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Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Titel: Kim Novak badete nie im See von Genezareth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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das Recht, über Dinge zu schweigen, die alle anderen Menschen sagen müssen? Ja, wofür sie sogar bestraft werden, wenn sie sie verschweigen!«
    »So einfach ist das nun auch nicht«, sagte Edmund.
    »Doch, doch, das ist absolut einfach«, widersprach meine Frau. »Was ist das nur für ein Gott, der Mördern und Gewaltverbrechern beisteht?«
    »Es gibt mehr als ein Gesetz«, erklärte Edmund. »Und mehr als einen Richter.«
    »Aber basiert denn unsere Gesetzgebung nicht auf der christlichen Ethik?«, insistierte Ellinor. »Ist nicht die ganze westliche Welt auf dem Wertesystem des Christentums aufgebaut? Das würde doch bedeuten, dass diese Klausel eine Konstruktion ist, die ziemlich baufällig geworden ist.«
    Edmund schwieg, zupfte an seinem Bart und schaute ziemlich finster drein. Ich suchte nach einer Möglichkeit, das Thema zu wechseln, mir fiel aber nichts ein.
    »Es gibt Fälle«, sagte er, »es tauchen immer wieder Situationen auf, in denen die Menschen das Bedürfnis haben, ihr Herz zu erleichtern, wir können zwar nicht allen Leuten eine Schweigepflicht auferlegen, aber es muss welche geben, die sie haben. Es muss verschiedene Wege geben. Es muss jemanden geben, der dir zuhört, zu dem du gehen kannst und fordern, dass er dich anhört, wenn die Not am größten ist. Der deine Worte aufnimmt und in sich verschließt.« »Das verstehe ich nicht«, sagte meine Frau.
    »Es ist auch eine schwierige Frage«, nickte Edmund. »Es hat Zeiten gegeben, in denen ich auch selbst daran gezweifelt habe.«
    Kurz darauf brach er auf. Wir gaben einander das Versprechen, Kontakt zu halten, aber uns dreien war bereits in dem Moment klar, dass es sich dabei in erster Linie um eine Frage der Konvention handelte.
    Nachdem er gegangen war, blieben meine Frau und ich noch eine Weile in den Sesseln sitzen.
    »Es hat mit dem Genezarethmord zu tun«, sagte sie plötzlich und schenkte uns beiden einen Fingerbreit Cognac ein.
    »Wie meinst du das?«, fragte ich. »Ich will keinen Cognac mehr.«
    »Die Gewissensnöte natürlich. Sein Unbehagen der Frage gegenüber. Das hängt mit dem Mord an Berra Albertsson vor zwanzig Jahren zusammen.«
    »Vor dreiundzwanzig«, sagte ich. »Quatsch.«
    »Das hat nichts mit seiner Priesterrolle zu tun.«
    »Wie viel hast du getrunken?«, fragte ich. »Natürlich scheint er da in irgendwas hineingeraten zu sein. Jemand hat ihm ein Verbrechen gebeichtet, und er fühlt sich nicht in der Lage, zur Polizei zu gehen. Jeder Pfarrer kommt irgendwann einmal in diesen Konflikt. Es war nicht besonders höflich von dir, das Thema anzuschneiden.«
    Meine Frau nippte an ihrem Cognac und dachte nach.
    »All right«, sagte sie. »Es war nicht sehr nett von mir, aber trotzdem glaube ich, dass ich Recht habe. Abgesehen davon ist er sehr sympathisch.«
    »Ich konnte ihn damals gut leiden«, nickte ich.
    In den kommenden Wochen dachte ich immer mal wieder daran, was zwischen Edmund, meiner Frau und mir gesagt und was nicht gesagt worden war. Schließlich rief ich in Änge an und stellte ihn direkt zur Rede.
    »Du weißt, was in der besagten Nacht passiert ist, oder?«
    »Was zum Kuckuck meinst du?«, entgegnete Edmund empört.
    »Ich meine zum Beispiel, dass du zum Pinkeln draußen warst. Und sicher nicht nur deshalb.«
    Es entstand eine Pause. Es knackte im Hörer, und einen Augenblick lang kam mir der Gedanke, es wäre Edmunds Gedankenarbeit, die ich durch die schlechte Leitung hörte.
    »Ich habe keinen Grund, das weiter mit dir zu diskutieren«, verkündete er schließlich. »Aber wenn du willst, stelle ich dir gern die gleiche Frage: Weißt du, wer Berra Albertsson ermordet hat?«
    »Woher soll ich das denn wissen?«, erwiderte ich etwas irritiert. »Schließlich habe ich doch die ganze Zeit geschlafen, das weißt du doch nur zu gut.«
    Dann schwiegen wir beide eine Weile, und dann legten wir auf.
    ***
    Vielleicht kann man es als einen Zufall beschreiben, der aussah, als steckte eine Absicht dahinter, dass ich gerade in diesem Herbst Ewa Kaludis wiedertraf.
    Im Zusammenhang mit einer Lehrmittelmesse verbrachte ich zwei Nächte in einem Hotel in Göteborg, und während ich ziemliche Probleme gehabt hatte, Edmund nach der langen Zeit wiederzuerkennen, so passierte mir das bei Ewa nicht. Im Gegenteil.
    Sie stand an der Rezeption, als ich einchecken wollte, und es schien, als hätte die Zeit keinerlei Spuren bei ihr hinterlassen. Die gleiche schöne Haltung. Die gleichen hohen Wangenknochen. Die gleichen mandelförmigen

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