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Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Titel: Kim Novak badete nie im See von Genezareth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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als wussten sie nicht so recht, wo sie waren und in welche Richtung sie gehen sollten.
    Henry startete den Killer, und wir brausten in einer Qualmwolke davon. Ich dachte an das, was er Anfang Juni gesagt hatte.
    Das Leben sollte wie ein Schmetterling an einem Sommertag sein.
     
    ***
     
    Der Herbst war wie eine Brücke zu irgendetwas anderem. Irgendwie fasste ich nie so richtig Fuß in Kumlas Kommunaler Realschule. Edmund ging auch dorthin, aber in eine andere Klasse, und wir hatten nichts miteinander zu tun. Eigentlich hatte ich mit niemandem dort mehr etwas zu tun. Mit keinem, den ich von früher kannte, und mit niemandem, der neu für mich war. Benny und ich saßen natürlich noch manchmal draußen in der Zementröhre und unterhielten uns, aber es war nicht mehr so wie früher. Wir entfernten uns voneinander, und das ging unglaublich schnell.
    Ansonsten machte ich meine Hausaufgaben und benahm mich ziemlich vorbildlich, denke ich. Bekam eine Eins minus in meiner ersten Deutscharbeit und eine Zwei im Mathetest. Schrieb Oberst Darkin und das geheimnisvolle Erbe zu Ende, fing aber mit keinem neuen Abenteuer an. Ich las Bücher, meistens englische oder amerikanische Krimis. Begann, Radio Luxemburg zu hören. Träumte von Ewa Kaludis, traf sie aber nie wieder.
    Ab und zu wurde im Kurren noch über den Mord an Berra Albertsson und die Anstrengungen der Polizei, den Täter zu finden, geschrieben. An einem Samstag stand ein großer
    Bericht über den Fall drin mit Karten und einem Kreuz, wo die Leiche gefunden worden war und so, aber irgendwelche neuen Spuren oder andere Verdachtsmomente waren nicht aufgetaucht. Dennoch arbeitete die Polizei weiter an dem Fall, und Kommissar Lindström äußerte sich gegenüber der Zeitung optimistisch und behauptete, dass man den Mörder früher oder später schon hinter Schloss und Riegel bringen würde.
    Ich weiß nicht, ob die Stammleser des Kurren ihm glaubten. Ich für meinen Teil hatte angefangen, daran zu zweifeln.
    Anfang November zog Henry nach Göteborg, und am 3. Dezember starb meine Mutter. Mein Vater saß die letzten zehn Tage an ihrem Bett, ich selbst schaffte das nicht.
    Die Beerdigung fand gut eine Woche später in Kumlas Kirche statt. Ich trug zum ersten Mal in meinem Leben einen Anzug. Wir waren so um die zwanzig Leute, die meine Mutter zu ihrer letzten Ruhe geleiteten. Henry, ich und mein Vater, wir saßen in der ersten Reihe in der Kirche, hinter uns saßen Verwandte, ein paar Arbeitskollegen, Bennys Mutter und Vater sowie Herr Wester.
    Ich hatte die ganze Nacht geweint, und in der Kirche hatte ich keine Tränen mehr.
     
    Im Februar des folgenden Jahres fing mein Vater bei AB Slotts an, und zu Ostern zogen wir nach Uppsala. Ich war vierzehn, fast fünfzehn, als ich die Kleinstadt meiner Kindheit verließ und in die Senf- und Gelehrtenstadt kam. Ich fing in der Oberstufe zwischen Professoren- und Arztkindern an, ließ mir die Haare wachsen, bekam Pickel und einen Plattenspieler.
    Das erste Jahr wohnten wir in einer engen Zweizimmerwohnung hinter dem Bahnhof, dann zogen wir in den Glimmervägen, ins neu erschlossene Wohngebiet Eriksberg. Drei Zimmer und Küche und Felsen und Wald direkt unterhalb des Balkons, mein Vater lebte etwas auf, die Schicht in der Senffabrik war hart, aber es war dennoch ein deutlich ruhigeres Milieu als im Gefängnis. Er lernte einige neue Arbeitskollegen kennen, begann, einmal in der Woche Bridge zu spielen und nahm eine äußerst vorsichtige Freundschaft zu einer Witwe in Salabacke auf. Ich für meinen Teil verliebte mich ziemlich schnell in ein dunkelhaariges Mädchen aus dem Hauseingang nebenan, und im Sommer, als ich gerade sechzehn wurde, verlor ich meine Jungfernschaft auf einer Decke im Hagadal, während wir aus ihrem tragbaren Transistorradio The House of the Rising Sun hörten. Ich weiß nicht, ob sie gleichzeitig auch ihre Unschuld verlor, jedenfalls behauptete sie es.
    Henry wohnte weiterhin in Göteborg. Er bekam einen festen Job bei der Göteborgs-Posten, und zwei Jahre und zwei Monate nach dem Mord an Berra Albertsson debütierte er beim Norstedts-Verlag mit seinem Roman Koagulierte Liebe. Der bekam im Svenska Dagbladet wie auch im Dagens Nyheter gute Rezensionen, wurde in seiner eigenen Zeitung etwas zurechtgestutzt, aber er schrieb nie wieder ein Buch. Ich las Koagulierte Liebe in den Weihnachtsferien des selben Jahres, und noch einmal ein paar Jahre später, aber beide Male gab die Lektüre mir nicht sonderlich viel. Als

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