Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
Nummern waren in eine geheime Datenbank eingespeist worden, die das Militär auf dem Luftwaffenstützpunkt Bagram betrieb, und eine Handvoll stimmte mit Telefonnummern überein, die das Militär bereits selbst überwachte. Dies verstärkte bei McKiernans Stab die Erwartung, dass das Team wertvolle Echtzeitinformationen liefern konnte, und am Ende bewilligte er 22 Millionen Dollar für AfPax Insider und befahl Michael Furlong, dafür zu sorgen, dass das Geld ankam.
Furlong war es wieder einmal gelungen, sich fast unmerklich ins Zentrum der amerikanischen Kriegsanstrengungen zu schieben, und in der zweiten Hälfte des Jahres 2008 nahm er häufig an Besprechungen teil, wenn es um Propaganda- und Nachrichtenbeschaffungsaktionen in Afghanistan ging. McKiernan vergaß oft seinen Namen und sprach gegenüber anderen Mitgliedern seines Stabs von »diesem fetten, verschwitzten Kerl«, wenn er ihn meinte.
Falls McKiernan Furlong unterschätzte, machte er jedoch einen Fehler. Er hatte wahrscheinlich kaum einen Gedanken an die möglichen Folgen seiner Zustimmung zu Jordans und Peltons Informationsbeschaffungsprojekt verschwendet, aber dass er Michael Furlong mit dessen Durchführung betraute, führte zu einer der bizarrsten Episoden des Privatkriegs seit 2001. Viele Elemente, die sich im Lauf der Zeit sozusagen im Labor entwickelt hatten – die Rivalität zwischen Militär und CIA , das expandierende Universum der staatlichen Spionage, die schleichende Privatisierung des Kriegs – verbanden sich nun zu einer hochexplosiven Mischung. Jahre später, als Untersuchungen angestrengt und Schuldige ausgemacht wurden, sollte Michael Furlong ein schlimmeres Schicksal erleiden, als er je befürchtet hatte. Er wurde nicht dazu verdonnert, eine Weile »Basketbälle in Dakota aufzublasen«, sondern war gleich komplett aus dem Spiel.
Ein wütender McKiernan dagegen musste nach seiner Genehmigung des AfPax-Insider-Projekts schwerlich erfahren, dass selbst ein Viersternegeneral nicht immer bekommt, was er will. Seine Bemühungen um eine Finanzierung des Projekts stießen auf Hindernisse, die größtenteils die CIA aufgebaut hatte.
Am 5. September 2008 war Furlong mit einer Gruppe hochrangiger Vertreter des Verteidigungsministeriums nach Langley gefahren, um den Informationsbeschaffungsplan im Counterterrorism Center der CIA vorzustellen. In seiner Begleitung waren Brigadier-General Robert Holmes, Deputy Operations Officer beim U.S. Central Command, und Austin Branch, ein ziviler Beamter, der für das Geheimdienstbüro des Pentagons arbeitete, das Donald Rumsfeld mehrere Jahre zuvor gegründet hatte.
Wegen der Episode in Prag, die nur wenige Monate zurücklag, war die CIA bereits vor Furlong auf der Hut, und dieser wusste genau, wie empfindlich der Geheimdienst reagieren konnte, wenn er glaubte, dass das Pentagon in sein Revier eindrang. Bei der Sitzung wägte Furlong deshalb sorgfältig seine Worte, als er die geplante Operation vorstellte. Seine Dienstleister würden nicht »spionieren«, ja nicht einmal »Nachrichten beschaffen«, sagte er. Sie würden lediglich »atmosphärische Informationen« sammeln, um die Kommandeure in Kabul auf dem Laufenden zu halten und die amerikanischen Truppen zu schützen. »Ich musste einen Euphemismus benutzen für das, was wir taten«, kommentierte Furlong später sein Verhalten.
Sieben Jahre nach dem 11. September 2001 hatte sich das Pentagon so stark im Bereich der Spionage engagiert, dass eine ganz neue Terminologie entstanden war. Ähnlich wie »die Vorbereitung des Schlachtfelds« als Rechtfertigung gedient hatte, wenn amerikanische Soldaten in Länder entsandt wurden, die sich mit den USA nicht im Kriegszustand befanden, sprach das Pentagon nun von der Beschaffung »atmosphärischer Informationen«, um die CIA nicht zu reizen. Bei der Besprechung im September in Langley versuchte Furlong die CIA -Beamten zu beruhigen, indem er ihnen versicherte, dass die Operationen mit den CIA -Stationen in Kabul und Islamabad abgestimmt würden. Trotzdem verschlechterte sich die Stimmung rasch. Die Dutzenden von CIA -Beamten, die zu Furlongs Vortrag gekommen waren, hatten sofort den Verdacht, dass alles auf eine heimliche Spionageaktion hinauslief.
Noch schlimmer war es drei Monate darauf, als Furlong zurück nach Afghanistan flog und in Kabul eine Gruppe von CIA -Beamten, darunter auch den Stationschef, über das Projekt informierte. Am Ende brüllten sich die Teilnehmer der Besprechung nur noch an, und
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