Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
denn als sie von Furlong Geld verlangten, schrieb er ihnen in diversen E-M ails, dass er bessere Leute mit besseren Informationsquellen gefunden habe. Als er Anfang Juli von einer Reise außerhalb Afghanistans zurückkehrte, schickte er ihnen folgende E-M ail:
»Die beiden Kerle, mit denen ich mich letztes Wochenende in Dubai getroffen habe, kommen einer realen merkantilen Version von Jason Bourne näher als alles andere, was ich je gesehen habe. Beide sprechen fließend Dari, Paschto und Arabisch und bauen vor Ort täglich ihr Netz aus.« General McKiernan sei nicht mehr im Amt, und die neuen Kommandeure in Afghanistan hätten wenig Interesse daran, für AfPax Insider zu bezahlen. »Seien wir doch ehrlich, Jungs, ihr wollt von der Regierung das Startkapital für eine Dienstleistung. Aber die anderen haben ihre Investition schon getätigt und in den letzten vier oder fünf Jahren ihr Netzwerk aufgebaut.«
Wer genau waren diese mysteriösen neuen Dienstleister, diese »Jason Bournes«? Furlong nannte sie in seinen E-M ails nicht namentlich. Er sprach nur von einem Netzwerk früherer CIA -Beamter und Mitglieder von Spezialeinsatzkräften, die nicht mit der CIA zusammenarbeiten wollten, weil sie ihnen zu risikoscheu und zu abhängig von ausländischen Geheimdiensten wie dem ISI war.
Sie hatten eine Organisation gebildet, die er als »Schatten- CIA « bezeichnete, und waren bereit, Nachrichten zu beschaffen, die Spezialkräfte für ihre Einsätze nutzen konnten. Den Chef dieser Schatten- CIA bezeichnete Furlong nur als »den Alten«.
Der 77-jährige Duane »Dewey« Clarridge hatte sich nie geräuschlos in den Ruhestand verabschiedet. Das war nicht sein Stil, und außerdem hatte er zu viele alte Rechnungen offen. Er musste die CIA infolge der Iran-Contra-Affäre verlassen und war überzeugt, dass ihn seine Bosse zum Sündenbock gemacht hatten. Dass er zwei Jahre lang mit dem Vorwurf angeklagt wurde, bei einer Anhörung vor dem Kongress über seine Rolle in der Affäre gelogen zu haben, war für ihn das Ergebnis einer von Parteiinteressen motivierten Hexenjagd.
Als Präsident George H.W. Bush ihn und andere Beteiligte des Iran-Contra-Skandals, darunter auch den früheren Verteidigungsminister Caspar Weinberger, in den letzten Tagen seiner Präsidentschaft, am Weihnachtsabend 1992 , begnadigte, fühlte er sich ein Stück weit rehabilitiert. Er ließ die Begnadigungsurkunde einrahmen und hängte sie so in seinem Hausflur auf, dass jeder Besucher sie sofort sehen musste.
In den späten 1990er-Jahren schrieb er das Buch A Spy for All Seasons mit vielen packenden Einzelheiten über seine Abenteuer im Kalten Krieg. Er blieb überzeugter Republikaner. Im Jahr 1998 arbeitete er zusammen mit dem pensionierten General Wayne Downing, dem früheren Chef des Joint Special Operations Command, als privater Berater an einem Plan, Tausende von Exilirakern und amerikanischen Kommandotruppen in den Irak zu schaffen, um das Regime von Saddam Hussein zu stürzen. Ahmed Tschalabi, Vorsitzender des irakischen Nationalkongresses und ein beliebter Politiker bei den republikanischen Befürwortern eines Kriegs gegen den Irak, unterstützte den Downing-Clarridge-Plan, aber General Anthony Zinni, der Kommandeur des U.S. Central Command, lehnte ihn als Hirngespinst ab. Er nannte ihn »Invasion in der Ziegenbucht«.
Als die Vereinigten Staaten im Jahr 2003 Saddam Hussein schließlich doch stürzten, sammelte Clarridge Geld für diverse private Initiativen, die – allen vorliegenden Daten zum Trotz – zu beweisen versuchten, dass der irakische Diktator im ganzen Land geheime Vorräte an chemischen und biologischen Waffen gelagert hatte. Clarridge blieb immer ein unerschütterlicher Befürworter amerikanischer Interventionen im Ausland. So gab er zum Beispiel 2007 ein Interview, in dem er viele der berüchtigtsten CIA -Operationen voller mit dem Argument verteidigte, die USA hätten die Pflicht, im Ausland ihren Willen durchzusetzen.
»Wir intervenieren, wann immer es in unserem nationalen Sicherheitsinteresse liegt, ob es Ihnen passt oder nicht«, sagte er zu einem Reporter. »Gewöhn dich dran, Welt, wir lassen uns nichts gefallen.«
Aber auch die CIA sah er inzwischen sehr kritisch. Ebenfalls 2007 beklagte er in einer Rede in Arkansas, wie sehr die CIA die Nachrichtenbeschaffung aus menschlichen Quellen im Lauf der Jahre zurückgefahren habe. Sie könne keine verlässlichen Informationen über die Regime im Iran und in Nordkorea beschaffen,
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