Kind der Prophezeiung
Münze in die Hand drückte. »Ich muß gestehen, daß ich von der Herzogin von Erat noch nie gehört habe.«
»Du bist ein glücklicher Mann«, sagte Wolf.
»Sie ist eine große Schönheit«, sagte der Mann bewundernd.
»Und hat ein dazu passendes Temperament«, sagte Wolf.
»Das habe ich gemerkt«, meinte der Wächter.
»Wir haben gemerkt, daß du es gemerkt hast«, sagt Silk verschmitzt.
Sie gaben ihren Pferden die Sporen und holten Tante Pol ein.
»Die Herzogin von Erat?« fragte Silk sanft.
»Das Benehmen des Burschen hat mich geärgert«, sagte Tante Pol hochmütig, »und ich bin es satt, vor Fremden ein armes Gesicht aufzusetzen.«
Auf dem Zollplatz rief Silk einen geschäftig aussehenden Händler an, der über das schneebedeckte Pflaster stapfte. »He, Bursche«, rief er im beleidigendsten Tonfall, den er fertigbrachte, und zügelte sein Pferd unmittelbar vor dem überraschten Händler. »Meine Herrin, die Herzogin von Erat, möchte den Weg zum Gasthaus ›zum Löwen‹ wissen. Sei so gut und beschreibe ihn mir.«
Der Kaufmann blinzelte und wurde bei dem Ton des rattengesichtigen Mannes rot. »Diese Straße hinauf«, sagte er knapp und deutete in die Richtung. »Ein gutes Stück. Es ist auf der linken Seite. Vorne ist ein Schild, das einen Löwen zeigt.«
Silk schnaubte ungnädig, warf dem Mann ein paar Münzen vor die Füße in den Schnee und wirbelte großspurig sein Pferd herum. Der Kaufmann sah ihm wütend nach, wie Garion feststellte, wühlte aber trotzdem im Schnee nach den Münzen, die Silk ihm zugeworfen hatte.
»Ich bezweifle, daß hier jemand unsere Durchreise rasch vergißt«, sagte Wolf säuerlich, als sie ein Stück die Straße hinauf waren.
»Sie werden sich an die Durchreise einer arroganten Adeligen erinnern«, sagte Silk. »Diese Tarnung ist genausogut wie jede andere, die wir bislang angewandt haben.«
Als sie am Gasthaus ankamen, bestellte Tante Pol nicht die üblichen Schlafkammern, sondern eine ganze Suite.
»Mein Kämmerer wird dich bezahlen«, sagte sie zu dem Gastwirt und deutete auf Meister Wolf. »Unsere Packpferde sind einige Tage hinter uns mit dem Rest meiner Diener, deswegen brauche ich die Dienste eines Schneiders und einer Zofe. Sorge dafür.« Und damit drehte sie sich um und rauschte königlich die lange Treppe hinauf, die zu ihrer Suite führte, dem Diener folgend, der vorneweg eilte, um ihr den Weg zu weisen.
»Die Herzogin ist eine gebieterische Erscheinung, nicht wahr?« wagte der Wirt Wolf gegenüber zu bemerken, als dieser anfing, ihm die Münzen vorzuzählen.
»Das ist sie tatsächlich«, stimmte Wolf zu. »Ich habe festgestellt, daß es klug ist, nicht gegen ihre Wünsche zu verstoßen.«
»Dann werde ich mich danach richten«, versicherte ihm der Wirt. »Meine jüngste Tochter ist recht anstellig. Ich werde sofort dafür sorgen, daß sie Ihrer Gnaden als Zofe zur Verfügung steht.«
»Vielen Dank, Freund«, sagte Silk. »Unsere Herrin wird sehr ärgerlich, wenn die Dinge, die sie wünscht, nicht sofort erledigt werden, und wir sind diejenigen, die darunter zu leiden haben.«
Sie marschierten die Treppen zu der Suite hinauf, die Tante Pol genommen hatte, und traten in den Hauptwohnraum, ein großartiges Zimmer, viel reicher ausgestattet, als Garion es je gesehen hatte. Die Wände waren mit Wandbehängen bedeckt, in deren Stoffe komplizierte Muster eingewebt waren. Viele Kerzen – echte Wachskerzen statt qualmenden Talgs – standen in Leuchtern an den Wänden und in einem schweren Kandelaber, der auf dem polierten Tisch stand. Ein gutes Feuer flackerte fröhlich im Kamin, und ein großer Teppich mit seltsamen Mustern lag auf dem Boden.
Tante Pol stand vor dem Feuer und wärmte sich die Hände. »Ist das nicht besser als ein schäbiges Gasthaus an den Kais, das nach Fisch und ungewaschenen Seeleuten riecht?« fragte sie.
»Wenn die Herzogin von Erat mir vergibt, es zu erwähnen«, sagte Wolf bissig, »ist dies kaum ein Weg, der Aufmerksamkeit zu entgehen, und mit den Kosten für diese Unterkunft könnte man eine ganze Legion eine Woche lang verpflegen.«
»Werde nicht im Alter noch geizig, Alter Wolf«, erwiderte sie. »Niemand nimmt eine verwöhnte Adelige ernst, und diese Fuhrwerke haben den unangenehmen Brill auch nicht davon abhalten können, uns zu finden. Diese Tarnung ist wenigstens bequem, und sie erlaubt uns, schneller zu reisen.«
Wolf grunzte. »Ich hoffe nur, daß wir das nicht noch bedauern werden«, sagte er.
»Hör auf zu
Weitere Kostenlose Bücher