Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
der Stationschef beschuldigte Furlong, er wolle Informationen für Tötungsoperationen in Pakistan beschaffen. »Einer der CIA -Typen spuckte buchstäblich, und Furlong schrie irgendwann zurück«, erinnert sich ein Offizier des Pentagons, der an der Besprechung teilnahm. Einige Wochen später verfasste ein Rechtsanwalt aus dem CIA -Hauptquartier in Langley ein Schreiben für das Pentagon, in dem die CIA offiziell gegen das Programm protestierte, weil es ihrer Ansicht nach unkontrolliert und tendenziell gefährlich war.
Furlong hatte mit dem Widerstand gerechnet. Er entsprach ganz und gar seinem Bild von der engstirnigen, unflexiblen CIA , die um jeden Preis ihren Besitzstand verteidigte und die Tatsache ignorierte, dass sie nicht in der Lage war, Angriffe aus Pakistan zu verhindern, denen täglich amerikanische Soldaten zum Opfer fielen. Er war der festen Überzeugung, dass die CIA einen faustischen Pakt mit Pakistan geschlossen hatte. Seiner Ansicht nach ignorierte sie, dass der ISI die Taliban und das Haqqani-Netzwerk unterstützte, weil sie im Austausch dafür ihre Drohnen in Pakistan einsetzen durfte. Die Informationsbeschaffung zum Schutz amerikanischer Truppen, argumentierte Furlong gegenüber den CIA -Beamten, falle ganz eindeutig unter die Vollmachten des Pentagons gemäß Title 10, ganz egal, wo sie stattfinde.
Während die CIA die Genehmigung von AfPax Insider zu blockieren versuchte und die Anwälte des Militärs im U.S. Central Command über den Details der geplanten Aufklärungsoperation brüteten, kam Furlong zu dem Schluss, dass er auf die Genehmigung aus Washington nicht zu warten brauchte. Er sorgte dafür, dass das Projekt aus einem für Notfälle bestimmten Fonds des Militärs ein Startkapital von einer Million Dollar erhielt, und dann umschiffte er noch ein schwieriges bürokratisches Problem, nämlich, dass weder Eason Jordan noch Robert Young Pelton vom Staat anerkannte Lieferanten waren. Seine Lösung war einfach: Er unterstellte das Projekt der Kontrolle einer Firma, die er gut kannte, der International Media Ventures von Jan Obrman in St. Petersburg, Florida. Bis zum April 2009 hatte er weitere 2,9 Millionen Dollar für das Projekt aufgetrieben, die ausnahmslos über das Unternehmen in Florida flossen. Furlong, der Meistermanipulator von Regierungsaufträgen, nutzte ein System, das reif war für den Missbrauch. Der Kongress hatte Milliarden für die Kriege im Irak und in Afghanistan bewilligt, doch es gab praktisch keine parlamentarische Kontrolle, wie das Geld ausgegeben wurde.
Pelton und Jordan sahen freilich nur wenig davon und hegten allmählich den Verdacht, dass Furlong andere Pläne mit dem Geld verfolgten, das General McKiernan zur Finanzierung von AfPax Insider angefordert hatte. Trotzdem setzten sie ihre Arbeit fort. Pelton fuhr regelmäßig durch Afghanistan und beschaffte Informationen bei Stammesältesten, Talibankämpfern und Warlords. Er reiste mit einem Team von Offizieren in Zivilkleidung und fuhr stundenlang über ausgewaschene Straßen nach Osten, wo er an der pakistanischen Grenze Daten sammelte. Er nahm auch ein Flugzeug in die entgegengesetzte Richtung zu der gemeinsamen Grenze Afghanistans mit dem Iran. Dort traf er Ismail Khan, den mächtigen Warlord der Großstadt Herat, um herauszufinden, ob er den amerikanischen Krieg in seinem Land unterstützte.
General McKiernans Aufmerksamkeit war damals gerade von anderen Dingen in Anspruch genommen. Es ging das Gerücht, dass Präsident Barack Obama, der im Januar 2009 sein Amt angetreten hatte, mit der Strategie im Afghanistankrieg nicht zufrieden war und plante, die militärische Führung in Afghanistan auszutauschen. Im Mai flog Verteidigungsminister Robert Gates nach Kabul und überbrachte McKiernan die Nachricht: Obama hatte beschlossen, ihn durch Lt. General Stanley McChrystal, den damaligen Kommandeur des Joint Special Operations Command, zu ersetzen. Der Führungswechsel war für Furlong ein Segen: Bei einer Besprechung mit den führenden Mitgliedern von McChrystals Stab konnte er sein Informationsbeschaffungsprojekt als vollendete Tatsache präsentieren. Bei einem Treffen mit Major General Michael Flynn, dem höchsten Nachrichtenoffizier in Afghanistan, sagte er, er habe überall in Afghanistan und Pakistan Teams von Dienstleistern, deren Berichte in geheime militärische Datenbanken »eingeschoben« würden.
Unterdessen bewahrheitete sich der Verdacht von Jordan und Pelton, dass sie ausgebootet werden sollten,
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