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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Räumlichkeiten unwohl fühlte, sich nach dem Frühstück in die Ställe verzogen hatte, blieb Garion in Gesellschaft des Riesen Barak zurück, der geduldig mit einem kleinen Stein arbeitete, um damit eine Scharte an seiner Schwertklinge auszuwetzen – ein Andenken an das Scharmützel in Muros. Garion hatte sich bei dem großen, rotbärtigen Mann nie recht wohl gefühlt, Barak sprach wenig, und eine Art schwerfälliger Bedrohung schien von ihm auszugehen. Deshalb verbrachte Garion den Vormittag damit, die Wandbehänge an den Wänden des Salons zu inspizieren. Die Wandbehänge stellten Ritter in voller Rüstung und Burgen auf Hügeln dar sowie merkwürdig aussehende Mädchen, die in den Gärten wandelten.
    »Arendisch«, sagte Barak direkt hinter ihm. Garion zuckte zusammen. Der riesige Mann war so leise herangekommen, daß er nichts gehört hatte.
    »Woher weißt du das?« fragte Garion höflich.
    »Die Arendier lieben Wandbehänge«, brummte Barak, »und das Weben von Bildern beschäftigt ihre Frauen, während die Männer fort sind, um sich gegenseitig die Rüstung zu verbeulen.«
    »Tragen sie das wirklich alles?« fragte Garion und zeigte auf einen Ritter in schwerer Rüstung, der auf dem Wandbehang abgebildet war.
    »O ja.« Barak lachte. »Das und noch mehr. Selbst ihre Pferde tragen Rüstungen. Eine dumme Art, Krieg zu führen.«
    Garion deutete mit dem Fuß auf den Teppich. »Ist der auch arendisch?« fragte er.
    Barak schüttelte den Kopf. »Aus Mallorea«, sagte er.
    »Wie ist er den ganzen Weg aus Mallorea hierher gekommen?« fragte Garion. »Ich habe gehört, daß Mallorea am anderen Ende der Welt liegt.«
    »Es ist weit weg«, gab Barak zu, »aber ein Kaufmann würde für einen guten Profit auch doppelt so weit reisen. Solche Waren wie diese kommen gewöhnlich über die Nördliche Karawanenroute aus Gar og Nadrak nach Boktor. Malloreanische Teppiche werden von den Reichen hochgeschätzt. Ich selbst habe nicht viel für sie übrig, da ich überhaupt nicht viel für Dinge übrig habe, die mit den Angarakanern zu tun haben.«
    »Wie viele Arten von Angarakanern gibt es?« fragte Garion. »Ich weiß, daß es Murgos und Thulls gibt, und ich habe Geschichten von der Schlacht bei Vo Mimbre gehört und das alles, aber ich weiß eigentlich nicht viel über sie.«
    »Es gibt fünf Stämme«, antwortete Barak, setzte sich und nahm seine Polierarbeit wieder auf, »Murgos und Thulls, Nadraker und Malloreaner, und natürlich die Grolims. Sie leben in den vier Königreichen des Ostens – Mallorea, Gar og Nadrak, Mishrak ac Thull und Cthol Murgos.«
    »Wo leben die Grolims?«
    »Sie haben keinen festen Wohnort«, antwortete Barak grimmig. »Die Grolims sind die Priester von Torak Einauge und sind überall in den Ländern der Angarakaner. Sie sind diejenigen, die die Opfer für Torak darbringen. Grolim-Messer haben mehr Angarakaner-Blut vergossen als ein Dutzend Vo Mimbres.«
    Garion schauderte. »Warum findet Torak solchen Gefallen am Hinschlachten seines eigenen Volkes?« fragte er.
    »Wer weiß?« Barak zuckte die Achseln. »Er ist ein seltsamer, böser Gott. Manche glauben, daß er verrückt geworden ist, als er das Auge Aldurs benutzte, um die Welt zu spalten, und das Auge ihn bestraft hat, indem es seine Gesichtshälfte verbrannt und seine Hand versengt hat.«
    »Wie konnte die Welt überhaupt gespalten werden?«, fragte Garion. »Ich habe diesen Teil der Geschichte nie verstanden.«
    »Die Macht von Aldurs Auge ist so beschaffen, daß damit alles vollbracht werden kann«, erzählte Barak. »Als Torak es erhob, wurde die Erde durch seine Kraft gespalten, und die Meere überfluteten das Land. Die Geschichte ist sehr alt, aber ich glaube, daß sie wahr sein könnte.«
    »Wo ist das Auge Aldurs jetzt?« fragte Garion plötzlich.
    Barak sah ihn mit eisblauen Augen und nachdenklichem Gesicht an, aber er sagte nichts.
    »Weißt du, was ich glaube?« sagte Garion aus einer plötzlichen Eingebung heraus. »Ich glaube, das Auge Aldurs ist gestohlen worden. Ich glaube, es ist das Auge, das Meister Wolf zu finden versucht.«
    »Und ich glaube, es wäre besser, wenn du nicht so viel über solche Sachen nachdenken würdest«, warnte Barak.
    »Aber ich möchte es wissen«, protestierte Garion, der trotz Baraks Worten und der warnenden Stimme in seinen Gedanken vor Neugier fast platzte. »Jeder behandelt mich wie einen dummen Jungen. Ich tappe nur blind herum und habe keine Ahnung, was wir tun. Wer ist Meister Wolf zum Beispiel?

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