Kind der Prophezeiung
habt über jemanden gesprochen, den ihr den Abtrünnigen genannt habt«, sagte Garion, »und ihr habt euch gefragt, ob er irgendeine Macht benutzen könnte, um einen Feind aufzuwecken, der seit langer Zeit schläft. Einige von euch haben gemeint, man sollte die Arendier und Tolnedraner warnen, aber Meister Wolf fand das nicht. Und Durnik hat davon gesprochen, wie die Männer in Sendarien kämpfen würden, wenn die Angarak kämen.«
Die Könige sahen einander verblüfft an.
»Ich habe mich nicht weit von dem Mann im grünen Umhang versteckt«, sagte Garion. »Ich bin sicher, er konnte alles hören, was ich auch gehört habe. Dann kamen Soldaten, und der Mann lief weg. Da habe ich dann beschlossen, Barak alles zu erzählen.«
»Da oben«, sagte Silk, der nahe einer Wand stand und auf einen Winkel in der Saaldecke zeigte. »Dort ist der Mörtel weggekratzt. Der Klang unserer Stimmen dringt durch die Ritzen zwischen den Steinen bis in den oberen Gang hinauf.«
»Ihr habt da einen brauchbaren Jungen mitgebracht, edle Polgara«, sagte König Rhodar ernst. »Wenn er einmal einen Beruf sucht, habe ich vielleicht eine Stelle für ihn. Informationen zu sammeln ist eine lohnende Beschäftigung, und er scheint auf diesem Gebiet natürliches Talent zu besitzen.«
»Er hat auch noch andere Talente«, sagte Tante Pol. »Er ist erstaunlich gut darin, an Stellen aufzutauchen, an denen er nicht sein sollte.«
»Sei nicht zu hart mit dem Jungen, Polgara«, sagte König Anheg. »Er hat uns einen Dienst erwiesen, den wir wahrscheinlich nie wieder gutmachen können.«
Garion verbeugte sich wieder und zog sich vor Tante Pols strengem Blick zurück.
»Vetter«, sagte Anheg dann zu Barak, »es scheint, daß wir einen ungebetenen Besucher im Palast haben. Ich glaube, ich möchte gern ein Wörtchen mit dem Schleicher in Grün reden.«
»Ich nehme mir ein paar Männer«, sagte Barak grimmig. »Wir werden den Palast auf den Kopf stellen und sehen, was dabei zum Vorschein kommt.«
»Ich möchte ihn mehr oder weniger intakt haben«, warnte Anheg. »Selbstverständlich«, erwiderte Barak. »Aber auch nicht zu intakt. Solange er noch reden kann, genügt das für unsere Zwecke.«
Barak grinste. »Ich sorge dafür, daß er sehr redselig ist, wenn wir ihn zu dir bringen, Vetter«, sagte er.
Ein Grinsen huschte als Antwort über Anhegs Gesicht, und Barak ging auf die Tür zu.
Dann wandte sich Anheg an Baraks Gattin. »Ich möchte dir auch danken, Lady Merel«, sagte er. »Du hast sicher einen wesentlichen Teil dazu beigetragen, daß wir davon erfahren haben.«
»Ich brauche deinen Dank nicht, Majestät«, sagte sie. »Es war meine Pflicht.«
Anheg seufzte. »Muß es denn immer die Pflicht sein, Merel?« fragte er.
»Was sonst?« gab sie zurück.
»Eigentlich sehr viel«, sagte der König. »Aber das mußt du selbst herausfinden.«
»Garion«, rief Tante Pol, »komm her.«
»Ja«, sagte Garion und ging etwas nervös zu ihr hinüber.
»Sei nicht albern, Lieber«, sagte sie. »Ich werde dir nicht weh tun.« Sie legte die Fingerspitzen leicht an seine Stirn.
»Nun?« fragte Meister Wolf.
»Es ist da«, sagte sie. »Nur sehr leicht, sonst hätte ich es früher bemerkt. Es tut mir leid, Vater.«
»Laß sehen«, sagte Wolf. Er kam herüber und berührte ebenfalls mit der Hand Garions Stirn. »Es ist nicht ernst«, sagte er.
»Aber es hätte ernst sein können«, sagte Tante Pol. »Und ich war dafür verantwortlich, daß so etwas nicht geschehen konnte.«
»Mach dir deswegen keine Vorwürfe, Pol«, sagte Wolf. »Das paßt nicht zu dir. Mach es einfach weg.«
»Was ist los?« fragte Garion beunruhigt.
»Nichts, worüber du dir Sorgen machen müßtest, Lieber«, sagte Tante Pol. Sie nahm seine rechte Hand und legte sie einen Augenblick an die weiße Locke an ihrer Stirn.
Garion spürte eine Woge, ein Chaos verworrener Eindrücke, dann einen klingenden Druck hinter den Ohren. Ein plötzlicher Schwindel überkam ihn, und er wäre gefallen, hätte Tante Pol ihn nicht aufgefangen.
»Wer ist der Murgo?« fragte sie und sah ihm in die Augen.
»Sein Name ist Asharak«, antwortete Garion prompt.
»Wie lange kennst du ihn schon?«
»Mein ganzes Leben. Er kam immer zu Faldors Farm und hat mich beobachtet, als ich noch klein war.«
»Das reicht fürs erste, Pol«, sagte Meister Wolf. »Laß ihn sich erst etwas ausruhen. Ich werde etwas tun, damit es nicht wieder geschieht.«
»Ist der Junge krank?« fragte König Cho-Hag.
»Es ist
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