihre Handynummer und andere Informationen über ihre Identität an U-T urn schicken, das Militär konnte diese Informationen in seinen Datenbanken speichern und dann konnten sie von der National Security Agency und anderen Nachrichtendiensten für komplexe Data-Mining-Operationen genutzt werden. Dank der Spiele müssten sich die Spione nicht auf die Jagd nach Informationen machen, sondern die Informat ionen wü rden zu ihnen kommen.
    Dies war nur ein Aspekt des ganzen Netzwerks von Programmen, das in den Jahren seit dem 11. September aufgebaut worden war, um raffinierte Computerdatenbanken mit Informationen zu füttern. Ihre Auswertung konnte Verhaltensmuster aufzeigen, die auf künftige Terroranschläge hindeuteten. Wenn große Mengen personenbezogener Informationen in den Datenbanken gespeichert wurden, konnte man die Daten wenigstens theoretisch mit Computeralgorithmen auswerten und Zusammenhänge erkennen, die die Analysten menschlicher Quellen nicht erkennen konnten.
    Die Rechtsgrundlage für diese Aktivitäten war allerdings bestenfalls fragwürdig. Ein Projekt des Special Operations Command, das heftig unter Beschuss geraten sollte, betraf die Sammlung von Informationen über amerikanische Staatsbürger, die im Verdacht standen, Kontakte zu militanten Gruppen zu haben. Die Daten wurden auf Computerservern in Virginia gespeichert, und einige hohe Militärs bekamen Bedenken, ob dies nicht gegen Gesetze verstieß, die die Datenbeschaffung des Militärs über amerikanische Bürger regeln. In der Folge wollten die zuständigen Offiziere

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