Kind der Prophezeiung
und Tante Pol versammeln. Er konnte jedes Wort hören, das sie sprachen.«
»Woher weißt du, daß er alles hören konnte?« fragte Merel und ihre Augen wurden schmal.
»Ich war auch dort oben«, erwiderte Garion. »Ich habe mich nicht weit von ihm versteckt und konnte selbst alles hören – fast so, als wäre ich im selben Raum mit ihnen gewesen.«
»Wie sieht er aus?« fragte Barak.
»Er hat sandfarbenes Haar«, sagte Garion, »einen Bart und er trägt, wie gesagt, einen grünen Umhang. Ich habe ihn an dem Tag gesehen, als wir dein Schiff besichtigten. Er ging mit einem Murgo in eine Taverne.«
»Es gibt keine Murgos in Val Alorn«, sagte Merel.
»Einen schon«, sagte Garion. »Ich habe ihn schon einmal gesehen. Ich weiß, wer er ist.« Er mußte behutsam um das Thema herumreden. Die Hemmung, nicht über seinen dunkel gekleideten Feind zu sprechen, war so stark wie immer. Selbst die Andeutung, die er gemacht hatte, ließ seine Zunge scheinbar steif und seine Lippen taub werden.
»Wer ist er?« fragte Barak.
Garion ignorierte die Frage. »Und dann habe ich ihn am Tag der Wildschweinjagd im Wald gesehen.«
»Den Murgo?« fragte Barak.
»Nein. Den Mann im grünen Umhang. Er hat sich dort mit einem anderen Mann getroffen. Sie haben sich eine Weile unterhalten, nicht weit von der Stelle, wo ich auf den Keiler wartete. Sie haben mich nicht gesehen.«
»Darin liegt noch nichts Verdächtiges«, sagte Barak. »Ein Mann kann seine Freunde treffen, wo er will.«
»Ich glaube nicht, daß sie wirklich Freunde waren«, sagte Garion. »Der Mann im grünen Umhang nannte einen der anderen Männer ›mein Herr‹, und der hat ihm den Befehl gegeben, alles zu unternehmen, damit er hören könnte, was Meister Wolf und die Könige sagen.«
»Das ist schon ernster«, sagte Barak und vergaß anscheinend seinen Kummer. »Haben sie sonst noch etwas gesagt?«
»Der flachshaarige Mann wollte etwas über uns wissen«, sagte Garion. »Über dich, mich, Durnik, Silk – über uns alle.«
»Flachshaarig?« fragte Merel rasch.
»Derjenige, der mit ›mein Herr‹ angeredet wurde«, erklärte Garion. »Er schien über uns Bescheid zu wissen. Er wußte sogar von mir.«
»Langes, helles Haar?« fragte Merel. »Kein Bart? Etwas älter als Barak?«
»Er kann es nicht sein«, sagte Barak. »Anheg hat ihn bei Todesstrafe verbannt.«
»Du bist ein Kindskopf, Barak«, sagte sie. »Wenn es ihm paßt, wird er das ignorieren. Ich glaube, wir sollten Anheg davon berichten.«
»Kennt ihr ihn?« fragte Garion. »Einiges, was er über Barak gesagt hat, war nicht sehr nett.«
»Das kann ich mir vorstellen«, sagte Merel ironisch. »Barak gehörte zu denen, die ihn einen Kopf kürzer sehen wollten.«
Barak zog bereits sein Kettenhemd an.
»Richte deine Haare«, sagte Merel in einem Ton zu ihm, der seltsamerweise keine Spur ihrer sonstigen Bosheit enthielt. »Du siehst aus wie ein Heuhaufen.«
»Damit kann ich mich jetzt nicht aufhalten«, sagte Barak ungeduldig. »Kommt jetzt, ihr beiden. Wir gehen sofort zu Anheg.«
Für weitere Fragen blieb keine Zeit, da Merel und Garion fast rennen mußten, um mit Barak Schritt zu halten. Sie hasteten durch die große Halle, und die verblüfften Krieger stoben nach einem Blick auf Baraks Gesicht aus dem Weg.
»Edler Barak«, grüßte eine der Wachen an der Tür des Ratssaals den riesigen Mann.
»Aus dem Weg«, befahl Barak und riß die Tür polternd auf.
König Anheg sah auf, von der plötzlichen Unterbrechung überrascht. »Willkommen, Vetter«, begann er.
»Verrat, Anheg!« brüllte Barak. »Der Graf von Jarvik ist aus seiner Verbannung gekommen und hat Spione in deinen Palast eingeschleust.«
»Jarvik?« fragte Anheg. »Das würde er nicht wagen.«
»Er hat es bereits gewagt«, sagte Barak. »Er ist nicht weit von Val Alorn gesehen worden, und ein Teil seines Vorhabens ist mit angehört worden.«
»Wer ist dieser Jarvik?« fragte der Rivanische Hüter.
»Ein Graf, den ich letztes Jahr verbannt habe«, antwortete Anheg. »Einer seiner Männer wurde aufgegriffen, und wir haben eine Botschaft bei ihm gefunden. Die Botschaft war an einen Murgo in Sendarien gerichtet. Sie enthielt Einzelheiten unserer geheimsten Beschlüsse. Jarvik versuchte zu leugnen, daß die Botschaft von ihm war, obwohl sie sein Siegel trug und seine Burg von rotem Gold aus den Minen von Cthol Murgos überquoll. Ich wollte seinen Kopf auf einen Pfahl stecken lassen, aber seine Frau ist eine Verwandte von mir und bat um sein
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