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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Brandstifter-Neigungen besser einsetzen als beim Abbrennen von Rübenäckern. Da Torak Einauge anscheinend den Geruch von Brandopfern so liebt, könnten wir ihm den Gefallen tun.«
    Am Ende des staubigen Ganges, in dem sich Garion versteckt hielt, war plötzlich das Flackern einer Fackel zu sehen und das schwache Klirren von Kettenhemden zu hören. Fast bis zum letzten Moment verkannte Garion die Gefahr. Der Mann im grünen Umhang hörte ebenfalls die Geräusche und sah das Licht der Fackel. Er trat aus seinem Versteck und floh den Weg entlang, den er gekommen war, direkt an der Nische vorbei, in der sich Garion versteckte. Garion zuckte zurück und umklammerte sein rostiges Schwert. Aber er hatte Glück, der Mann sah über die Schulter zurück auf die Fackel, während er auf leisen Sohlen an ihm vorbeieilte.
    Sobald er vorüber war, schlüpfte auch Garion aus seinem Versteck und floh. Die cherekischen Krieger suchten nach Eindringlingen, und wahrscheinlich konnte er ihnen nur unzureichend plausibel machen, was er in dem dunklen Gang tat. Er überlegte kurz, ob er dem Spion weiter folgen sollte, entschied aber dann, ihn heute schon lange genug beobachtet zu haben. Es war an der Zeit, jemandem davon zu berichten, was er gesehen hatte. Jemand mußte es erfahren, jemand, dem die Könige zuhören würden. Als er die etwas belebteren Gänge des Palastes erreicht hatte, machte er sich eilig auf den Weg zu dem Zimmer, in dem Barak in schweigender Melancholie vor sich hin brütete.

17
    » B arak«, rief Garion durch die Tür, nachdem er einige Minuten lang geklopft und keine Antwort erhalten hatte. »Geh weg«, kam Baraks Stimme dumpf durch die Tür. »Barak, ich bin es, Garion. Ich muß mit dir reden.« Drinnen blieb es lange still, dann hörte man eine langsame Bewegung. Die Tür wurde geöffnet. Baraks Aussehen war erschreckend. Seine Tunika war zerknittert und fleckig. Sein roter Bart verfilzt, die langen Zöpfe, die er gewöhnlich trug, waren aufgelöst, sein Haar war zerzaust. Aber am schlimmsten war der gehetzte Ausdruck in seinen Augen. In seinem Blick lag eine Mischung aus so nacktem Entsetzen und Selbsthaß, daß Garion seine Augen abwenden mußte.
    »Du hast es gesehen, nicht wahr, Junge?« fragte Barak. »Du hast gesehen, was da draußen mit mir geschehen ist.«
    »Eigentlich habe ich gar nichts gesehen«, sagte Garion vorsichtig. »Ich habe mir den Kopf an dem Baum angeschlagen, und das einzige, was ich wirklich gesehen habe, waren Sterne.«
    »Du mußt es gesehen haben«, beharrte Barak. »Du mußt mein Verhängnis gesehen haben.«
    »Verhängnis?« fragte Garion. »Wovon redest du? Du lebst doch noch.«
    »Ein Verhängnis bedeutet nicht immer den Tod«, sagte Barak mürrisch und warf sich in einen großen Stuhl. »Ich wünschte, meines würde das bedeuten. Ein Verhängnis ist etwas Schreckliches, das einen Mann schicksalhaft trifft der Tod ist nicht das Schlimmste, was es gibt.«
    »Du hast dich einfach von den Worten der verrückten, blinden alten Frau beeindrucken lassen«, meinte Garion.
    »Es ist nicht nur die alte Martje«, sagte Barak. »Sie wiederholt nur, was jeder in Cherek weiß. Ein Seher wurde bei meiner Geburt gerufen – das ist hier so Brauch. Meistens sagen die Prophezeiungen überhaupt nichts aus, und im Leben des Kindes geschieht nichts Besonderes. Aber manchmal liegt die Zukunft so drückend auf einem von uns, daß fast jeder das Verhängnis sehen kann.«
    »Das ist doch nur Aberglaube«, meinte Garion verächtlich. »Ich habe noch nie einen Wahrsager gesehen, der auch nur voraussagen könnte, ob es am nächsten Tag regnet. Einmal kam einer auf Faldors Farm und hat Durnik vorausgesagt, daß er zweimal sterben würde. Ist das nicht albern?«
    »Die Seher und Wahrsager von Cherek haben größere Fähigkeiten«, sagte Barak, dessen Gesicht noch immer umwölkt war. »Das Verhängnis, das sie für mich sahen, war immer dasselbe. Ich verwandele mich in eine Bestie. Dutzende von ihnen haben mir dasselbe gesagt. Und jetzt ist es geschehen. Ich sitze hier seit zwei Tagen und beobachte mich. Meine Körperbehaarung wird länger, meine Zähne werden spitz.«
    »Das bildest du dir ein«, sagte Garion. »Für mich siehst du aus wie immer.«
    »Du bist ein lieber Junge, Garion«, sagte Barak. »Ich weiß, du möchtest nur, daß ich mich besser fühle, aber ich habe Augen im Kopf. Ich weiß, daß meine Zähne spitz werden und mir ein Fell wächst. Es wird nicht mehr lange dauern, bis Anheg mich in seinem

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