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Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Titel: Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mazzetti
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beim SOCOM die Datenbanken ins Ausland verlegen und forderten schließlich Furlong auf, sie in der Zentrale von U-T urn Media in Prag zu speichern, ein Schritt, der zu einer dramatischen Auseinandersetzung zwischen Furlong und der CIA führen sollte.
    Mitte 2006 hatte U-T urn für das Pentagon einen 27-seitigen Hochglanzprospekt erstellt, der ein Pilotprogramm präsentierte, das das Pentagon in allen Ländern der muslimischen Welt einsetzen konnte. In den ersten Abschnitten des Prospekts wurde betont, was für ein machtvolles Instrument das Handy ist, wenn man ein Massenpublikum erreichen will: »Was haben eine engagierte Mutter in Atlanta, ein beduinischer Händler, ein chinesischer Geschäftsmann, die Familie eines amerikanischen Soldaten, ein kuwaitischer Beamter, ein Ölmanager mit guten Verbindungen, ein Märtyrer von al-Qaida, ein frommer und friedlicher iranischer Muslim und ein serbischer Aufständischer mit Jugendlichen überall in den Vereinigten Staaten, in Asien, in der EU und im Nahen Osten gemeinsam? Alle diese Leute, Erwachsene wie Teenager auf der ganzen Welt, haben wahrscheinlich in jeder wachen Minute des Tages ein betriebsbereites Handy in ihrem Besitz.«
    In dem Prospekt bot U-T urn dem Militär ein Menü von Möglichkeiten an, wie es heimlich auf der ganzen Welt Botschaften verbreiten konnte. »Überzeugende Nachrichten, politische und religiöse Inhalte, kombiniert mit der Botschaft von USSOCOM «, hieß es in dem Prospekt, könnten »gezielt Teenager in Hochrisikogebieten oder feindseligen Regionen« erreichen. Und im Lauf der Zeit könne die Botschaft des Pentagons dann »in den Lebensstil der Zielpersonen« integriert werden. Wie der Prospekt verhieß, konnte all dies ohne das Etikett »made in America« durch eine Werbekampagne mit »verdecktem Markenzeichen«, die scheinbar von einem europäischen Unterhaltungsunternehmen durchgeführt wurde, an den Mann gebracht werden.
    Im August 2006 gewann U-T urn Media die Ausschreibung für das Programm und zunächst einmal einen Auftrag über nur 250000 Dollar. Doch der symbolische Wert war viel höher. Das obskure Telekommunikationsunternehmen aus Prag, das kurz zuvor noch Nachrichtensendungen und Softpornos für Handys vertickte, hatte seinen ersten Auftrag von einem der geheimsten und am schnellsten wachsenden Bereiche der Militärbürokratie bekommen. Während Michael Furlongs Partnerschaft mit U-T urn Media erst aufblühte, vergab seine Abteilung beim U.S. Special Operations Command bereits große Geheimaufträge für Propagandakampagnen im Nahen Osten und in Zentralasien an Kommunikationsfirmen. Das SOCOM gab Hunderte Millionen Dollar für das Projekt aus, und es herrschte ein massiver Wettbewerb um das Geld. Kleine Firmen mit geringer oder gar keiner Erfahrung in Propaganda verkauften sich plötzlich als Spezialisten für »strategische Kommunikation«, um an dem neuen Geschäft teilzuhaben. Für U-T urn war der Vertrag von 2006 nur der erste von vielen und der Beginn einer neuen Ära, denn das Unternehmen war über einen Geschäftspartner mit offenbar grenzenlosen Mitteln gestolpert. Es hatte seine goldene Gans gefunden.
    Die Propagandaproduzenten im Special Operations Command in Tampa wussten, dass sie die US -amerikanische Urheberschaft geheim halten mussten, wenn die öffentliche Meinung in der muslimischen Welt erfolgreich »beeinflusst« werden sollte. Kurz nachdem Michael Furlong U-T urn Media damit beauftragt hatte, ein Pilotprogramm für Videospiele und andere digitale Angebote zu entwickeln, überzeugte er die Manager des Unternehmens, eine Briefkastenfirma zu gründen, die Aufträge des Pentagons annehmen konnte, aber nicht direkt mit den Vereinigten Staaten in Verbindung gebracht würde. Bis Ende 2006 hatte Jan Obrman JD Media Transmission Systems LLC gegründet, ein auf den Seychellen eingetragenes Unternehmen, das über ein ausländisches Bankkonto Geldtransfers aus den USA empfangen konnte.
    Da es bei der Geldvergabe des Pentagons für Geheimprojekte kaum Restriktionen gab, schaute Furlong niemand auf die Finger. Er bezeichnete sich manchmal als »Herr der Graubereiche« und arbeitete mit allen Tricks, um Scheingesellschaften von U-T urn Aufträge für die Durchführung von Propagandaoperationen zu verschaffen. Unter anderem machte er sich ein Gesetz zunutze, das Firmen in indianischem Besitz Vorteile bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen verschafft, indem er eine Partnerschaft zwischen U-T urn und Wyandotte Net Tel

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