Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
das Kommando übernahm, waren mehr amerikanische Soldaten umgekommen als in jedem anderen Monat seit Beginn des Kriegs im Jahr 2001.
McKiernan war gleich nach seiner Ankunft in Kabul überzeugt gewesen, dass er nicht genug Soldaten zur Verfügung hatte. Der Irakkrieg war für die Regierung Bush immer noch die erste Priorität, und deshalb blieb der vernachlässigte Konflikt in Afghanistan weiterhin eine »Operation mit ökonomischem Kräfteeinsatz«, wie es im Pentagon euphemistisch hieß. McKiernans Vorgänger General Dan McNeill hatte, als er das Land verließ, die amerikanische Kriegsstrategie in Afghanistan scharf kritisiert und erklärt, dass die amerikanischen Kommandeure mehr Bodentruppen, Hubschrauber und Nachrichteneinheiten benötigten. Admiral Mike Mullen, der Vorsitzende des Vereinigten Generalstabs, war bei einer Anhörung im Kongress mit den Worten zitiert worden: »In Afghanistan tun wir, was wir können, im Irak tun wir, was wir müssen.«
General McNeill hatte außerdem der pakistanischen Regierung vorgeworfen, nicht genug gegen den steten Strom von Kämpfern zu unternehmen, der sich über die pakistanisch-afghanische Grenze ergoss. Tatsächlich stand Pakistan häufig im Zentrum der Kritik der amerikanischen Generäle, wenn sie über die Zunahme der Gewalt in Afghanistan klagten. Schon im September 2006 hatte McNeills Vorgänger Lt. General Karl Eikenberry versucht, das Weiße Haus auf das Problem aufmerksam zu machen, indem er ein Dossier über die Tatenlosigkeit der pakistanischen Regierung in den Stammesgebieten zusammenstellte. Er reiste mit einer PowerPoint-Präsentation nach Washington, um die pakistanische Komplizenschaft bei der Unterstützung der irregulären Gewalt in der Region zu beweisen und wies sogar darauf hin, dass Jalaluddin Haqqani in Miranshah, weniger als eineinhalb Kilometer von einem großen pakistanischen Militärstützpunkt entfernt, ganz offen seine Madrasa betrieb (dieselbe Koranschule, die die CIA und der ISI im Sommer 2006 erfolglos durchsucht hatten).
Aus diesen Gründen war General McKiernan sofort fasziniert von dem Vorschlag der beiden Geschäftsleute, in Pakistan Informationen zu sammeln und sie an das amerikanische Militärkommando in Kabul weiterzuleiten. Die Männer, die den Vorschlag machten, Eason Jordan, ein jovialer früherer CNN -Manager, und Robert Young Pelton, ein kanadischer Schriftsteller, der eine Ratgeberserie für Reisende geschrieben hatte, die die gefährlichsten Orte der Welt besuchen wollten, hatten schon vorher zusammengearbeitet. In den blutigsten Tagen des Irakkriegs hatten sie die Website »IraqSlogger« gestartet, die Tatsachen und Gerüchte über den Irak und Berichte lokaler irakischer Journalisten verbreitete. Die Website konnte sich einer kleinen, aber engagierten Anhängerschaft rühmen, war aber finanziell ins Trudeln geraten und hatte zumachen müssen. Nun wollten Pelton und Jordan das Projekt in Afghanistan wiederholen und hatten für eine Website, die sie »AfPax Insider« nennen wollten, in Pakistan und Afghanistan ein Netz freier Mitarbeiter angeworben. Dieses Mal hofften sie jedoch, dass das Pentagon das Projekt finanzieren würde.
Doch General McKiernan wollte kein Internet-Nachrichten-Startup sponsern. Als er sich im Juli 2008 in Kabul mit Jordan traf, erklärte er, er wünsche regelmäßige Berichte aus Regionen, die für seine Soldaten nicht zugänglich seien und über die ihm die CIA keine verlässlichen Informationen liefere. Seine Beziehung zu dem CIA -Stationschef in Kabul war schlecht; die beiden Männer sprachen kaum noch miteinander. McKiernan zog auf seinen Stabskonferenzen offen über die CIA her. Er war nur wenige Wochen nach seiner Ankunft in Kabul zu dem Schluss gekommen, dass der Geheimdienst in den pakistanischen Stammesgebieten kaum Informanten besaß, die die amerikanischen Kommandeure vor den dort ausgeheckten Anschlägen warnen konnten. Nur einen Tag bevor McKiernan sich mit Jordan traf, hatten Kämpfer der Taliban einen militärischen Vorposten der Amerikaner im ostafghanischen Wanat angegriffen und neun Soldaten getötet sowie siebenundzwanzig verwundet.
Bei einem früheren Treffen hatte Jordan McKiernan beeindruckt, indem er Vertretern des Militärs eine Liste mit Telefonnummern mutmaßlicher islamistischer Kämpfer übergab, die seine freien Mitarbeiter gesammelt hatten. Wie Jordan sagte, gab er nur die Nummern von »Sprechern« der Taliban weiter, die häufig mit Journalisten Kontakt hatten. Die
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