Kind der Prophezeiung
nach ihm absuchen. Sie werden im Winter sowieso fett und träge, und so haben sie etwas zu tun.«
»Fette, träge Krieger mitten im Winter in den Schnee hinauszujagen wird dich nicht gerade beliebt machen, Anheg«, meinte Rhodar.
»Biete ihnen eine Belohnung«, schlug Silk vor. »So wird die Arbeit getan, und du bleibst trotzdem beliebt.«
»Eine gute Idee«, sagte Anheg. »Was für eine Belohnung würdest du vorschlagen, Prinz Kheldar?«
»Versprich, das Gewicht von Asharaks Kopf in Gold aufzuwiegen«, sagte Silk. »Das sollte auch den fettesten Krieger von Würfelbecher und Bierkrug fortlocken können.«
Anheg stöhnte.
»Er ist ein Grolim«, sagte Silk. »Sie werden ihn wahrscheinlich nicht finden, aber sie werden auf ihrer Suche nach ihm das Reich auseinandernehmen. Dein Gold ist sicher, deine Krieger bekommen etwas Training, du wirst berühmt für deine Großzügigkeit und, wenn jedermann in Cherek mit einer Axt bewaffnet nach ihm Ausschau hält, wird Asharak viel zu sehr damit beschäftigt sein, sich zu verstecken, als daß er noch mehr Unheil anrichten könnte. Ein Mann, dessen Kopf anderen mehr wert ist als ihm selbst, hat nicht viel Zeit für Dummheiten.«
»Prinz Kheldar«, sagte Anheg ernst, »du bist ganz schön hinterlistig.«
»Ich bemühe mich, König Anheg«, sagte Silk mit einer spöttischen Verbeugung.
»Ich nehme nicht an, daß du gern für mich arbeiten möchtest«, bot der König von Cherek ihm an.
»Anheg!« protestierte Rhodar.
Silk seufzte. »Das Blut, König Anheg«, sagte er. »Ich bin durch unsere verwandtschaftlichen Bande meinem Onkel verpflichtet. Ich würde trotzdem gern dein Angebot hören. Das könnte sich in künftigen Verhandlungen über meine Entschädigung für meine Dienste als hilfreich erweisen.«
Königin Porenns Lachen erklang wie ein Glöckchen, und König Rhodar setzte eine tragische Miene auf. »Ihr seht«, sagte er, »ich bin nur von Verrätern umgeben. Was soll ein armer, dicker, alter Mann denn tun?«
Ein finsterer Krieger betrat den Saal und marschierte auf Anheg zu. »Es ist geschehen, König«, sagte er. »Willst du seinen Kopf sehen?«
»Nein«, antwortete Anheg kurz.
»Sollen wir ihn im Hafen auf einen Pfahl stecken?« fragte der Krieger.
»Nein«, erwiderte Anheg. »Jarvik war einmal ein tapferer Mann und durch Heirat mit mir verwandt. Schickt ihn seiner Frau, damit sie ihn angemessen beerdigen kann.«
Der Krieger verbeugte sich und verließ den Saal.
»Das Problem mit dem Grolim Asharak interessiert mich«, sagte Königin Islena zu Tante Pol. »Könnten wir nicht zusammen einen Weg finden, seinen Aufenthaltsort festzustellen?« Sie wirkte recht selbstbewußt.
Meister Wolf antwortete rasch, ehe Tante Pol etwas sagen konnte. »Trefflich gesprochen, Islena«, sagte er. »Aber wir können nicht zulassen, daß die Königin von Cherek ein solches Risiko eingeht. Ich bin überzeugt von deinen hervorragenden Fähigkeiten, aber eine solche Suche öffnet den Geist vollständig. Wenn Asharak merkt, daß du nach ihm suchst, würde er sofort Vergeltung üben. Polgara wäre nicht in Gefahr, aber ich fürchte, dein Verstand könnte ausgeblasen werden wie eine Kerze. Es wäre doch beschämend, wenn die Königin von Cherek den Rest ihres Lebens als tobende Irre verbringen müßte.«
Islena wurde plötzlich sehr blaß und sah nicht den Fingerzeig, den Meister Wolf Anheg gab.
»Ich könnte das nicht erlauben«, sagte Anheg. »Meine Königin ist mir viel zu teuer, als daß ich ihr erlauben würde, ein derart schreckliches Risiko einzugehen.«
»Ich muß mich dem Willen meines Herrn beugen«, sagte Islena erleichtert. »Auf seinen Befehl hin ziehe ich meinen Vorschlag zurück.«
»Der Mut meiner Königin ehrt mich«, sagte König Anheg ganz ernst.
Islena verneigte sich und zog sich ziemlich rasch zurück. Tante Pol sah Meister Wolf mit hochgezogener Braue an, sagte aber nichts.
Wolf wurde wieder ernst, als er sich von seinem Stuhl erhob. »Ich glaube, die Zeit ist gekommen, einige Entscheidungen zu treffen«, sagte er. »Die Dinge entwickeln sich zu schnell, als daß wir weitere Verzögerungen zulassen könnten.« Er sah Anheg an. »Gibt es einen Ort, an dem wir sprechen können, ohne belauscht zu werden?«
»In einem der Türme ist ein Zimmer«, antwortete Anheg. »Ich habe schon vor unserem Treffen daran, gedacht, aber…« Er hielt inne und sah Cho-Hag an.
»Das hätte dich nicht zu beunruhigen brauchen«, sagte Cho-Hag. »Ich kann Treppen bewältigen,
Weitere Kostenlose Bücher