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Kind der Hölle

Kind der Hölle

Titel: Kind der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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das vergessen? Er ist gestorben, als ich ein Baby war, und ich könnte wetten, daß er auch geflucht hat.«
    »Niemals!« rief Ellie. Jedenfalls nicht in meiner Gegenwart, korrigierte sie sich insgeheim. Wenn Big Luke das Auto reparierte, hatte er manchmal Ausdrücke verwendet, die ihr nicht gefallen hatten – aber nur, wenn er glaubte, sie würde ihn nicht hören. »Ich will mit dir aber über etwas ganz anderes sprechen.«
    Luke blickte mißtrauisch. »Also, was gibt’s? Wenn es dieses Zuspätkommen ist…«
    »Nicht nur das.« Nach kurzem Zögern beschloß Ellie, den Stier bei den Hörnern zu packen. »Es geht um Jared Conway. Ich will nicht, daß du dich weiterhin mit ihm triffst.«
    »Warum, wenn ich fragen darf? Was hast du gegen Jared?«
    Ellie erhob sich aus dem Sessel ihres toten Mannes und überlegte, was er jetzt wohl sagen würde. »Er übt einen schlechten Einfluß auf dich aus, und das kann ich nicht dulden. Du wirst die Kontakte zu ihm einstellen, ist das klar?«
    Lukes Augen glühten. »Es ist klar«, knurrte er zähneknirschend. »Zwar total bescheuert, aber sonnenklar.«
    »Und du wirst mir gehorchen?«
    Luke musterte seine Mutter, und Ellie erschrak zum erstenmal in ihrem Leben über die Art und Weise, wie er sie ansah. Fast so, als wollte er mit ihr die Klingen kreuzen!
    »Vielleicht«, erwiderte er schließlich. »Vielleicht aber auch nicht.«

23. Kapitel

    Es war fast sechs, als Jared durch die Hintertür in die Küche kam. Janet schaute von dem Salat auf, den sie gerade zubereitete, und überlegte, welche Entschuldigung er für sein Zuspätkommen vorbringen würde. Bis vor kurzem hätte sie sich darüber nicht den Kopf zerbrochen, denn er hätte es ihr von sich aus sofort erklärt. Aber in letzter Zeit, seit er in den Keller gezogen war, verschwand er dort unten, sobald er von der Schule nach Hause kam. Er ließ sich nur kurz zum Abendessen blicken und trat sofort wieder den Rückzug in den Keller an, wenn er sich nicht irgendwo mit Luke traf.
    »Was macht er nur die ganze Zeit da unten?« hatte Janet ihren Mann vor einigen Tagen gefragt.
    »Kein Grund zur Sorge, Liebling«, antwortete Ted. »Er braucht eben sein eigenes Revier. Jared wird langsam erwachsen, und obwohl Politiker so was heutzutage nicht laut äußern dürfen, sind Frauen und Männer nun mal verschieden. Du kannst nicht erwarten, daß Jared sich so wie du benimmt.« Seine Augen funkelten schelmisch. »Natürlich wollen wir auch nicht, daß er sich so wie ich benimmt, stimmt’s?«
    »O Gott, nur das nicht!« entfuhr es Janet, und aus jahrelanger Erfahrung machte sie sich wieder einmal auf einen Wutausbruch gefaßt. Doch Ted lächelte ihr liebevoll zu.
    »Ich danke dem Himmel jeden Tag, daß du es so lange bei mir ausgehalten hast. Und mach dir keine Sorgen, was Jared im Keller auch treiben mag, trinken tut er mit Sicherheit nicht. Glaub mir, ich habe darin soviel Erfahrung, daß es mir sofort auffallen würde.«
    »Aber wozu braucht er ein Schloß an der Tür? Kim macht so was doch auch nicht.«
    »Er will zeigen, daß das ein ureigenes Territorium ist«, erklärte Ted. »Das ähnelt dem Verhalten von Tieren, die ihre Jagdreviere markieren.«
    Janet seufzte. »Dann sollte ich wohl noch froh sein, daß er sich mit einem Türschloß begnügt!« Doch Teds logische Erklärungen konnten sie nicht darüber hinwegtrösten, daß sich zwischen Jared und der übrigen Familie ein Abgrund aufgetan hatte, der von Tag zu Tag tiefer zu werden schien.
    Auch jetzt durchquerte er die Küche in Richtung Eßzimmer, ohne auch nur ›Guten Abend‹ zu sagen, geschweige denn zu erklären, warum er so spät nach Hause gekommen war.
    »Jared?« Als ihr Sohn einfach weiterging, wiederholte sie schärfer. »Jared!«
    Er blieb stehen, drehte sich aber nicht um.
    »Schau mich bitte an«, sagte Janet leise, aber energisch, um klarzustellen, daß sie nicht in der Stimmung für Ungezogenheiten war.
    Er drehte sich langsam um.
    »Vater Bernard hat mich heute nachmittag angerufen.«
    Jared zuckte mit den Schultern. »Na und?«
    »Na und?« wiederholte Janet. »Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?«
    »Was soll ich denn sonst sagen? Schwester Clarence hatte eine Stinkwut auf mich, ebenso Vater Bernard, und deshalb mußte ich die Kirche putzen. Das ist mein Problem, nicht deines.«
    »Deine Probleme sind auch meine. Ich bin deine Mutter.«
    Jareds Augen schleuderten Blitze. »Herrgott, Mom, ich bin kein kleines Kind mehr! Ich bin fast sechzehn!«
    »Bis wir

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