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Kind der Hölle

Kind der Hölle

Titel: Kind der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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restlichen Eintragungen der Frauen lesen, die in die Familie Conway eingeheiratet hatten. Im Augenblick wollte er sich mit der Geschichte seiner eigenen Kirche, der Pfarrei von St. Albans, beschäftigen, um herauszufinden, wer dieser Monsignore Melchior gewesen war. Der Titel ließ auf einem Priester schließen. Ein Priester, der seine Gelübde gebrochen und seiner Berufung untreu geworden war, den Titel aber beibehalten hatte?
    Warum?
    Entmutigt betrachtete er die dicken Gemeinderegister mit den Eintragungen aller Priester, die vor ihm in St. Albans amtiert hatten. Die meisten Schriften waren nicht viel lesbarer als die der Halbalphabetin Bessie Delacourt. Wenn er wirklich wissen wollte, was auf den Seiten gestanden hatte, die aus der Familienbibel der Conways herausgeschnitten worden waren, würde er Hilfe benötigen.
    Vater MacNeill!
    Natürlich! Er würde mit Vater MacNeill sprechen, dessen Geist viel jünger und schärfer war als sein eigener.
    Mit dem Gefühl, von einer schweren Bürde befreit worden zu sein, schloß Vater Devlin seine müden Augen und schlief ein.

22. Kapitel

    Vater Bernards Anruf war für Ellie Roberts keine allzu große Überraschung. Sie hatte mit so was gerechnet, seit Luke ständig mit Jared Conway zusammensteckte. Sie hatte es kommen sehen …
    Ellie wußte natürlich alles über die Conways, obwohl George Conway sich einige Jahre vor ihrer Geburt an der Magnolie hinter seinem Haus erhängt hatte. Noch heute konnte sie sich sehr genau an das erste Mal erinnern, als sie sich mit ihren Freundinnen zu dem großen Haus in der Pontchartrain Street geschlichen hatte. Sie war erst fünf und stand am Straßenrand, auf das Grundstück hatte sich niemand getraut, während sie mit schreckensweiten Augen den Geschichten lauschte, die Rudy LaFrenier, zwei Jahre älter als sie und deshalb fast allwissend, erzählte.
    »Vater Fitzpatrick sagt, sie wären Voodoo-Zauberer gewesen«, flüsterte Rudy geheimnisvoll, und Ellie wußte noch jetzt, nach dreißig Jahren, welche Angst ihr das unbekannte Wort eingeflößt hatte. »Vater Fitzpatrick sagt, der ganze Ort sei voll mit Voodoo, und jeder, der auch nur den Rasen betritt, würde in die Hölle kommen!«
    Diese Geschichten hatten genügt, um sie und ihre Freundinnen weiterhin von dem Haus fernzuhalten. Auch als Ellie alt genug war, um zu begreifen, daß Vater Fitzpatrick, der in den Ruhestand getreten war, als Vater Bernard nach St. Albans kam, wohl mächtig übertrieben hatte, um Rudy LaFrenier einzuschüchtern, konnte sie ihre Furcht vor dem Haus und vor den Conways nicht ganz abschütteln. Die Voodoo-Geschichte mochte nicht stimmen, aber George Conway mußte verrückt gewesen sein, sonst hätte er sich nicht an der Magnolie erhängt. Auch seine Frau verlor den Verstand, nachdem sie ihn gefunden hatte. Ellie glaubte zwar nicht an Gespenster, aber das alte viktorianische Haus war und blieb ihr unheimlich. Deshalb hatte sie Luke von Anfang an gesagt, daß er sich nicht mit Jared Conway abgeben solle. »Mir ist jener Ort einfach nicht geheuer«, hatte sie ihm erklärt, »und die Conways sind mir auch nicht geheuer. Wann immer Conways in dieser Stadt gelebt haben, hat es Probleme gegeben.«
    Luke hatte spöttisch die Augen verdreht. »Es ist nur ein Haus, Ma«, sagte er störrisch, »und ich mag Jared.«
    Diese Sturheit mußte er von seinem Vater geerbt haben, dachte Ellie, und wie mindestens eine Million Male zuvor wünschte sie, ihr Mann wäre noch am Leben und könnte seinen Sohn erziehen. Big Luke war ein guter Mensch gewesen, und er hatte als stellvertretender Sheriff gute Arbeit geleistet. Als er mit seinem Motorrad tödlich verunglückte, hatte Ellie nicht gewußt, wie sie allein zurechtkommen sollte.
    »Die Wege des Herrn sind unerforschlich«, hatte Vater MacNeill sie getröstet, »und der Herr wird für Sie und den kleinen Luke sorgen.«
    Und das hatte Er getan. Sie bekam einen Job im Pfarramt, und ihr Gehalt reichte für das Nötigste. Luke bekam einen Freiplatz in der St. Ignatius School, und in den ersten Jahren griff ihr auch der Sheriff unter die Arme. Ellie versuchte, Luke ordentlich zu erziehen, ihm Mutter und Vater in einer Person zu sein. Das war nicht leicht, aber sie stellte sich immer vor, was Big Luke seinem Sohn gesagt hätte, und im großen und ganzen entwickelte Luke sich durchaus erfreulich.
    Bis er sich mit Jared Conway anfreundete.
    Vater MacNeill hatte vorgeschlagen, Luke den Umgang mit Jared streng zu verbieten, aber sie

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