Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
gedämpft. »Fang ganz vorne an. Ich will alles wissen.«
    »Zuerst war es nur eine kleine Sache«, erzählte Jarvik mit zitternder Stimme. »Es schien nichts Böses dabei zu sein.«
    »Das scheint es nie«, sagte Barak.
    Der Graf von Jarvik holte tief Luft, blickte einmal auf Tante Pol und schauderte wieder. Dann riß er sich zusammen. »Es fing ungefähr vor zwei Jahren an. Ich war nach Kotu in Drasnien gesegelt und hatte dort einen nadrakischen Händler namens Grashor getroffen. Er schien ein anständiger Kerl zu sein, und als wir uns etwas kennengelernt hatten, fragte er mich, ob ich an einem einträglichen Geschäft interessiert sei. Ich erwiderte ihm, ich sei Graf und kein gewöhnlicher Kaufmann, aber er blieb hartnäckig. Er sagte, er wäre nervös wegen der Piraten, die auf den Inseln im Golf von Cherek ihr Unwesen trieben.
    Das Schiff eines Grafen, das mit bewaffneten Kriegern bemannt wäre, würde jedoch wohl kaum angegriffen. Seine Ladung bestand aus einer einzigen Truhe, die nicht einmal sehr groß war. Ich glaube, es handelte sich um Juwelen, die er durch den Zoll in Boktor geschmuggelt hatte und die er nach Darin in Drasnien gebracht haben wollte. Ich sagte, ich sei schließlich nicht interessiert, aber dann öffnete er seine Börse und schüttelte pures Gold heraus. Das Gold war hellrot, wie ich mich erinnere, und ich konnte meine Augen nicht davon abwenden. Ich brauchte Geld – wer braucht das schließlich nicht? – und konnte nichts Unehrenhaftes in dem entdecken, um was er mich bat.
    Jedenfalls brachte ich ihn und seine Ladung nach Darin. Dort traf ich seinen Partner – einen Murgo namens Asharak.«
    Garion zuckte bei dem Namen zusammen und hörte, wie Silk vor Überraschung einen leisen Pfiff ausstieß.
    »Wie wir vereinbart hatten«, fuhr Jarvik fort, »bezahlte Asharak mir noch einmal die gleiche Summe wie Grashor. Ich kam aus der Angelegenheit mit einem ganzen Sack voll Gold heraus. Asharak sagte zu mir, daß ich ihnen einen großen Gefallen getan hätte und er, wenn ich je mehr Gold benötigen sollte, sich glücklich schätzen würde, Möglichkeiten für mich zu finden, um es zu verdienen.
    Ich hatte jetzt mehr Gold als zuvor, aber irgendwie schien es nicht genug zu sein. Aus irgendeinem Grunde brauchte ich noch mehr.«
    »Das ist für Angarak-Gold typisch«, sagte Meister Wolf. »Es zieht mehr an. Je mehr man hat, desto mehr ergreift es von einem Besitz. Deswegen sind Murgos so freigiebig damit. Asharak hat nicht deine Dienste gekauft, Jarvik; er hat deine Seele gekauft.«
    Jarvik nickte finster. »Jedenfalls«, fuhr er fort, »dauerte es nicht lange, bis ich eine Ausrede fand, um wieder nach Darin zu segeln. Asharak sagte mir, er sei sehr neugierig auf unser Reich geworden, da es Murgos verboten ist, Cherek zu betreten. Er hat mir viele Fragen gestellt und für jede Antwort Gold gegeben. Es schien mir eine törichte Art, Geld auszugeben, aber ich gab ihm die Antworten und nahm sein Gold. Als ich nach Cherek zurückkam, hatte ich einen weiteren Sack voll. Ich ging nach Jarviksholm und legte das Gold zu dem anderen. Ich sah, daß ich ein reicher Mann war, und noch hatte ich nichts Unehrenhaftes getan. Aber nun schien es, als habe der Tag nicht genug Stunden. Ich verbrachte all meine Zeit in meiner Schatzkammer, zählte immer wieder mein Gold und polierte es, bis es so rot wie Blut glänzte und es meine Ohren mit seinem Klang füllte.
    Aber nach einer Weile hatte ich das Gefühl, daß ich eigentlich nicht sehr viel davon hatte, daher ging ich wieder zu Asharak. Er sagte, er wäre immer noch neugierig auf Cherek, und er wollte gern über Anheg Bescheid wissen. Er sagte, daß er mir so viel Gold geben würde, wie ich schon hatte, wenn ich ihm ein Jahr lang Berichte über das zukommen ließe, was auf den geheimen Ratsversammlungen hier besprochen würde. Zuerst lehnte ich ab, da mir alles sehr unehrenhaft vorkam, aber dann zeigte er mir das Gold, und ich konnte nicht mehr widerstehen.«
    Von seinem Platz aus konnte Garion die Mienen derjenigen sehen, die in dem Saal unter ihm waren. Sie zeigten eine seltsame Mischung aus Mitleid und Verachtung, als Jarvik weitererzählte.
    »Damals, Anheg, fingen deine Männer einen meiner Boten ab, und ich wurde nach Jarviksholm verbannt. Zuerst machte es mir nichts aus, weil ich immer noch mit meinem Gold spielen konnte. Aber nicht lange danach fiel mir auf, wie wenig es eigentlich war. Ich schickte ein schnelles Schiff durch die Meerenge nach Darin mit einer

Weitere Kostenlose Bücher