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Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Titel: Kim Novak badete nie im See von Genezareth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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Kilometer entfernt lag, eine Wohnung, nicht weit von der Zentralredaktion des Kurren. Seine Einzimmerwohnung war ungefähr so groß wie zwei Tischtennisplatten, hatte weder Klo noch fließend Wasser, trotzdem ist anzunehmen, dass Emmy Kaskel ihm in diesem Verschlag ab und zu ihre herrlichen Brüste und auch mehr zeigte.
    Jedenfalls nahmen Benny und ich das an.
    Aber sie zog nicht mit ihm zusammen. Emmy war zwei Jahre jünger als Henry und wohnte immer noch bei ihren Eltern, diese waren Missionare und bekamen bei Blidberg Prozente. In irgendeiner Form hatte unser halber Ort etwas mit der Freikirche zu tun, deshalb war das kein Grund zur Beunruhigung, meinte Henry, mein Bruder.
    Was sie haben wollen, das kriegen sie auch in der Freikirche,
    pflegte er mit einem schiefen Grinsen zu sagen.
    ***
    »Ach, du bist das?«, fragte mein Vater, als ich an diesem warmen Maiabend nach Hause kam.
    »Ja«, antwortete ich, »ich bin's nur.«
    Es schien, als hätte er noch etwas auf dem Herzen, deshalb setzte ich mich an den Küchentisch mit Apfelsaft vom Vorjahr und etwas Knäckebrot. Ich blätterte in einem alten Reader's Digest, von denen wir immer fünf Kilo zu Weihnachten geschenkt bekamen von Onkel Wille, der Zwölfter in der schwedischen Schachmeisterschaft geworden war und eine Milchbar in Säflle hatte.
    »Es ist schwer«, sagte mein Vater.
    »Es ist, wie es ist«, erwiderte ich.
    »Du wirst wohl den Sommer in Genezareth verbringen.«
    »Von mir aus gern«, sagte ich.
    »Das wird schön für dich sein. Ich habe mit Henry geredet. Emmy und er werden auch dort sein und sich um dich kümmern.«
    »Ich komme schon zurecht«, sagte ich.
    »Ich weiß«, nickte mein Vater. »Vielleicht kommt Edmund ja auch.«
    »Edmund?«, fragte ich.
    »Warum nicht?«, entgegnete mein Vater und kratzte sich angestrengt am Hals. »Dann hast du etwas Gesellschaft in deinem Alter.«
    »Tja«, sagte ich. »Jeder Tag bringt neue Sorgen.«
    Das Schulgebäude hatte drei Stockwerke. Es war rechteckig wie ein Schuhkarton und aus gelblichweißen Ziegeln gebaut, die im Laufe der Zeit bräunlich geworden waren. Auf der einen Längsseite gab es einen Kiesplatz, auf dem man in den Pausen Fußball spielen konnte - auf der anderen Seite einen Kiesplatz, auf dem man auch hätte Fußball spielen können, es aber nicht tat.
    Auf dieser anderen Seite hielten sich die Antifußballer auf; wie die Mädchen, die sich in immer den gleichen Grüppchen zusammenstellten, verschiedene Sachen untereinander tauschten und kicherten. Genau genommen weiß ich gar nicht, ob sie wirklich etwas untereinander tauschten oder was sie da eigentlich taten, da ich mich immer in einem sicheren Abstand von ihnen befand.
    Ansonsten gehörte ich nämlich zu dem Dutzend Jungs, die nicht Fußball spielten und sich nicht jede Pause einsauten. Die Antifußballer. Im Grunde meines Herzens war ich zweifellos ein Sporthasser. Ich konnte nie begreifen, wie all die Fußballspieler eigentlich in jeder Pause Platz auf dem Feld fanden, es muss sich um mindestens fünfzig Jungs gehandelt haben. Aber vielleicht war es ja auch nur die Elite, die wirklich spielte, während die anderen herumstanden, schrien und sich so gut es ging dreckig machten. Ich weiß es nicht. Ich war nie dabei und habe nie zugeguckt. Ich gehörte auf die Mädchenseite, wie gesagt, das war nichts besonders Ehrenwertes, aber ich versuchte mir einzureden, dass es auf der Welt andere Werte gab.
    Und ich war keineswegs einsam. Benny war auch dort. Und Snukke. Balthazar Lindblom und Veikko und Arsch-Enok.
    Sowie noch ein paar.
    Und Edmund.
    ***
    Als ich über ihn nachdachte - nachdem mein Vater den Vorschlag gemacht hatte, dass wir doch den Sommer zusammen verbringen könnten -, fiel mir auf, dass ich eigentlich überhaupt nichts von ihm wusste.
    Abgesehen von den üblichen Sachen natürlich. Dass sein Vater Pornoblätter las und dass er mit sechs Zehen an jedem Fuß geboren worden war.
    Ansonsten war er ein unbeschriebenes Blatt, das wurde mir jetzt klar. Ziemlich groß und ziemlich kräftig und mit einer Brille, der immer entweder ein Glas oder ein Bügel fehlte. Wir waren nur dieses letzte Jahr in einer Klasse zusammen gewesen, es kursierten irgendwelche Gerüchte, wonach er eine enorm große Modelleisenbahnanlage hatte und eine riesige Sammlung von Westerngroschenromanen, aber ich wusste nicht, wie viel an diesen Behauptungen dran war.
    Sein Vater war Schließer, da fand sich das Bindeglied. Er hatte das ganze letzte Jahr mit meinem Vater

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